Festpreis und vertrauensvolle Zusammenarbeit beißen sich

In der Ausgabe 6/2014 des Projekt Magazins erschien der Beitrag "In sechs Schritten zum Agilen Festpreis" von Dr. Andreas Opelt. Der Artikel beschreibt ein Konzept wie Auftraggeber und Auftragnehmer gemeinsam in agil durchgeführten Projekten zu einem Festpreisvertrag gelangen können.

Als zentrales Kriterium schreibt Dr. Opelt dazu auf Seite 8: "Um Projekte nach dem Agilen Festpreis durchführen zu können, stehen Vertrauen und partnerschaftliches Zusammenarbeiten an oberster Stelle." Das bezieht sich auf die geschäftliche Ebene, die oberhalb der rechtlichen Ebene steht und das geschäftliche Handeln – inkl. des Projektmanagements – bestimmt.

Festpreis und vertrauensvolle Zusammenarbeit beißen sich

In der Ausgabe 6/2014 des Projekt Magazins erschien der Beitrag "In sechs Schritten zum Agilen Festpreis" von Dr. Andreas Opelt. Der Artikel beschreibt ein Konzept wie Auftraggeber und Auftragnehmer gemeinsam in agil durchgeführten Projekten zu einem Festpreisvertrag gelangen können.

Als zentrales Kriterium schreibt Dr. Opelt dazu auf Seite 8: "Um Projekte nach dem Agilen Festpreis durchführen zu können, stehen Vertrauen und partnerschaftliches Zusammenarbeiten an oberster Stelle." Das bezieht sich auf die geschäftliche Ebene, die oberhalb der rechtlichen Ebene steht und das geschäftliche Handeln – inkl. des Projektmanagements – bestimmt.

In der Ausgabe 6/2014 des Projekt Magazins erschien der Beitrag "In sechs Schritten zum Agilen Festpreis" von Dr. Andreas Opelt. Der Artikel beschreibt ein Konzept wie Auftraggeber und Auftragnehmer gemeinsam in agil durchgeführten Projekten zu einem Festpreisvertrag gelangen können.

Als zentrales Kriterium schreibt Dr. Opelt dazu auf Seite 8: "Um Projekte nach dem Agilen Festpreis durchführen zu können, stehen Vertrauen und partnerschaftliches Zusammenarbeiten an oberster Stelle." Das bezieht sich auf die geschäftliche Ebene, die oberhalb der rechtlichen Ebene steht und das geschäftliche Handeln – inkl. des Projektmanagements – bestimmt. (Wobei es sich allerdings empfiehlt, so zu handeln, wie es auf der unteren Ebene abgesichert ist.)

Verträge können und sollen auf der rechtlichen Ebene so formuliert werden, dass sie eine taugliche Basis für das sind, wie die Vertragspartner auf der geschäftlichen Ebene handeln wollen. In diesem Fall eignet sich die vertragliche Ebene aber nicht dafür: Das Problem ist, wie Opelt eingangs des Artikels schreibt, dass der Auftraggeber häufig zwar moderne Methoden wünscht (obere Ebene), aber weiterhin einen herkömmlichen Festpreisvertrag forciert (untere Ebene). Dann will er den Vertrag nicht auf Basis von vertrauensvoller und kooperativer Zusammenarbeit aufbauen. Er tut zwar so, aber im Konfliktfall soll der Auftragnehmer nach seiner Pfeife tanzen.

Vertrauen in kleinen Schritten

Meine jahrzehntelangen Erfahrungen mit Kunden, die vertrauensvoll und konstruktiv mit ihren Auftragnehmern zusammenarbeiten wollen, gehen in eine andere Richtung: Solche Kunden sind am Anfang vorsichtig und erteilen erst einmal kleine Aufträge, gerne auch gegen einen Festpreis.

Wenn Vertrauen aufgebaut ist, wollen diese Kunden oft keinen Festpreis mehr haben – zumindest deren Fachseite nicht. Vielmehr vereinbaren Sie mit ihren Auftragnehmern dann Vergütung nach Aufwand. Selbstverständlich muss auch dann ordentlich geplant werden: Aufwände und Termine müssen geschätzt und festgelegt werden und dann während der Projektdurchführung kontrolliert und ggf. im Rahmen der Steuerung fortgeschrieben werden.

