

In der Vergangenheit wurde vor allem das Einzelprojektmanagement hinsichtlich seiner Qualitätskriterien und Erfolgsfaktoren untersucht. Entsprechende ganzheitliche Ansätze für das Multiprojektmanagement (MPM) existieren hingegen nicht. Das soll jetzt ein groß angelegtes Forschungsprojekt des Lehrstuhls für Innovations- und Technologiemanagement von Prof. Dr. Hans Georg Gemünden an der Technischen Universität Berlin ändern. Dieser Artikel fasst die Erkenntnisse einer ersten Studie im Rahmen des Forschungsprojekts zusammen. Er zeigt die Kernprobleme des MPMs auf, skizziert den aktuellen Stand in der Projektselektion und -priorisierung und stellt dar, welche organisatorischen Faktoren die Qualität des MPMs beeinflussen.
Übergeordnetes Ziel des Forschungsvorhabens ist es, erfolgskritische Einflussgrößen auf das MPM wissenschaftlich fundiert zu erarbeiten, zu überprüfen und daraus Handlungsempfehlungen für Unternehmen abzuleiten.
Das Forschungsprojekt untergliedert sich in zwei Abschnitte, wobei dieser Artikel Ergebnisse der ersten "Interview-Studie" vorstellt, die Ende letzten Jahres beendet wurde. Im Zeitraum von April bis August 2004 wurden Daten des MPMs von 16 deutschen Unternehmen (mehr als 1.500 Mitarbeitern) branchenübergreifend erhoben.
Die Unternehmen wurden auf Basis telefonischer Vorgespräche ausgewählt, bei denen die Erfahrung der Unternehmen im Projektmanagement, die Größe des Unternehmens und allgemeine Charakteristika des Portfolios erfragt wurden. Schließlich fiel die Wahl auf Unternehmen, deren Portfolio vorrangig aus internen Projekten besteht. Bei internen Projekten, wie z.B. Organisationsprojekten, IT-Projekten oder Investitionsprojekten ist meist das (höhere) Management der Auftraggeber. Eine weitere Bedingung war, dass die Unternehmen in der Vergangenheit bereits Erfahrung im Umgang mit dem Management einer Vielzahl von Projekten gesammelt und einen eigenen Weg gefunden hatten, mit den entstandenen Herausforderungen umzugehen. Wir befragten insgesamt 31 Schlüsselpersonen durch qualitative, semi-strukturierte Interviews. In der Regel wurden pro Unternehmen zwei Personen befragt, die das MPM möglichst aus verschiedenen Blickwinkeln wahrnehmen:
Die Datenerhebung und -auswertung wurde entsprechend den gängigen Vorgehensmodellen für qualitative wissenschaftliche Studien durchgeführt.
Fasst man die Interview-Aussagen der befragten Personen zusammen und verdichtet diese, so sind es im Wesentlichen vier Gründe, die ein Unternehmen veranlassen, sich mit MPM zu beschäftigen (die Reihenfolge entspricht der Häufigkeit der Nennung):
Konsequenzen aus den genannten Problemen lassen sich am Beispiel des Trichtermodells verdeutlichen. Die Idee zum Trichtermodell entstammt den Arbeiten von Wheelwright und Clark (Stephen C. Wheelwright, Kim B. Clark, "Revolutionizing Product Development",1992), die diese Darstellungsform Anfang der 90er Jahre einführten, um Probleme der Produktentwicklungs-Abläufe zu verdeutlichen. Produkte bzw. Projekte durchlaufen den Trichter von links nach rechts. Links stehen die Projektideen, rechts kommen die abgeschlossenen Projekte heraus. Der Weg durch den Trichter verläuft jedoch keineswegs gradlinig, sondern eher verworren, wie Bild 1 verdeutlicht.
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