IPMA, PMI und PRINCE2 im Vergleich Wege zur Projektmanagement-Zertifizierung

Teil 1:
Die Institutionen und ihre Standards
Hero 12/2019 PM-Zertifizierungen

Sie möchten eine Projektmanagement-Zertifizierung absolvieren und sind im Dschungel der verschiedenen Zertifizierungsangebote, -level und Anforderungen verloren? In ihrer zweiteiligen Artikelserie bringt Elisabeth Wagner Licht in den Zertifizierungsdschungel. Sie gibt in diesem ersten Teil einen umfassenden Überblick über die unterschiedlichen Zertifizierungen der drei großen Anbieter IPMA®, PMI® und AXELOS Ltd. und geht dabei auch auf die agilen Zertifizierungen der Anbieter ein.

Management Summary
  • Als Zertifizierungs-Anbieter haben sich über Jahrzehnte hinweg drei Organisationen und Standards im Markt durchgesetzt, und dies weltweit: IPMA®, PMI® und PRINCE2®.
  • Alle drei Anbieter bieten aufeinander aufbauende Zertifizierungen an, wobei sich die erste Stufe jeweils an Einsteiger auch ohne Projektmanagement Erfahrung richtet.
  • Das vierstufige Zertifizierungskonzept der IPMA basiert auf den Inhalten der Individual Competence Baseline (aktuell ICB4).
  • Grundlage für das zweistufige Zertifizierungskonzept der PMI ist der Projektmanagement-Standard und -Leitfaden "Project Management Body of Knowledge", kurz PMBOK Guide (aktuell in der 6. Ausgabe).
  • PRINCE2 ist eine prozessorientierte Methode, die von der britischen AXELOS Ltd. global verwaltet und weiterentwickelt wird. PRINCE2 versteht sich als Know-how-Vermittler und fordert zur Zertifizierung - im Gegensatz zu IPMA und PMI - keine vorhandene Projektpraxis.
  • Eine PM-Zertifizierung ist ein Plus im Lebenslauf. Man sollte jedoch nicht vernachlässigen, dass diese mit z.T. erheblichem bürokratische Aufwand verbunden ist und Ressourcen wie Zeit und Geld erfordert.

IPMA, PMI und PRINCE2 im Vergleich Wege zur Projektmanagement-Zertifizierung

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Sie möchten eine Projektmanagement-Zertifizierung absolvieren und sind im Dschungel der verschiedenen Zertifizierungsangebote, -level und Anforderungen verloren? In ihrer zweiteiligen Artikelserie bringt Elisabeth Wagner Licht in den Zertifizierungsdschungel. Sie gibt in diesem ersten Teil einen umfassenden Überblick über die unterschiedlichen Zertifizierungen der drei großen Anbieter IPMA®, PMI® und AXELOS Ltd. und geht dabei auch auf die agilen Zertifizierungen der Anbieter ein.

Management Summary
  • Als Zertifizierungs-Anbieter haben sich über Jahrzehnte hinweg drei Organisationen und Standards im Markt durchgesetzt, und dies weltweit: IPMA®, PMI® und PRINCE2®.
  • Alle drei Anbieter bieten aufeinander aufbauende Zertifizierungen an, wobei sich die erste Stufe jeweils an Einsteiger auch ohne Projektmanagement Erfahrung richtet.
  • Das vierstufige Zertifizierungskonzept der IPMA basiert auf den Inhalten der Individual Competence Baseline (aktuell ICB4).
  • Grundlage für das zweistufige Zertifizierungskonzept der PMI ist der Projektmanagement-Standard und -Leitfaden "Project Management Body of Knowledge", kurz PMBOK Guide (aktuell in der 6. Ausgabe).
  • PRINCE2 ist eine prozessorientierte Methode, die von der britischen AXELOS Ltd. global verwaltet und weiterentwickelt wird. PRINCE2 versteht sich als Know-how-Vermittler und fordert zur Zertifizierung - im Gegensatz zu IPMA und PMI - keine vorhandene Projektpraxis.
  • Eine PM-Zertifizierung ist ein Plus im Lebenslauf. Man sollte jedoch nicht vernachlässigen, dass diese mit z.T. erheblichem bürokratische Aufwand verbunden ist und Ressourcen wie Zeit und Geld erfordert.
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Nachgewiesene Projektmanagement-Kompetenz wird heute in vielen Berufen verlangt oder ist zumindest ein Plus im Lebenslauf. Dies gilt umso mehr, wenn das Know-how von einem der großen Zertifizierer für Projektmanagement kommt, denn diese stehen für ein klar definiertes Verständnis von Projektmanagement sowie einheitliche und dokumentierte Inhalte. Wer ein entsprechendes Zertifikat besitzt, hat einen anerkannten Beleg für die Kenntnis bestimmter Philosophien, Methoden, Begrifflichkeiten und Lösungsansätze. Bei höheren Zertifizierungsebenen kommt teilweise der Nachweis eigener Projekterfahrung dazu.

Dabei haben sich über Jahrzehnte hinweg drei Organisationen und Standards im Markt durchgesetzt, und dies weltweit: IPMA®, PMI® und PRINCE2®. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die Angebote dieser drei Institutionen und zeigt, wie die Verbände agile Zertifizierungen in ihre Angebote integrieren.

