Die Grundidee hinter der Blue-Ocean-Strategie besteht darin, neue, konkurrenzfreie Märkte ("Blue Oceans") zu erschaffen, indem innovative Produkte entwickelt und angeboten werden. Die bestehenden, stark umkämpften Märkte werden hingegen als "Red Oceans", bezeichnet. In diesen ist Wachstum nur auf Kosten der Wettbewerber möglich, wodurch der Konkurrenzkampf zu hohen Verlusten führt.
W. Chan Kim und Renée Mauborgne beschreiben in ihren Publikationen (siehe Abschnitt "Herkunft") ausführlich das Konzept der Blue-Ocean-Strategie. Ich empfehle Ihnen die Lektüre dieser Bücher zur Vorbereitung und begleitend zu ihrer Anwendung. Hier beschreibe ich zum einen die Grundzüge des Vorgehens, zum anderen gebe ich Ihnen aus meinen Erfahrungen Empfehlungen für die praktische Umsetzung. Ganz besonders liegen mir die Verweise auf andere Methoden am Herzen, die meinen Horizont erweitert haben. Denn meiner Meinung nach ist die Blue-Ocean-Strategie keineswegs die einzige, zielführende Methode und schon gleich keine Erfolgsgarantie.
Ganz im Sinne der Symbolik vom "blauen, unendlichen Ozean" möchte ich Sie dazu auffordern, stets die gewonnenen Erkenntnisse zu hinterfragen und über den Tellerrand der bestehenden Rahmenbedingungen zu schauen. Im Buch "Not Invented Here – Cross-industry Innovation" laden Ramon Vullings und Marc Heleven dazu ein, sich vor allen in fachfremden Bereichen aktiv umzuschauen. Viele Dinge, die anderswo erfunden wurden, lassen sich auf den eigenen Bereich übertragen. Vullings und Heleven beschreiben die Vorgehensweise, um von anderen Innovationsleistung zu profitieren, mit den drei Punkten: 1. Andere Konzepte entdecken und erkennen, 2. Diese mit der eigenen Strategie kombinieren, 3. Hieraus neue Ansätze kreieren. Weiterführend beschreiben sie eine Reihe von Ansatzpunkten zur Vergrößerung des Kundenwerts (Bild 3), die ich in diese Methodenbeschreibung integrierte.
Gerne lade ich Sie dazu ein, während Sie sich die Methode im Nachstehenden Schritt für Schritt erarbeiten, beständig zu reflektieren und Ihnen bekannte Vorgehensweisen mit einzubeziehen. Betrachten Sie die von mir integrierten Methoden und die Verweise auf weitere Methoden auch als Anregung und Anstoß, Neues auszuprobieren und zu erkunden. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie Ihre Erfahrungen und Anregungen in einem Kommentar mit uns teilten!
Bevor Sie beginnen: Klären Sie Ihre Zielsetzung!
Bevor Sie die folgenden Schritte angehen, ist es wichtig, dass Sie sich zunächst Ihre Aufgabe bewusst machen. Bemühen Sie sich, die einzelnen Aspekte so konkret wie möglich auszuformulieren. Wichtige Fragestellungen sind dabei unter anderem:
- Was ist das Ziel?
- Was ist das Problem?
- Was bedeutet für Sie Erfolg?
- Sind hierfür messbare Kennzahlen vorhanden?
- Handeln sie gerade "aktiv" also frei denkend oder schon getrieben also "reaktiv"?
- Sind Sie sich der Konsequenzen Ihres Handelns in Bezug auf den Lösungskorridor bewusst?
Für die Ausgangssituation bietet es sich an, Ihre Problemstellung und Zielsetzung gut aufzubereiten. Ich habe hierfür sehr gute Erfahrungen mit der Erstellung eines Project Chart (Lunau, Stephan (Hrsg.) et al.: Design for Six Sigma+Lean Toolset: Innovationen erfolgreich realisieren, 2007) gemacht – selbstverständlich gibt es hierfür viele weitere Herangehensweisen, die in der einschlägigen Projektmanagementliteratur beschrieben sind. Beachten Sie jedoch bitte, dass es sich hier nicht um ein Projekt im eigentlichen Sinne handelt, sondern es vielmehr darum geht, aus verschiedenen Perspektiven Ihre Startposition zu dokumentieren.