Aufgaben des Scrum Masters: 8 Grundhaltungen und 4 Anti-Patterns Die Rolle des Scrum Masters: Setzen Sie ungenutztes Potenzial frei!

Die Rolle des Scrum Masters: Aufgaben und Anti-Patterns

Als Scrum Master haben Sie eine anspruchsvolle Rolle. Markus Stroh gibt Ihnen Tipps, wie Sie den vielfältigen Verantwortlichkeiten gerecht werden, ohne zur eierlegenden Wollmilchsau zu werden. Achten Sie dabei besonders auf vier Anti-Patterns!

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Aufgaben des Scrum Masters: 8 Grundhaltungen und 4 Anti-Patterns Die Rolle des Scrum Masters: Setzen Sie ungenutztes Potenzial frei!

Die Rolle des Scrum Masters: Aufgaben und Anti-Patterns

Als Scrum Master haben Sie eine anspruchsvolle Rolle. Markus Stroh gibt Ihnen Tipps, wie Sie den vielfältigen Verantwortlichkeiten gerecht werden, ohne zur eierlegenden Wollmilchsau zu werden. Achten Sie dabei besonders auf vier Anti-Patterns!

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Agilität als Vorgehensmodell komplexer Projektumsetzungen hat sich in den letzten zehn Jahren rasant entwickelt und ist ein etabliertes Element in kleineren und größeren Unternehmungen geworden. Die Vorteile, die Agilität mit sich bringt, – schnelle Wandlungsfähigkeit, eine hohe Transparenz, eine kurze Time-to-Market sowie anfassbare Ergebnisse – sind häufig die entscheidenden Kriterien gegenüber klassischen Projektvorgehensweisen.

Viele agile Umsetzungen zeigen jedoch große Schwächen bei der Besetzung der Scrum-Master-Rolle. Sie unterschätzen damit einen erheblichen Schlüsselfaktor, wenn es darum geht, das Team und die zugehörigen Prozesse optimal aufzustellen und sukzessive weiterzuentwickeln – eine Grundvoraussetzung, um die Potenziale innerhalb des Scrum Teams langfristig zu entfalten. Mit diesem Artikel möchte ich daher folgender Frage nachgehen: Welches sind die zentralen Facetten der Scrum-Master-Rolle und wie können Sie als Scrum Master oder Projektleiter:in brachliegende Potenziale erkennen und ausschöpfen?

Ein Blick in den Scrum Guide: vom "Servant Leader" zum "True Leader"

Ursprünglich wurde der Scrum Master innerhalb des Scrum Guides als "Servant Leader" vorgestellt. Die Rolle hat damit eine zentrale Bedeutung: Im Kern ihres Aufgabenspektrums ist sie dazu auserkoren, zu "dienen" und die anderen Beteiligten im Projektumfeld dabei zu unterstützen, ihr volles Potenzial zu entfalten. Die Erkenntnisse aus vielen Jahren agilen Arbeitens weltweit haben im Update des Scrum Guides aus dem Jahr 2020 dazu geführt, dass die Rolle mittlerweile als "True Leader" anerkannt wird, obwohl sie keine Weisungsbefugnis im klassischen Sinn hat (Geske, 2016). Die Bezeichnung als "True Leader" setzt ein klares Zeichen für die Rolle und ihre Wichtigkeit im agilen Kontext. Sie ist damit wegweisend für alle Scrum Master, im Projekt nicht nur "dienend" aufzutreten, sondern beherzt in Diskussionen einzusteigen, wichtige Entscheidungen (mit)zutreffen und Handlungsoptionen anzubieten, um damit wegbereitend Leitplanken aufzuzeigen und Sicherheit zu erzeugen.

Ein facettenreiches Rollenbild: die 8 Grundhaltungen des Scrum Masters

Die Rolle des Scrum Masters dient als Bindeglied zwischen den Entwickler:innen und dem Product Owner sowie als Verbindung zur umgebenden Organisation. Dabei nimmt sie nicht nur eine unterstützende Funktion ein, sondern füllt eine Vielzahl von sehr unterschiedlichen Rollenbildern mit Leben. Dies setzt eine hohe Wandlungsfähigkeit voraus. Zu Beginn liegt das Augenmerk darauf, Prozesse zu etablieren, Arbeitsvereinbarungen zu orchestrieren und durch Teambuilding ein leistungsstarkes Team aufzubauen (siehe auch "Team building and remote collaboration with "Escape the BOOM").

Im weiteren Projektverlauf wandeln sich die Aufgaben: Lehrende und coachende Elemente rücken nun in den Fokus. Zudem obliegt es dem Scrum Master, übergreifende Hindernisse zu beseitigen. In dieser Phase wird auch die Bindung zu anderen Geschäftseinheiten sowie zur Gesamtorganisation wichtig: Nur wenn in der Organisation ein Verständnis sowohl gegenüber dem Nutzen als auch gegenüber den Bedürfnissen agil arbeitender Teams besteht, kann der Scrum Master eine positive Synergie im Unternehmen als Ganzes erzeugen.

Mit zunehmenden Erfahrungswerten innerhalb des Scrum Teams wird es dem Scrum Master nun möglich, stärker als Change Agent innerhalb der Gesamtorganisation aufzutreten und dort Verbesserungen einzuführen, die nicht im zentralen Blickfeld des Teams selbst liegen.

Die Scrum-Pyramide

Dieses sich verändernde Rollenbewusstsein kann als Pyramide dargestellt werden (Bild 1).

Scrum-Pyramide (eigene Darstellung des Autors in Anlehnung an Scrum.org)
Bild 1: Scrum-Pyramide (eigene Darstellung des Autors in Anlehnung an Scrum.org)

Der zeitliche Aufwand, der für die einzelnen Aufgabenbereiche notwendig ist, sowie deren fachliche Intensität wandeln sich mit zunehmender Scrum-Erfahrung stetig, sodass die Pyramide im Optimalfall irgendwann "auf dem Kopf steht" (Bild 2).

Scrum-Pyramide, die "auf dem Kopf steht" (eigene Darstellung des Autors in Anlehnung an Scrum.org)
Bild 2: Scrum-Pyramide, die "auf dem Kopf steht" (eigene Darstellung des Autors in Anlehnung an Scrum.org)

Zu Beginn eines Projekts oder in einer neu gegründeten Scrum-Organisation muss die Rolle des Scrum Masters erheblich mehr Zeit und Aufwand investieren, um das Scrum Team als solches aufzubauen und mit agilem Wissen zu versorgen. Die dafür aufgewendete Zeit fehlt entsprechend, um die Rahmenorganisation stärker in den Fokus nehmen zu können. Nach einigen umgesetzten Sprints entsteht Sicherheit bei diesem Prozess und Selbstvertrauen innerhalb des Teams. Ab diesem Zeitpunkt benötigt die Rolle weniger Zeit, um die Grundlagen zu schaffen, und kann diese in andere Schichten der Pyramide investieren, beispielsweise, um die technische Güte voranzubringen. Gehen wir von einer langfristigen Arbeitsorganisation aus, die im Kern stabil bleibt, muss irgendwann kaum mehr Zeit für Grundlagen verwendet werden. Der Scrum Master kann dann sukzessive in seine anderen Rollenbilder übergehen und mehr darauf hinarbeiten, auch die Rahmenorganisation zu agilisieren.

Die 8 Grundhaltungen