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Für die Governance von Projekten, Programmen und Portfolios (im Folgenden auch mit "PPP Governance" abgekürzt) gibt es bisher nur wenige Richtlinien. Insofern ist es erfreulich, dass im Rahmen der ISO ein grundlegendes Konzept hierfür entwickelt wurde und kurz vor der Veröffentlichung steht. In diesem Artikel gehe ich auf die Entstehung dieser Norm ein, erläutere deren wichtigsten Inhalte und zeige Möglichkeiten zur Anwendung in der Praxis auf.
Schon seit 2007 wird im Rahmen der International Standardization Organization (ISO) an internationalen Normen zum Projekt-, Programm- und Portfoliomanagement gearbeitet. Ausgangspunkt war die Entwicklung einer Norm für das Management einzelner Projekte, die schließlich 2012 als ISO 21500 "Guidance on Project Management" veröffentlicht wurde (Wagner, Projekt Magazin 09/2012). Parallel zu den Entwicklungsarbeiten an dieser Norm setzte die ISO das Technical Committee 258 "Project, programme and portfolio management" (ISO/TC 258) ein.
Das ISO/TC 258 hat zum Ziel, internationale Normen auf dem Gebiet von Projekt-, Programm- und Portfoliomanagement zu entwickeln. Besonderer Fokus lag dabei von Anfang an eher auf der Entwicklung von übergeordneten Standards des Multiprojektmanagements (Wagner, Projekt Magazin 04/2012) bzw. der Governance und nicht auf der weiteren Detaillierung des Projektmanagements. So wurde im Jahr 2015 die ISO 21504 "Guidance on portfolio management" (ISO, 2015) veröffentlicht. Eine internationale Norm zum Management von Programmen steht in diesem Jahr zur Veröffentlichung an, die ISO 21503 Guidance on programme management, die derzeit als Draft International Standard (DIS) vorliegt (ISO, 2016).
Auf Initiative Hollands und Südafrikas wurde 2012 die Entwicklung einer internationalen Norm für Governance auf dem Gebiet von Projekt-, Programm- und Portfoliomanagement als neues Normenprojekt gestartet. Allerdings war die Abgrenzung des Themas schwer, da der Begriff "Governance" nicht klar definiert ist. International werden sehr unterschiedliche Begriffe (Governance of Projects, Governance of Project Management, Enterprise Project Governance usw.) bzw. Begriffszusammenhänge verwendet, so dass ein auf ISO-Ebene erforderlicher Konsens nur schwer herzustellen war. Nach intensiver Entwicklungsarbeit wurde auf der letzten Sitzung des ISO/TC 258 im Jahr 2016 die internationale Norm ISO 21505 "Project, programme and portfolio management — Guidance on governance" zur Veröffentlichung freigegeben. Sie wird in den nächsten Tagen über die Website der ISO zum Kauf angeboten.
Am Anfang der fünfjährigen Arbeit an der ISO 21505 stand deshalb eine ausführliche Analyse vorhandener Literatur, Standards und Normen, um die für das Normenprojekt relevanten Zielgruppen und Inhalte zu diskutieren. Die Analyse zeigte deutliche Unterschiede im Verständnis von Governance auf. So ist z.B. im angelsächsischen Raum der Einfluss von Governance auf die Führung bzw. das Management wesentlich stärker ausgeprägt als in Deutschland. In England wird Governance sehr detailliert beschrieben, wohingegen in den USA Beschreibungen eher Handlungsspielräume lassen. In der Literatur wird häufig keine klare Trennlinie zwischen der Governance und dem Management von Projekten, Programmen und Portfolios gezogen, was die Umsetzung in der Praxis erschwert.
Häufig wird der Begriff "Governance" mit dem Wort "Führen" gleichgesetzt. Dies greift allerdings viel zu kurz, denn es ist nicht "operatives Führen" (von Projekten) gemeint, sondern eher das "strategische Regieren". Klar wird das, wenn man sich ansieht, wer "Governance" ausübt: Aufsichtsräte, Vorstände, Geschäftsführer, Bereichsleiter oder spezielle Gremien – eben Führungskräfte der obersten zwei bis drei Führungsebenen eines Unternehmens. Diese sind in der Regel nicht operativ aktiv im Management von Projekten, Programmen und Portfolios, sondern definieren die Prinzipien, Werte, Regeln, Richtlinien, Strukturen und Prozesse für diese Aufgaben und kontrollieren deren Einhaltung. Die Governance setzt also den Rahmen für das Management und kontrolliert, korrigiert bzw. entwickelt diesen – im Sinne der strategischen Ausrichtung – nachhaltig weiter.
Die Definition des Begriffs "Governance" gemäß ISO 21505 lautet: "Principles, policies and framework by which an organization is directed and controlled." Eine deutsche Entsprechung für den Begriff gibt es nicht, am ehesten passt der Begriff "Unternehmensleitung".
Worauf bezieht sich "Governance" nun? Beginnt man auf der strategischen Ebene des Unternehmens, dann hat die Governance sicher ihren Ausgangspunkt in der "Corporate Governance". Diese kann definiert werden als der rechtliche und faktische Ordnungsrahmen für die Leitung und Überwachung eines Unternehmens. Die in der ISO 21505 dargelegte "Governance of projects, programmes and portfolios" beschreibt denjenigen Teil der "Corporate Governance", der sich auf Projekte, Programme und Portfolios bezieht.
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