Die Zertifizierungskonzepte der drei großen Anbieter

Mit dem rasanten und weltweiten Bedeutungsgewinn der Disziplin Projektmanagement sind auch die drei führenden Organisationen IPMA, PMI und PRINCE2 groß geworden. Über sie haben sich Projektmanagerinnen und Projektmanager organisiert, ihre Verfahren, Methoden und Tools dokumentiert und weiterentwickelt. Dazu gehörte eine einheitliche und dokumentierte Fachsprache, um Konflikte durch unterschiedliche Begriffsverständnisse zu vermeiden. Auf der Basis dieses Wissens haben sie schließlich Standards entwickelt, wobei Zertifikate die entsprechende Kompetenz belegen. Aus rechtlichen Gründen wurden für Prüfungen und Ausstellung der Zertifikate in manchen Ländern formell eigenständige Zertifizierungsstellen etabliert.

Teil 2:
Die Zertifizierungen im Detail mit Kosten und Anforderungen

Sie interessieren sich für eine Projektmanagement-Zertifizierung, aber sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht? Dieser Artikel bietet Ihnen einen detaillierten Vergleich über die Zertifizierungen der drei großen Anbieter IPMA®, PMI® und AXELOS Ltd. – inklusive der Kosten, Anforderungen und den Regelungen zur Rezertifizierung.

Teil 2: Die Zertifizierungen im Detail mit Kosten und Anforderungen

Grundsätzlich bieten alle drei großen Anbieter aufeinander aufbauende Zertifizierungslevel an. Die jeweils erste Stufe wendet sich an Einsteiger, wobei IPMA und PRINCE2 offen für alle sind, während PMI (Fach-)Abitur oder eine vergleichbare Ausbildung voraussetzt. Bei der IPMA-Einsteigerausbildung gibt es in Deutschland eine Erweiterung: Die GPM hat unterhalb des IPMA-Einsteigerlevels unter dem Begriff "Basislevel" ein deutlich reduziertes Basiszertifikat auf den Markt gebracht.

Die International Project Management Association (IPMA®)

Die IPMA International Project Management Association vereint als Dachverband derzeit etwa 70 Mitgliedsgesellschaften weltweit. Sie wurde 1965 gegründet. Das zentrale Sekretariat befindet sich in den Niederlanden. Ursprünglich gestartet als internationales Netzwerk für Projektmanager, begann sie 1996 mit ersten Zertifizierungsaktivitäten.

Im deutschsprachigen Raum gibt es drei Mitgliedsgesellschaften:

Die IPMA stellt ausdrücklich nicht die Methodik ins Zentrum ihrer Aktivitäten und Veröffentlichungen. Sie hat vielmehr den Menschen im Blick, bzw. seine für erfolgreiche Projektarbeit benötigten Kompetenzen, einschließlich Social Skills. Mit ihren Zertifizierungen will die IPMA nicht nur bestimmtes Wissen bescheinigen, sondern persönliche Kompetenz und damit die Eignung einer Person, bestimmte Projektmanagementaufgaben erfolgreich durchzuführen.

Standard der IPMA: die Individual Competence Baseline (ICB)

Das übergreifende Projektmanagement-Verständnis der in der IPMA organisierten Institutionen wird seit 1999 in der sogenannten IPMA Competence Baseline (ICB®)zusammengefasst und veröffentlicht. Die gibt es bei allen drei Organisationen zum kostenlosen Download. Hier die Links für Deutschland, Österreich und die Schweiz.

Die International Project Management Association (IPMA) ist ein Dachverband, dem fast 60 nationale Projektmanagement-Verbände aus aller Welt angehören. Sie zählt zu den drei großen internationalen Herausgebern von PM-Personenzertifizierungen.

Das Projekt Magazin sprach mit Reinhard Wagner, der Ende September 2014 zum Präsidenten der IPMA gewählt wurde, über die Strategie der IPMA und deren Vision: "Promoting competence throughout society to enable a world in which all projects succeed".

Bisher gab es vier aufeinander aufbauende Versionen dieses Grundlagenwerks, das von den Mitgliederorganisationen in der Regel in die Landessprache übersetzt und bei Bedarf durch nationale Eigenheiten ergänzt wurde. Die aktuelle Version ICB 4 wurde 2015 verabschiedet und nach und nach von den Länderorganisationen übernommen. Sie unterscheidet sich deutlich von ihren Vorgängerversionen. Mit breiter internationaler Mitgliederbeteiligung hatte man sich der Aufgabe gestellt, aktuelle Konzepte wie z.B. Agilität konsequent in das IPMA-Modell zu integrieren.

So wird in der ICB4 noch stringenter als zuvor definiert, was jemand können muss, um in einer Projektumgebung erfolgreich zu agieren, während das Wie – vor allem Regeln, Prozesse und Methodik – bewusst offenbleiben. Agile Teams, User Stories, Kanban-Boards, Daily Standups – all diese Ansätze sind damit ebenso akzeptiert wie Netzpläne, Balkenpläne, Meilensteintrendanalysen oder Projektstatus-Meetings. Die Botschaft, dass der oder die Einzelne die Freiheit hat, die Umsetzung der Konzepte selbst zu gestalten, hat sich auch im Namen niedergeschlagen: Das I in ICB steht nun nicht mehr für IPMA, sondern für "Individual".

Die Anforderungen an Programm- und Portfoliomanagement als wichtige Disziplinen neben dem Einzelprojektmanagement sind nun ebenfalls explizit in das Zertifizierungskonzept integriert. Bisher spielen die dazu eigens entwickelten Pfade in den Mitgliedsorganisationen zumindest teilweise noch keine große Rolle.

