Die Chancen der Öffnung nutzen Gut gerüstet für Projektarbeit und Geschäfte im Iran

Teil 1:
Wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Hintergründe

Aufgrund der aktuellen politischen Entwicklung zählt der Iran zu den für Deutsche spannendsten und aussichtsreichsten Märkten. Um die sich bietenden Chancen optimal nutzen zu können, hilft es, wenn Sie zuvor einige Kenntnisse über den Iran erwerben. Die Nahost-Expertin Dr. Brigitte Moser-Weithmann gibt Ihnen im ersten Teil des Artikel-Zweiteilers einen tiefen Einblick in die aktuelle wirtschaftliche Situation, die gesellschaftlichen Strukturen und sozialen Hierarchien im Iran und erläutert, wie die Religion diese maßgeblich beeinflusst. Mit diesem Hintergrundwissen können Sie bei Geschäfts- wie Projektpartnern punkten – und auch das ein oder andere "Fettnäpfchen" vermeiden.

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Artikelserie

  1. Wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Hintergründe
  2. Verhaltensempfehlungen für die erfolgreiche Zusammenarbeit

Die Chancen der Öffnung nutzen Gut gerüstet für Projektarbeit und Geschäfte im Iran

Teil 1:
Wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Hintergründe

Aufgrund der aktuellen politischen Entwicklung zählt der Iran zu den für Deutsche spannendsten und aussichtsreichsten Märkten. Um die sich bietenden Chancen optimal nutzen zu können, hilft es, wenn Sie zuvor einige Kenntnisse über den Iran erwerben. Die Nahost-Expertin Dr. Brigitte Moser-Weithmann gibt Ihnen im ersten Teil des Artikel-Zweiteilers einen tiefen Einblick in die aktuelle wirtschaftliche Situation, die gesellschaftlichen Strukturen und sozialen Hierarchien im Iran und erläutert, wie die Religion diese maßgeblich beeinflusst. Mit diesem Hintergrundwissen können Sie bei Geschäfts- wie Projektpartnern punkten – und auch das ein oder andere "Fettnäpfchen" vermeiden.

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Das Bild, das wir Deutschen vom Iran haben, hat sich in den letzten Jahren stark zum Positiven gewandelt. Auch das Interesse an den Bewohnern des Landes, seiner Geschichte und an seinem wirtschaftlichen Potenzial wächst.

Zudem ist in den letzten Jahren der Tourismus in den Iran sprunghaft angestiegen (siehe dazu auch "Warum plötzlich so viele in den Iran reisen wollen", DIE WELT vom 11.03.15). Es handelt sich dabei in erster Linie um Kultur- und Kunst-Tourismus, wobei wir Deutschen unter den Touristen an vorderster Stelle stehen.

Dieser zweiteilige Artikel liefert Ihnen das Rüstzeug, um mit Iranern ins Geschäft zu kommen und erfolgreich in Projekten zusammenzuarbeiten. Dafür erhalten Sie im vorliegenden ersten Teil Grundlagenwissen über Wirtschaft, Gesellschaft und Religion im Iran. Der zweite Teil gibt Ihnen Handlungsempfehlungen, wie Sie sinnvoll Geschäfte anbahnen, und informiert darüber, was Sie im Hinblick auf Kommunikation, das hierarchische Verständnis und Etikette wissen sollten, damit Ihre Geschäfte und Projekte im Iran erfolgreich verlaufen.

Aktuelle politische Entwicklung im Iran

Einen bedeutenden Anteil an dem wachsenden Interesse der deutschen wie auch der internationalen Wirtschaft haben sicherlich zum einen die Wahl des als gemäßigt geltenden Hassan Rohani zum Präsidenten im Juni 2013, zum anderen das Zustandekommen des Nuklearabkommens im Juli 2015 ("5 plus 1 Abkommen über die zivile Nutzung der Atomkraft").

Die Atom-Verhandlungen waren auf Rohanis Initiative hin wiederaufgenommen worden. Es war seine Absicht, die Wirtschaftssanktionen möglichst bald zu beseitigen, welche die iranische Wirtschaft stark getroffen haben. Dank dem Abkommen rückt die Aufhebung der Sanktionen in greifbare Nähe. Dies schafft die Voraussetzungen dafür, dass westliche Investoren im Iran Geschäfte machen wollen und Projekte initiieren.

