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Als Folge zunehmender Projektarbeit gewinnt die Gruppen- und Teamarbeit in den Unternehmen immer mehr an Bedeutung. Da Personen besonders effizient zusammen arbeiten, wenn sie ein "echtes Team" mit einem Teamgeist sind, ist es eine wichtige Aufgabe des Projektleiters, den Zusammenhalt im Team zu fördern und die Mitglieder für die gemeinsame Aufgabe zu motivieren, ihnen also "Lust an Leistung" zu verschaffen. Wie im ersten Teil dieses Artikels beschrieben wurde, gibt es generelle menschliche Triebe, welche auf Lusterleben ausgerichtet sind: Der Sicherheitstrieb (Lusterlebnis durch die Schaffung von Sicherheit und Flow-Erlebnissen), der Aggressionstrieb (Lusterlebnis durch Sieg und Anerkennung) und der Trieb zur Bindung (Lusterlebnis durch gemeinschaftliches Handeln). Es gibt für Führungskräfte also drei Handlungsmaximen: Flow organisieren, Anerkennung verschaffen und Beziehungen managen. Projektmanager werden im Rahmen der Teamarbeit zu "Lust-Managern".
Die Aneinanderreihung vieler kleiner Lust-Gefühle führt zu einem Flow-Erleben. Um Flow zu erzeugen, müssen Aufgaben und Arbeitspakete für jeden Mitarbeiter mit dessen Fähigkeiten in Einklang gebracht werden. Zu wenig Sicherheit bei der Bearbeitung der individuellen Arbeitspakete (Überforderung) erzeugt Angst, zu viel Sicherheit (Routine) bedeutet Langeweile. In der Mitte liegt ein schmaler Grad, der Flow erzeugt (Bild 1).
Die besondere Problematik bei der Organisation von Flow liegt in der zugrunde liegenden Dynamik. Einmal erzeugte Sicherheit wird mit der Zeit langweilig, permanente Unsicherheit lähmt. Der Flow muss also ständig aufrecht erhalten werden, um Lust an Leistung hervorzurufen. Die folgenden Anregungen sollen dazu dienen, Altbekanntes aus dem Projektmanagement neu einzuordnen:
Auch Anerkennung unterliegt einer besonderen Dynamik. Der Wunsch nach Anerkennung muss immer wieder befriedigt werden, genauso wie der Nahrungs- oder Sexualtrieb. Jeder Mensch hat den Trieb, Anerkennung zu erlangen - sein ganzes Leben lang (Cube, S. 78).
Aus moralischen Gründen wird der Trieb zum Sieg, also der Aggressionstrieb, problematisch gesehen. Die Menschheit hat eine Vielzahl von Strategien entwickelt, um Macht, Rang und Privilegien zu erlangen und damit (symbolische oder wahrhaftige) Siege zu demonstrieren. Der oft beklagte Verfall von Moral und Werten in Wirtschaft und Gesellschaft oder aufgedeckte Schmiergeld-Affären in Vorstandsetagen oder Amtsstuben ist dafür beispielhaft, ebenso im Kleinen die Intrigen und die Mikropolitik in Abteilungen oder Vereinen. Daher sollten nicht Leistungssymbole, sondern die Leistung selbst anerkannt werden. Aggression ist nicht verwerflich, wenn sie auf akzeptierte Leistung ausgerichtet ist.
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Dr. Herbert Haubold
08.12.2012