

Das Empathische Gespräch ist eine qualitative Befragung ausgewählter Personen der Zielgruppe. Mit ihm können Sie herausfinden, wie Stakeholder über ein Thema (z.B. Veränderungsvorhaben, Produkt, Service) denken, was diese motiviert, welche Anforderungen sie haben und in welchen Mustern sie denken.
Das Empathische Gespräch ist eine qualitative Befragung ausgewählter Personen der Zielgruppe. Mit ihm können Sie herausfinden, wie Stakeholder über ein Thema (z.B. Veränderungsvorhaben, Produkt, Service) denken, was diese motiviert, welche Anforderungen sie haben und in welchen Mustern sie denken.
Grundsätzlich kann das Empathische Gespräch bei fast allen persönlichen Befragungen eingesetzt werden. Der Aufwand ist deutlich höher als bei einem einfachen Fragebogen und erfordert mehr Erfahrung. Deshalb wird das Empathische Gespräch üblicherweise nur bei der Befragung einzelner, ausgewählter Personen eingesetzt. Beispiele für mögliche Anwendungsfälle sind:
Das Empathische Gespräch erfordert keine besonderen Kenntnisse, sondern vor allem eines: Empathie und aktives Zuhören. Darüber hinaus ist es natürlich hilfreich, Erfahrungen mit persönlichen Befragungen und Kenntnisse der Marktforschung zu haben.
Einfache Möglichkeit zur Mitschrift (Stift und Zettel oder Laptop), eventuell Tonaufnahmegerät und Kamera.
Ruhiger, angenehmer Raum zur Durchführung der Befragung. Wichtig ist, dass ein Ort gewählt wird, an dem sich die Gesprächspartner wohlfühlen. Das sind selten sterile Räume, sondern durchaus Räume mit Wohnzimmercharakter, es kann z.B. auch ein Café sein. Bei Kundengesprächen sollte immer der Ort aufgesucht werden, an dem sich der Kunde befindet, um ihn in seinem gewohnten Umfeld beobachten zu können.
Bei einer online durchgeführten Befragung benötigen Sie die Ausrüstung für eine Videobesprechung mit einer leistungsfähigen Internetverbindung. Dabei gilt analog: Beide Gesprächspartner sollten sich in einer angenehmen und ungestörten Umgebung befinden.
Für die Auswertung im Team benötigen optional Sie Haftnotizen / Moderationskarten und Moderationswand.
Das Empathische Gespräch ist eine Weiterentwicklung der Methode "Interview for Empathy" der d.school (Hasso Plattner Institute of Design at Stanford University) und der phänomenologischen Befragung nach Max van Manen (University of Alberta). Da es kein typisches Interview mit Fragebogen darstellt, sondern der Fokus wirklich auf dem Gespräch liegt, das mehr einem freundschaftlichen Plaudern entspricht, entwickelten wir die Methode weiter und benannten sie um.
Der große Vorteil des Empathischen Gesprächs besteht darin, dass Sie dadurch erfahren, warum z.B. die Benutzer Ihres Produkts oder wichtige Stakeholder so handeln, wie sie es tun. Warum neigt z.B. Ihr Auftraggeber zum Mikromanagement? Warum verwenden die Benutzer lieber eine uralte Software anstatt Ihres neuen Produkts, das ihnen viel mehr Möglichkeiten bietet?
In einem gelungenen Empathischen Gespräch teilt der Interviewte neben relevanten Sachinformationen auch seine Gedanken und Gefühle mit. Als Interviewer erreichen Sie dies mit Hilfe von offenen Fragen, die Sie genau auf Ihr Gegenüber zuschneiden und in denen Sie ihn zum Erzählen motivieren. Bei einer Projektauswertung wären mögliche Fragen z.B.: Denken Sie zurück an Ihr kürzlich abgeschlossenes Projekt. Was fällt Ihnen als Erstes ein? Was ist dabei gut gelaufen? Was würden Sie im Nachhinein anders machen?
Aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit wird im Folgenden meist die grammatikalisch männliche Form (Befragter, Gesprächspartner usw.) verwendet. Es sind dabei aber stets Personen jeden Geschlechts gemeint.