29 Elemente sind drei Kompetenzbereichen zugeordnet

Inhaltlich wurden die beschriebenen Kompetenz-Elemente verdichtet und um sogenannte "Key Competence Indicators" erweitert, um erfolgreiches Handeln messbar zu machen. Dabei unterscheidet die ICB insgesamt 29 Kompetenzelemente, die den drei Bereichen Kontext-Kompetenzen (Perspective), persönliche und soziale Kompetenzen (People) sowie methodische und technische Kompetenzen (Practice) zugeordnet sind. Anders als frühere Veröffentlichungen ist die deutsche ICB4 zwischen den Schwesterverbänden GPM, spm und pma abgestimmt. Dennoch bieten die Länder jeweils eigene Publikationen an, die kostenlos von den entsprechenden Webseiten heruntergeladen werden können (siehe oben).

Für die Zertifizierungen gibt es in manchen Ländern eigenständige Stellen. Dazu gehören in Deutschland die PM-Zert und in der Schweiz der Verein zur Zertifizierung von Personen im Management

Das Zertifizierungskonzept

Das 4-Level-Zertifierungskonzept (auch 4-L-Zertifizierungen) der IPMA umfasst folgende Stufen:

  • Level D steht für Einsteiger,
  • Level C für PM-Führungskräfte.
  • Für die höheren Level B und A sind die Zertifizierungen in die Domänen Projekt-, Programm- und Portfolio Manager unterteilt, wobei Level B sich an die Leitung komplexer Projekte, Programme bzw. Portfolios richtet und Level A an die Top-Führungskräfte aus diesen Bereichen. In manchen Ländern, darunter Deutschland, werden Level B und A Zertifizierungen vor allem für das Projektmanagement angeboten.

Für einen schnellen Einstieg in die Welt der Projekte bietet z.B. die GPM zusätzlich den Basislevel an. Dieser vermittelt grundlegende Methoden des Projektmanagements sowie die wesentlichen Konzepte und Begriffe. Besondere Voraussetzungen sind für diese Zertifizierung nicht erforderlich.

Tabelle 1 zeigt die Zertifizierungslevel im Überblick

IPMA-Zertifikat Zielgruppen Voraussetzungen
GPM Basislevel
(nur GPM Deutschland)
Einsteiger, Studierende, Auszubildende, Schüler und Berufsschüler Keine

IPMA® Level D
Certified Project Management Associate

(angehende) Projektleiter, Arbeitspaketverantwortliche, Auszubildende (auch dual), Studierende, Berufserfahrene Keine
IPMA®Level C
Certified Project Manager
Führungskräfte wie (angehende) Projektleiter, Teilprojektleiter, Leiter PMO, Leiter Projekt-Controlling, Leiter QM D/CH: Mind. 3 Jahre verantwortliche Rolle als Projektleiter oder Teil-Projektleiter
A: Mind. 3 Jahre PM-Erfahrung, davon mind. 2 Jahre als Projektleiter oder Teil-Projektleiter
IPMA® Level B
Certified Senior
Project / Programme / Portfolio Manager
Erfahrene Projektleiter, Projektmanager großer oder organisationsrelevanter Vorhaben
Programm- / Portfolio-Manager adäquat
Mind. 5 Jahre Leitungserfahrung, davon mind. 3 Jahre komplexe Projekte, Programme bzw. Portfolios
IPMA® Level A
Certified
Project / Programme / Portfolio Director
Projektexperten auf höchstem Level, Leiter strategischer Großprojekte
Programm- / Portfolio-Manager adäquat
Mind. 5 Jahre Leitung hochkomplexer Projekte, Programme bzw. Portfolios, davon mind. 3 Jahre auf strategischer Ebene

Tabelle 1: Das 4-Level-Zertifizierungskonzept der IPMA sowie das von der GPM zusätzlich angebotene Basislevel

Ergänzende Zertifikate

Zusätzlich bietet die IPMA auch Zertifikate für Trainer, Berater und Coaches an. Mit IPMA Delta gibt es darüber hinaus ein Konzept zur Zertifizierung des gesamten Unternehmens, das Organisation, Projekte und Personen umfasst.

Agilität im IPMA-Zertifizierungsumfeld

Die IPMA hat die Inhalte ihres Zertifizierungspfads von Level D bis Level A so überarbeitet, dass sie unabhängig von der Projektmanagement-Methodik gelten. Der Mensch als handelnde Person im Projektmanagement und seine Kompetenzen stehen weiterhin im Mittelpunkt. Mit welchen Methoden er seine Aufgaben erledigt, bleibt ihm überlassen. Er kann also auch agil vorgehen.

Darüber hinaus hat sich die IPMA 2017 entschlossen, einen eigenen Standard für "Agile Leadership" zu etablieren. Auf Anregung der niederländischen Länderorganisation wurde eine Task Force gegründet, die das grundlegende Konzept erarbeitet. Danach umfasst der neue Zertifizierungspfad "Agile Leadership IPMA" ebenfalls vier Level A, B, C, D. Die Struktur greift jene der ICB4 auf. Die "Key Competence Indicators" wurden auf agile Anforderungen hin angepasst. Das Grundkonzept steht also. Bis alle Feinheiten erarbeitet und daraus Produkte für den Markt entwickelt sind, wird es noch dauern (Dietmar Prudix: IPMA goes agile!; projektManagement aktuell; 5/2018).