Ein 2002 formuliertes Handelsabkommen der EU mit dem Iran musste 2006 im Rahmen der westlichen Embargo-Politik ausgesetzt werden. Das Gleiche gilt für das 2005 bereits feststehende deutsch-iranische Investitions- und Schiedsgerichtsabkommen. Werden die Sanktionen aufgehoben, aktivieren sich die beiden genannten Abkommen – und der Normalisierung der deutsch-iranischen Wirtschaftsbeziehungen steht nichts mehr im Wege.

Aufhebung der Sanktionen macht neue Investitionen möglich

Nach der Aufhebung der Sanktionen hat die iranische Regierung wieder Zugriff auf ca. 100 Mrd. Dollar, welche aus Öleinnahmen stammen. Diese Gelder waren im Zuge der internationalen Wirtschaftssanktionen seit 2006 "eingefroren" worden. Dies schränkte die Möglichkeiten des Staates, Investitionen zu tätigen, stark ein. Zudem fehlte es wegen der Sanktionen an ausländischem Know-how.

Mit der Aufhebung der Sanktionen winken europäischen Firmen Milliardengeschäfte (siehe dazu http://www.zeit.de/wirtschaft/2015-07/sanktionen-iran-investitionen-atomabkommen und http://www.zeit.de/politik/ausland/2015-07/iran-atomprogramm-verhandlung-reaktionen-teheran). Die Iraner interessieren sich vor allem für deutsche Industrieanlagen, automatische Fertigungsanlagen, Energieanlagen, Automobile, Flugzeuge und moderne Ersatzteile, Werkzeugmaschinen, Kühlanlagen, elektronische Artikel, Telekommunikation sowie hochwertige Medikamente.

Insgesamt wird der Investitionsbedarf zum Ausbau der Infrastruktur, des Industrie- und Maschinensektors und der Automatisierung auf 100 Mrd. Dollar pro Jahr geschätzt. So bedürfen z.B. die Öl- und Gasfördertechnik, die Raffinerien und die Gasverflüssigungsanlagen der Modernisierung. Die iranische Regierung plant zudem, in den kommenden Jahren jährlich 90 neue Flugzeuge zu kaufen. Das Land ist bereit, für insgesamt bis zu 500 Maschinen 20 Milliarden Dollar zu investieren. Der deutsch-französische Flugzeugbauer Airbus steht schon "in den Startlöchern" und hat der iranischen Regierung ein Angebot vorlegt.

Deutsch-Iranische Wirtschaftsbeziehungen

Deutsche Tugenden hoch im Kurs

Die Iraner haben von uns Deutschen seit jeher ein positives Bild. Als "Deutsch" geltende Tugenden, wie Verlässlichkeit und Arbeitsethos, stehen hoch im Kurs. Auch das hinter dem Gütesiegel "Made in Germany" steckende technische Wissen ruft im Iran Respekt hervor.

Fortsetzungen des Fachartikels

Teil 2:
Verhaltensempfehlungen für die erfolgreiche Zusammenarbeit
Im Iran "laufen die Uhren langsamer". Dies ist nur einer der vielen kulturellen Unterschiede, die Sie kennen sollten, wenn Sie mit Iranern Geschäfte abschließen oder Projekte durchführen wollen. Die Nahost-Expertin Dr.

Alle Kommentare (2)

Urban
Richter
Dr.

Schöner Artikel. "Sie können bei Ihrem iranischen Gesprächspartner sehr punkten, wenn Sie wissen, dass Iranisch eine eigenständige indoeuropäische Sprache" Iranisch ist keine Sprache, sondern eine Sprachgruppe (Untergruppe der Indoiranischen Sprachen, die ja bekanntlich wieder zu den indoeuropäischen Sprachen gehören). Persisch, Kurdisch, Luri, Belutschi (Baluchi) sind iranische SpracheN. Des Weiteren ist die korrekte Bezeichnung der Sprache im Deutschen nicht Farsi (oder richtiger Parsi), sondern einzig Persisch. Farsi ist die native / lokale Bezeichnung der Sprache. Die Sprache im Deutschen Farsi zu nennen, kommt dem gleich, im Deutschen plötzlich von Espagnol, Francais, al-Arabiyya oder Türkce zu sprechen. Gruß, Amir