Zu welchem Thema wollen Sie bzw. Ihr Auftraggeber mehr erfahren? Letztlich geht es immer darum herauszufinden, was die Anwender bzw. die Kunden wirklich wollen: Was steckt hinter ihren Anforderungen, warum sind diese ihnen wichtig? Möchte der Benutzer mit der Lösung z.B. Kontrolle oder Sicherheit erreichen?
Beim Design Thinking überlegen wir zu Beginn einfach, wer von unserem Thema betroffen ist und gehen dann in die ersten Befragungen. Dabei finden wir das eigentliche Thema heraus, indem wir Muster erkennen oder die eigentlichen "Pain Points" erfahren.
Folgende Informationen können Ihnen als Input bei der Themenfindung helfen:
Leiten Sie aus den Ihnen zur Verfügung stehenden Informationen ein möglichst eng gefasstes und klar verständliches Thema für die Befragung ab und stimmen Sie dieses mit Ihrem Auftraggeber ab. Gehen Sie hier aber keinesfalls ins Detail, denn Sie sollten möglichst offen und unvoreingenommen in das Gespräch gehen.
Im Rahmen eines Projekts in einem großen Unternehmen stellten meine Kollegen und ich fest, dass etliche Abteilungen statt der kundenspezifisch entwickelten Software nach wie vor eine alte Software verwendeten. Das führte dazu, dass die IT-Abteilung oft mit Supportanfragen konfrontiert wurde, die sie weder beantworten konnte noch durfte, da die Lizenzen für diese Software bereits abgelaufen waren. Die Unternehmensführung bat uns herauszufinden, warum die Mitarbeiter weiterhin die alte Software verwendeten.
Ausgehend von der Themenstellung definieren Sie eine Leitfrage mit der Sie in das empathische Gespräch gehen möchten. Je nach Kontext können Sie die Leitfrage auch "Fragestellung", "Einstiegsfrage" oder "Design Challenge" nennen. Für die Suche nach einer passenden Leitfrage empfehle ich Assoziationsmethoden wie Mind Mapping oder Brainstorming. Gliedern Sie damit die Fragestellungen, die Sie als möglichen Einstieg für Ihr Gespräch verwenden können.
Auch wenn sich mehrere Fragestellungen als Leitfrage anbieten, sollten Sie sich für nur eine entscheiden. Ansonsten wird die Befragung zu umfangreich oder sie können die Antworten der unterschiedlich Befragten nicht gemeinsam auswerten. Stellen Sie mehreren Menschen die gleiche Frage, können Sie zudem gemeinsame Muster erkennen wie z.B. Unzufriedenheit mit einer Funktion.
Eine passende Leitfrage erfüllt folgende Kriterien:
Ausgehend von der Leit- bzw. Einstiegsfrage formulieren Sie weitere, vertiefende Fragen und notieren Sie sich diese als einfache Liste für das Gespräch. Gerne frage ich nach Erfahrungen, subjektiven Einschätzungen und Geschichten zum Thema. Sie können auch nach Aufwänden, Kosten, Nutzen und Plänen fragen, um die Denkmuster besser zu verstehen, die dem Vorgehen Ihres Gegenübers zugrunde liegen.
Zentral sind natürlich Fragen nach der Zufriedenheit mit der Anwendung eines Produkts oder eines Vorgehens. Nach Möglichkeit sollten Sie diese Fragen enger fassen, z.B. auf einen bestimmten Prozess oder eine bestimmte Funktion. Auch können Sie mit überraschenden Fragen versuchen, eine andere Perspektive bei Ihrem Gesprächspartner zu erzeugen, z.B. mit der Frage: Was wäre, wenn Ihr Unternehmen von heute auf morgen schließen und die Produktion einstellen würde? Wie würde sich Ihr Leben oder das Leben der Anwender ändern?
Beachten Sie dabei folgende Punkte:
Vermeiden Sie:
Wir bereiten immer eine Einstiegsfrage vor, die den Einstieg in das Gespräch erleichtern soll, aber danach gilt es, aufmerksam zuzuhören und sich von den Antworten führen zu lassen. Eine gute Einstiegsfrage bei diesem Beispiel war "Können Sie sich erinnern, wann und zu welchem Zweck Sie das letzte Mal diese Software benutzt haben? Wie ist es Ihnen damit ergangen?"
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