Agiles Projektmanagement wird in vielen Firmen zunehmend wichtiger. Demnach steigt der Bedarf an entsprechend qualifizierten Mitarbeitern. Welche Zertifizierungen es im agilen Projektmanagement gibt und wie sich diese unterscheiden, zeigt Ihnen Elisabeth Ammer. Finden auch Sie die für Sie passende agile Zertifizierung!

Erfahren Sie, welche Zertifizierungen es gibt und wie sich diese z.B. bei Kosten und Vorbereitungsaufwand unterscheiden. So finden Sie die für Sie passende agile Zertifizierung.

Zusatzzertifikat hybrid+ (GPM)

Für Zertifikanten ab Level D bietet die deutsche GPM das Zusatzzertifikat hybrid+ an, mit dem diese ihr agiles Know-how unter Beweis stellen können. Es richtet sich an Projektleiter und andere verantwortliche Positionen in innovativen Projekten mit agilem Vorgehen.

Das Project Management Institute (PMI®)

Das PMI wurde 1969 in Pennsylvania, USA gegründet und startete im selben Jahr mit Seminaren und Symposien. Inzwischen gehört es mit 500.000 Mitgliedern zu den weltweit führenden Projektmanagement-Organisationen. Außerhalb der USA ist das PMI in über 300 sogenannten "Chaptern" organisiert, die sich auf der Ebene von Ländern, Regionen oder Städten etabliert haben. Für die DACH-Region waren auf der Website Stand April 2019 die Chapter Österreich und Schweiz gelistet sowie für Deutschland die Chapter Berlin/Brandenburg, Köln, Frankfurt und Süddeutschland. Die Städtenamen sind dabei etwas irreführend, da diese Chapter weit mehr als das eigene Stadtgebiet abdecken. In einem gemeinsamen Webauftritt informieren die vier deutschen Chapter über ihren jeweiligen Aktionsradius.

PMI Standard: der PMBOK Guide mit 49 Prozessen in 5 Prozessgruppen

Bei hybridem Projektmanagement werden Methoden unterschiedlicher Herkunft verbunden. Mit den Praxis-Daten der hier vorgestellten Studie zu 79 Vorgehensmodellen können Projektleiter maßgeschneiderte hybride Vorgehensmodelle erstellen.

Bei hybridem Projektmanagement werden Methoden verbunden, die ursprünglich aus unterschiedlichen Vorgehensmodellen stammen. Mit den Praxis-Daten der hier vorgestellten Studie zu 79 Vorgehensmodellen können Projektleiter und -berater ihr aktuelles Vorgehensmodell reflektieren.

Zentraler Projektmanagement-Leitfaden und inhaltliche Basis der Zertifizierungen ist der Project Management Body of Knowledge Guide, kurz PMBOK® Guide. Dieses inzwischen weltweit verbreitete Standardwerk wurde im Jahr 1987 erstmalig veröffentlicht, seit 2017 liegt der PMBOK Guide in der 6. Ausgabe vor. Anhand der fünf Prozessgruppen Initiierung, Planung, Ausführung, Überwachung und Steuerung sowie Abschluss sind aktuell 49 Prozesse mit zehn Wissensgebieten (z.B. Termine, Kosten, Qualität) verknüpft. Für jeden Prozess sind Input, Output sowie Werkzeuge und Verfahren beschrieben. Neu in der aktuellen Ausgabe des PMBOK Guide von 2017 sind neben einem zusammenfassenden Kapitel zur Projektmanager-Rolle auch Inhalte zur Verknüpfung der Projekte mit den strategischen Unternehmenszielen. Auch agile Ansätze wurden integriert. Ergänzend zum PMBOK Guide bietet das PMI den Agile Practice Guide an, den es in Zusammenarbeit mit der Agile Alliance entwickelt hat. Er gibt Orientierung, wie agile Ansätze anzuwenden sind, und beschreibt Tools für Praktiker und Organisationen, die agil arbeiten möchten.

Aufgrund der internationalen Ausrichtung des PMI ist Englisch in diesem Umfeld die dominierende Sprache. Prüfungen werden grundsätzlich in Englisch abgelegt. Das PMI gibt aber für die am weitest verbreiteten Zertifizierungen "Language Aids" in mehreren Sprachen heraus, u.a. auch in Deutsch. Mit deren Hilfe können auch Prüflinge mit weniger guten Englischkenntnissen die Tests ablegen. Auch für den PMBOK Guide selbst liegt eine deutsche Übersetzung vor. Als Printversion mit 586 Seiten ist sie im Buchhandel oder zusammen mit dem Agile Practice Guide direkt bei der PMI erhältlich. Für PMI-Mitglieder gibt es einen kostenlosen Download als PDF. Wer vorwiegend im internationalen Umfeld tätig ist, ist gut damit beraten, sich die Inhalte von Anfang an konsequent auf Englisch zu verinnerlichen. 

Verpflichtung zu ethischem Handeln

Ergänzt wird das methodische Standardwerk durch eine Verpflichtung der PMI-Projektmanager und -Projektmanagerinnen zum ethischen Handeln. Egal ob jemand ein PMI-Mitglied werden, ein Ehrenamt übernehmen oder eine Zertifizierung erwerben möchte – das Unterzeichnen des Code of Ethics and Professional Conduct ist unabdingbare Voraussetzung für jegliches Engagement. Das im Original englische Dokument ist in derzeit dreizehn Sprachen übersetzt, darunter auch ins Deutsche. Es fokussiert auf Verantwortlichkeit, Respekt, Fairness und Ehrlichkeit, beschreibt für jeden dieser Werte obligatorische und wünschenswerte Verhaltensweisen.