Es gibt keinen Königsweg

Aber auch bei diesem Vorgehen können Schwierigkeiten auftreten: So kann z.B. der Einkauf die Verhandlungen stören, indem er auf der vertraglichen Ebene auf einen Festpreis pocht. Die Vertragspartner können dann auf Vergütung nach Aufwand mit einer Obergrenze ausweichen. Diese kann großzügig sein, was der Einkauf nicht erfährt. Und möglicherweise wird dann der Rahmen nicht ausgeschöpft, was den Einkauf wiederum erfreut.

Wenn der Kunde Zusatzwünsche hat und/oder die Obergrenze nicht ausreicht (oder ein Festpreis vereinbart ist) und auch kein Reservebudget zur Verfügung steht, können die Vertragspartner die vertrauensvolle Zusammenarbeit fortsetzen. Der Auftragnehmer kann das Defizit erst einmal hinnehmen und es dann – in Abstimmung mit der Fachabteilung des Kunden – bei dem nächsten Auftrag oder bei den nächsten beiden in den Festpreis mit einkalkulieren. Allerdings hat der Kunde im Konfliktfall eine starke Stellung auf vertraglicher Ebene.

Auf der vertraglichen Ebene ist es nützlich, eine Sollbruchstelle vorzusehen, nämlich nach der Erstellung einer einigermaßen detaillierten Spezifikation das Vorhaben auf den Prüfstand zu stellen. Das drängt sich auf, solange noch Vertrauen aufgebaut werden muss, und ist auch noch danach sinnvoll. Auch Opelt sieht eine Checkpoint-Phase vor, damit gegebenenfalls die Reißleine gezogen werden kann.

Letztendlich bleibt als Essenz: Bei der Vertragsgestaltung gibt es keine Königswege – weder auf der unteren noch auf der oberen Ebene.

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Alle Kommentare (6)

Guest

Interessant ist, dass doch viele Auftragnehmer genügend Vertrauen in ihre agile Vorgehensweise haben, um zum Festpreis anzubieten. Schließlich ist Timeboxing auch meist gleich bedeutend mit Costboxing, und damit lässt sich gut kalkulieren, auch in hybriden Projekten. Man muss halt verstehen, was man tut, dann hat man auch Vertrauen darin! Auftraggebern rate ich, denen zu vertrauen, die wirklich verstehen, was sie tun, gerade beim Projektmanagement...

 

Guest

Der Grundgedanke bei Festpreisprojekten (aus der Sicht AG ) ist doch, den Interessenskonflikt bei der Realisierung zwischen AG und AN zu minimieren. Der AG möchte fest definierte Anforderungen möglichst kostengünstig und zeitnah umgesetzt bekommen. Während der AN beim T&M Geschäft versucht, möglichst viele Stunden zu fakturieren. Der Festpreis soll nun dazu dienen, diesen Konflikt zu beseitigen, indem die Anforderungen genau definiert werden. Der AG überlegt genau, welche Anforderungen wirklich wichtig sind und der AN baut später keine unnötigen Features ein, da diese nicht bezahlt werden. Die letzten zwei Jahre habe ich mit erlebt, wie eine ganze Abteilung von einer klassischen Entwicklung auf Scrum umgestellt wurde. Insgesamt 11 Scrum Teams (5-7 Mitglieder / Team) wurde mit einem Festpreis pro Sprint bezahlt. Der Product Owner hatte die Befugnis, im Zweifel auch den Fachbereich zu überstimmen. Ich denke, mehr Vertrauen geht nicht ;)

 