Das Zertifizierungskonzept

Das Zertifizierungskonzept der PMI umfasst zwei Stufen:

  • Die Zertifizierung als Project Management Professional (PMP)® richtet sich an Projektleiter mit umfassendem PM-Wissen und Erfahrung.
  • Mit dem Certified Associate in Project Management (CAPM)® gibt es außerdem ein Zertifikat für Projektteammitglieder oder Junior-Projektleiter.
PMI-Zertifikate Zielgruppen Voraussetzungen
PMI Certified Associate in Project Management (CAPM)® Projektteammitglieder, Berufseinsteiger 1.500 Std. Projekterfahrung oder
mind. 23 Std. Ausbildung;
(Fach-)Abitur oder vergleichbarer Abschluss (ggf. Realschule + Berufsausbildung)
Project Management Professional (PMP)® Erfahrene
Projektmanager
Mind. 35 Std. Training;
Personen mit (Fach-) Hochschulreife: Mind. 7.500 Std. PM-Erfahrung in 60 Monaten;
Personen mit Bachelor oder vergleichbar: Mind. 4.500 Std. PM-Erfahrung in 60 Monaten

Tabelle 2: Der Projektmanagement-Zertifizierungspfad der PMI

PMI hat zwei weitere Zertifikate für klassische Projektführungspositionen im Angebot, die mit dem Projektmanagement Professional (PMP) vergleichbar sind: den Program Management Professional (PgMP)® und ein Portfolio Management Professional (PfMP)®. Drei weitere Zertifikate decken die Spezialthemen Business Analyse, Risikomanagement und Projektplanung ab.

Agilität im PMI-Zertifizierungsumfeld

Das PMI hat parallel zum PMP eine eigene agile Zertifizierung aufgebaut, den "PMI Agile Certified Practitioner" (PMI-ACP)®. Sie umfasst agile Vorgehensweisen und kann als Alternative oder als Ergänzung zum PMP verstanden werden. Somit wendet sie sich an Personen, die in agil aufgestellten Organisationen oder Teams arbeiten oder in einer hybriden Projektmanagement-Umgebung. Laut PMI ist diese Zertifizierung diejenige, mit der am schnellsten wachsenden Absolventenzahl.

Das PM-Konzept Projects in Controlled Environments (PRINCE2®)

Der Standard PRINCE wurde ursprünglich 1989 von der britischen Central Computer and Telecommunications Agency (CCTA) als Regierungsstandard für IT-Projektmanagement entwickelt, jedoch bald regelmäßig auch außerhalb von reinen IT-Umgebungen angewendet. 1996 wurde er unter PRINCE2® als allgemeine Projektmanagement-Methode veröffentlicht. Mit seinem Ursprung in der CCTA kommt PRINCE2 aus der gleichen Umgebung wie ITIL, ein weit verbreitetes Framework für IT-Servicemanagement, das ebenfalls von der britischen Regierung entwickelt wurde. Wie dieses basiert PRINCE2 auf Best Practices und verspricht eine kompakte Zusammenfassung, Übermittlung und Überprüfung der benötigen Fähigkeiten.

Teil 1:
Produktbeschreibung und Produktstrukturplan

Mit der Produktbasierten Planung (PBP) stellt PRINCE2 eine Technik zur Verfügung, die allgemein verwendbar ist.

Mit der Produktbasierten Planung (PBP) stellt PRINCE2 eine Technik zur Verfügung, die allgemein verwendbar ist. Ihr besonderer Reiz besteht darin, dass sie die vom Projekt zu erbringenden Leistungen in den Mittelpunkt des Planungsprozesses stellt.

Beide Standards, ITIL und PRINCE2, sowie einige weitere gingen 2012 in ein Best Management Practice Portfolio ein, das dem Office of Government Commerce (OGC) übertragen wurden. Das britische Zertifizierungsunternehmen APMG (APMG Group Ltd.) hatte bis 2013 das exklusive Recht, die Zertifizierungen durchzuführen. Dann wurde die AXELOS Ltd. als Joint Venture aus der OGC und dem Outsourcing-Dienstleister Capita plc. gegründet. Es wurde damit betraut, die Best-Practice-Konzepte global zu verwalten und weiterzuentwickeln. Mit Ausbildung und Zertifizierung beauftragt Axelos akkreditierte Trainingspartner (ATO), bietet über PeopleCert aber auch eigene Prüfungen an.

Heute ist PRINCE2 noch immer der führende Projektmanagement-Standard in Großbritannien und gehört auch weltweit zu den ganz Großen im Projektmanagement-Zertifizierungsgeschäft. Ausführliche Informationen stehen auf der AXELOS-Seite zur Verfügung. (Die Domain prince2.com gehört einem Trainingsanbieter.) Hier gibt es zudem eine Suchfunktion für die akkreditierten Trainingscenter, die oft ebenfalls gut verständlich über Konzepte und Inhalte von PRINCE2 informieren.

PRINCE2: prozessorientierte und skalierbare PM-Methode

PRINCE2 ist eine Projektmanagementmethode, die sich auf die Rahmenbedingungen konzentriert. Sie hilft herauszufinden, wer involviert werden sollte und mit welchen Verantwortlichkeiten. Für jede der Phasen Vorbereitung, Durchführung und Abschluss des Projekts werden die erforderlichen Rollen beschrieben, auch die des Lenkungsausschusses. So bietet PRINCE2 eine Prozessfolge, an der sich die Projektarbeit orientieren kann. Anwender und Anwenderinnen erhalten viele praktische Hilfen für die Projektarbeit wie einsatzbereite Muster für Projektpläne und Business Cases. Hinsichtlich sinnvoller Werkzeuge gibt PRINCE2 Hinweise, legt sich aber nicht fest.

2017 hat die AXELOS das Handbuch für PRINCE2 erstmalig nach 2009 im größeren Umfang aktualisiert. Managing Successful Projects with PRINCE2® 2017 lautet der Titel seitdem. Während sich an den grundlegenden Kernaussagen nichts geändert hat, gab es einige Umstellungen, Anpassungen und Erweiterungen, um den Inhalt noch besser an die praktischen Bedürfnisse anzupassen. So konkretisiert das Update PRINCE2 2017 nun das Prinzip "Tayloring" und enthält Leitlinien für die Anpassung, die erstmalig die Mindestanforderungen für das Einhalten der Prinzipien aufführen. Die empfohlenen Techniken zu einem Thema sind jetzt im jeweiligen Kapitel zusammengefasst. Die Hilfestellungen zur Implementierung der Methodik im Unternehmensumfeld wurden überarbeitet. Darüber hinaus wird die Anwendung von PRINCE2 in agilen Projektumgebungen thematisiert und ein Bezug zur Leitlinie bzw. Zertifizierung PRINCE2 Agile hergestellt.

Das Zertifizierungskonzept

Das Zertifizierungskonzept von PRINCE2 umfasst zwei Stufen:

  • PRINCE2 Foundation ist ein Grundlagenzertifikat für Teammitglieder, das einen Einstieg in Prinzipien und Terminologie umfasst.
  • PRINCE2 Practitioner richtet sich an Projektschaffende mit Verantwortung für die Gestaltung von Projektmanagement. Die frühere Zertifizierung "PRINCE2 Professional" wird seit 2018 nicht mehr angeboten.

Während Interessenten mit entsprechender Projekterfahrung bei IPMA und PMI auch direkt auf einem höheren Level einsteigen können, fordert PRINCE2 für seine zweite (von zwei) Stufen den Ausbildungsnachweis für das Einstiegslevel. Alternativ dazu gilt jedes der angeführten Zertifikate von IPMA und PMI als Zugangsvoraussetzung.

PRINCE2 versteht sich als Know-how-Vermittler und fordert zur Zertifizierung keine bereits vorhandene Projektpraxis – im Gegensatz zu IPMA und PMI, die Nachweise für – je nach Stufe unterschiedlich definierte – Praxiserfahrung in Projektmitarbeit oder ‑leitung verlangen.

PRINCE2-Zertifikate Zielgruppen Voraussetzungen
PRINCE2® Foundation Einsteiger ins PM oder in PRINCE2-Umgebungen Keine
PRINCE2® Practitioner Projektleiter und Teammitglieder, Berater PRINCE2 Foundation oder
Zertifizierung PMP oder CAPM (PMI) oder IPMA Level D, C, B oder A

Tabelle 3: Projektmanagement-Zertifizierungspfad für PRINCE2

Agilität im PRINCE2-Zertifizierungsumfeld

Mit dem PRINCE2 Agile® gibt es Unterstützung für Projektschaffende speziell in agilen Umgebungen. Wie das ursprüngliche PRINCE2-Zertifizierungskonzept umfasst dieses die Stufen "Foundation" und "Practitioner". Grundsätzlich richten sich diese Zertifikate an Projektschaffende, die ihre Kompetenz zur effizienten Mitarbeit in agilen PRINCE2-Projekten dokumentieren wollen. Eine Zusammenfassung der Inhalte bietet der "PRINCE2 Agile Guide". Wie bei den anderen PRINCE2-Prüfungen wird das Wissen durch Multiple Choice abgefragt.

Wer Trainings- und Prüfungsangebote im deutschsprachigen Raum recherchiert, findet vor allem Seminare mit der Bezeichnung "PRINCE2 Agile", die dem Practitioner entsprechen. Manche richten sich auch an Personen mit vorhandener Practitioner-Ausbildung.

Die AXELOS als Verwalterin der PRINCE2-Zertifiererung hat auch hier die Stufe "Foundation" als Einsteigerstufe konzipiert, für die keine Voraussetzungen erforderlich sind. Für die Practitioner-Prüfung sind Personen zugelassen, welche vorher die Zertifikat Stufe Foundation oder eine der Standard IPMA- oder PMI-Zertifizierungen erworben haben.

Trend zur Zertifizierung – Vorteile und kritische Stimmen

Alle drei Organisationen setzen sich dafür ein, die Bedeutung ihrer Zertifikate im Markt zu erhöhen und weitere zu etablieren. Wie die steigende Zahl jährlicher Zertifizierungen zeigt, durchaus mit Erfolg. Zertifikate sind hoch angesehen und für ihre Inhaberinnen und Inhaber wertvolle Kompetenznachweise. Es gibt mehrere Erhebungen, wonach Projektschaffende mit Zertifikat mehr verdienen als ohne, etwa der globale Earning Power: Project Management Salary Survey der PMI in seiner 10. Auflage von 2018 oder die Studie Gehalt und Karriere im Projektmanagement 2017 der GPM. Auch fördern und verlangen immer mehr Unternehmen entsprechende Qualifikationsnachweise – sowohl bei ihren eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als auch bei externem Personal.