Guest

Das Thema Agilität und Festpreis, bzw. Vertragsgestaltung in agilen Projekten generell ist eines der am geringsten ausgearbeiteten Themen überhaupt. Es gibt sehr innovative Ansätze wie z.B. "Gepäck und Proviant", dennoch entstehen bei Projekten mit Scrum und anderen agilen Methoden immer wieder die selben Probleme. Verträge sind dabei hilfreich, behaupten viele. Allerdings können penibel formulierte Verträge genausoviel Schaden anrichten, wie sie vermeintlich Nutzen bringen in Konfliktsituationen. Der Nutzen, der gerne als Argument für "wasserdichte" Verträge erwähnt wird tritt nur in dem Fall auf, in dem es massiv unterschiedliche Auffassungen in der Leistung des AN gibt. Ein Grundprinzip der agilen Zusammenarbeit ist es, solche worst-case Szenarien zu vermeiden. Sich immer für den worst-case abzusichern, massiv Zeit und Geld in die Vermeidung dieser potentiellen Katastrophe zu investieren, anstatt in kontinuierliche Abstimmung, stammt noch aus der Zeit, in der Brücken schlecht gebaut und oftmals eingestürzt sind. Leider wird in BWL und Jus genau dieser Ansatz noch unterrichtet und somit können die wenigsten Juristen und Ökonomen wirklich mit Agilität umgehen. Daher wird dieses tayloristische Gedankengut noch länger jegliche Form der Zusammenarbeit dominieren. Dass es anders geht beweisen genug Beispiele aus der Realität.

 

Guest

Beim Festpreis-Vertrag liegt das volle finanzielle Risiko beim Auftragnehmer, beim Time & Material-Vertrag beim Auftraggeber. Beides ist keine gute Voraussetzung für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit, sofern nicht die beiden Parteien schon gute Erfahrungen miteinander gemacht haben. Zumindest beim ersten Mal (aber nicht nur) wird eine vertrauensvolle Zusammenarbeit begünstigt durch Incentive-Verträge, bei denen das finanzielle Risiko auf beide Seiten nach einem vereinbarten Schlüssel verteilt wird. - Wird leider in Deutschland viel zu selten gemacht ...

 

Guest

In meiner Arbeit zur Zertifizieruung konnte ich während der Literaturrecherche ebenfalls feststellen, dass der Themenkomplex "Vertragsgestaltung in agilen Projekten" eines der am geringsten ausgearbeiteten Themen überhaupt ist. Nach meiner Beobachtung ändert sich das kontinuierlich, wenngleich noch langsam. Vertrauen ist (nicht nur in diesem Zusammenhang) ein Schlüsselwort. Aus meiner Praxis habe ich gute Erfahrungen mit Anreizen gemacht: AG-Anreiz - günstiger Preis Je genauer der AG die fachliche (!!) Anforderung spezifiziert, desto geringer fällt der Risikoaufschlag des AN aus, oder umgekehrt. Abweichungen können über (vertragliche) CR-Regelungen behandelt werden. AN-Anreiz - gute Kostenkalkulation der AN sollte gemessen an der Qualität der Anforderung einen Risikoaufschlag einplanen. Hierzu ist Kontextwissen notwendig (siehe Kommentar von Henning Zeumer). Gleichzeitig kann eine nach Zeit gestaffelte Sprint-Prämie vereinbart werden. Je früher das Projekt fertig ist (=Abnahme), desto größer fällt die Prämie aus - und umgekehrt. Insofern sollten alle Beteiligten wissen, was sie tun.

 

Guest

Hallo zusammen, welche Ehre, auf einen Beitrag des Gottes der IT-Verträge zu antworten. Liebe Leser, hört auf das, was Herr Zahrnt schreibt. Meine Erfahrung ist auch, dass es bei einem kritischen Kunden erst einmal besser ist, Vertrauen in kleinen Schritten aufzubauen. Ein Vertrag kann kein Vertrauen erzwingen. Zur Erinnerung, liebe Auftragnehmer, Ihr müsst auch nicht jeden Auftrag annehmen. Meine Gedanken zu agilen Verträgen habe ich - nach Lektüre der Bücher von Herrn Zahrnt und nach zwei Seminaren zum Thema IT-Recht und nach der Erfahrung aus vielen Projektverträgen - im Teamworkblog zusammengefasst: http://www.teamworkblog.de/search/label/Vertr%C3%A4ge Beste Grüße, Jan Fischbach