Der Blick aufs Zertifikat verdrängt das persönliche Gespräch

Zur Frage, ob dieser Trend zur Zertifizierung wünschenswert ist, gibt es auch kritische Stimmen: Selbst hervorragend ausgebildete und top erfolgreiche Projektmanagerinnen und Projektmanager fühlen sich oft unter Druck gesetzt, die formelle Zertifizierung zu erwerben, "weil das halt hier so ist" oder "unser Kunde / Vorstand / … so verlangt". Manche Freiberufler und Bewerber beklagen sich darüber, dass der Blick aufs Zertifikat das persönliche Gespräch verdränge, bei dem sich Kunden selbst ein Urteil bilden könnten, ob jemand fachlich und menschlich ins Team passt. Der Wettbewerb für PM-Seminare ist – in manchen Ländern mehr als in anderen – durch die Marktmacht der großen Zertifizierungsorganisationen geprägt. Wer sich als Berater oder Trainer nicht selbst einer aufwendigen und kostspieligen Zertifizierung unterwirft, hat auf vielen Webseiten keine Chance gelistet zu werden.  

Qualität auch ohne Zertifizierungs-Stempel 

So ähnelt der Markt der PM-Zertifizierungen in gewisser Weise dem der Bio-Siegel: Der Stempel belegt Qualität, schafft Vertrauen und ermöglicht in der Regel höhere Preise. Doch nicht immer ist das Angebot besser als jenes der Nichtzertifizierten – die den bürokratischen Aufwand scheuen, nicht über die erforderlichen Ressourcen wie Zeit und Geld verfügen oder sie lieber woanders einsetzen.

Von den Marketingaktivitäten für Projektmanagement profitiert hingegen die gesamte Community. Alle drei großen Zertifizierungsorganisationen setzen sich im Rahmen von Veranstaltungen und Veröffentlichungen sowie über Kontakte in Politik und Unternehmen für die Verbreitung von Projektmanagement ein. Ohne diese öffentliche Präsenz wären die Aufmerksamkeit und Wertschätzung, die Projektmanagement als Thema, Führungsmethode und Qualifikation heute genießt, kaum denkbar. Zudem bieten IPMA, PMI und AXELOS mit PRINCE2 als Organisationen ihren Mitgliedern, Kunden und Interessenten Fortbildungsmaßnahmen, aktuelle Informationsangebote sowie lokale, nationale und internationale Möglichkeiten zum Netzwerken. Damit sind sie weiterhin führende Treiber für Qualität und Weiterentwicklung – für jeden Einzelnen und die Disziplin Projektmanagement als Ganzes.

Ausblick

Wer sich entschlossen hat, die eigene Kompetenz mit einer Projektzertifizierung zu entwickeln, hat viele Möglichkeiten und sollte sich in Anbetracht der benötigten Ressourcen sehr genau überlegen, in welcher Ausbildung Zeit und Geld am besten investiert sind.

Mit welchem zeitlichen Aufwand Sie für die einzelnen Zertifizierungen rechnen müssen, welche Voraussetzungen Sie mitbringen müssen und welche Kosten damit verbunden sind, lesen Sie im Detail in Teil 2. Ein weiterer wichtiger Faktor für den zu kalkulierenden Aufwand sind die Regelungen zur Rezertifizierung. Alle Zertifikate der drei großen Organisationen haben ein Verfallsdatum. Informationen dazu erhalten Sie ebenfalls in Teil 2.

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Alle Kommentare (8)

Daniela
Mayrshofer

Sehr geehrte Frau Wagner,

ganz herzlichen Dank für den an sich ausgezeichneten Überblick über drei wichtige (große) Zertifizierer im Projektmanagement. Ihr Artikel ist grundsätzlich fundiert und hilfreich, wenn man einen ersten Überblick über die drei wichtigsten Zertifizierer sucht.

In Ihrem Vergleich und ihren kritischen Anmerkungen fehlen mir persönlich drei Dinge, die sowohl in unserem Haus als auch bei unseren Kunden eine große Rolle spielen: der (hohe) zeitliche und finanzielle Aufwand zur Zertifizierung, die Frage der Re-Zertifizierung sowie die Frage der Praxisrelevanz.

Leider haben sie einen wichtigen Zertifizierer außer Acht gelassen, die mittlerweile fast 4000 ProjektleiterInnen in 125 Ländern zertifiziert hat: die IAPM (https://www.iapm.net). Die Zertifizierung der IAPM hat einige wichtige Vorteile, die alle von Ihnen genannten Anbieter nicht bieten können: sie ist fachlich fundiert und dennoch preisgünstig, kann von zuhause absolviert werden und verzichtet auf die teure Re-Zertifizierung. Letztere ist aus meiner Sicht reine Geldschneiderei. Wie an der Hochschule, die ja auch nicht rezertifiziert, genügt die rein fachliche Ausbildung auch im Projektmanagement nicht, sondern kann erst durch die tägliche Praxis und deren regelmäßige Reflexion (z.B. in einer Gruppe von Kollegen oder mit einem Coach oder Mentor) zur echten Kompetenz werden.

Wer nicht nur Fachwissen sondern auch echtes Können unter anderem im Bereich der sozialen und emotionalen Kompetenz erwerben will, sollte sich um eine Zertifizierung bemühen die diese Kompetenz einschließt, wie dies zum Beispiel bei Consensa der Fall ist (https://www.consensa.com/de/qualifizierung-training/zertifizierungen/ ).

Über eine Ergänzung Ihres Artikels zu den genannten Fragen würde ich mich freuen.

Mit herzliche kollegialen Grüßen,

Daniela Mayrshofer

Guten Tag Frau Mayrshofer
Ich finde den grundsätzlichen Gedanken hinter der Re-Zertifizierung, nämlich die Bestätigung weiterhin am Ball zu bleiben und seine Kompetenzen laufend weiter zu entwickeln, ein wichtiges Merkmal der IPMA Re-Zertifizierungen. Ich kann Ihnen hier als einer der CH Lead Assessoren auch bestätigen, dass es bei diesen genau um diesen Punkt geht: hat sich der zertifizierte Kandidat weiterhin mit Projekten befasst (Erfahrung aufgebaut in eigenen Projekten), hat sich der Kandidat entsprechend auf dem Gebiet des Projektmanagements auch weitergebildet (und ist nicht auf dem Stand der Zertifizierung stehen geblieben), und wie sind diese Erfahrungen weiter entwickelt worden? Dass es andere Anbieter gibt, welche daraus lediglich Profit schlagen wollen, kann und will ich nicht dementieren, jedoch ist dies genau einer der echten Vorteile des IPMA Zertifikates, welches hier detailliert die Informationen von den Kandidaten abholt. Gerne schaue ich mir auch die von Ihnen erwähnten Anbieter genau an, ich bin immer offen für neue Informationen und Anbieter.
Freundliche Grüsse
Martin Rohner

Lieber Herr Lohner,

vielen Dank dafür, dass sie die Diskussion über diese wichtige Frage der Re-Zertifizierung mit mir führen. Ich finde es ein wichtiges Thema, das meiner Meinung nach in der Fachöffentlichkeit zu wenig Beachtung findet.

Die Überprüfung der beruflichen Grundausbildung in externe Hände zu legen, ist natürlich eine der großen Errungenschaften unseres hiesigen Ausbildungssystems. Da Projektmanagement eine fachübergreifende Kompetenz ist, sind hier Institutionen außerhalb unseres staatlichen Ausbildungssystems durchaus sinnvoll.

Ebenso unbestritten ist es, dass sich alle Menschen, die wirksam in Projekten arbeiten wollen, weiterentwickeln und fachlich am Ball bleiben müssen. Gerade in Zeiten der Digitalisierung und den damit verbundenen fundamentalen Veränderungen wird dies eine Frage des wirtschaftlichen Überlebens vieler Unternehmen sein.

Infrage steht für mich, ob die Verantwortung, dies zu überprüfen, in "fremde" Hände gelegt werden soll.
Für mich hat dieses Thema eine Menge mit Selbstverantwortung und Führung zu tun. Beides ist für mich nicht delegierbar.

Die meisten Menschen in Projekten, die ich kenne, sorgen hier selbstverständlich für die die eigene Qualifizierung. Und das Gespräch darüber, ob hier die Richtung stimmt, obliegt entweder der eigenen Führungskraft oder – in agileren Kontexten – internen Coaches, Mentoren und Kollegen, die die Situation Vorort deutlich besser einschätzen können. Auf diesem Wege kann sehr genau feststellt werden, ob und wie sich jemand fachlich fortbildet (das muss nicht immer in „offiziellen“ Fortbildungen sein) und welche Erfahrungen entstehen, aus denen „Lessons Learned“ gezogen werden können. Diesen Prozess als Teil einer interne Wissens- und Fehlerkultur (Lernende Organisation) zu etablieren ist mittlerweile mehr als die Kür für Organisation, die zukunftsfähig bleiben möchten.

Nun werden Sie berechtigt fragen, wie dies mit neuen Bewerbern sei. Ich persönlich erkenne deren Lern- und Entwicklungsfähigkeit meistens schon im Lebenslauf, spätestens im allerersten Telefonat, in dem ich genau dazu ein zwei Fragen stelle. Sollte ein Kandidat tatsächlich infrage kommen, kann der Rest unschwer in den folgenden Einstellungsgesprächen geklärt werden. Die formale Re-Zertifizierung hat folglich aus meiner Sicht wenig bis gar keine Praxisrelevanz.

Ich bin aber sehr gespannt, welche Aussagen dazu Frau Wagner im zweiten Teil des Artikels machen wird.

Mit herzlichen Grüßen,

Daniela Mayrshofer

Hallo Frau Mayrshofer,

ich gebe Ihnen Recht, was die Geldschneiderei bei einer Re-Zertifizierung angeht. Allerdings trifft dies bei IPMA m.E. nicht zu, denn diese basiert weniger auf der fachlichen Ausbildung als mehr auf der real praktizierten Kompetenz.

Zudem hilft jedem eine Reflexion der eigenen Kompetenzen. Deshalb gebe ich dies gerne an Dritte ab - sie sagen delegieren. Ein Begriff der m.E. gar nicht passt. Ich sehe es wie ein Feedback auf mein eigenes Bild. Wer das nicht regelmäßig tut, hat m.E. keine Chance sich zu verbessern.

Viele Grüße
Tassilo Kubitz

Daniela
Mayrshofer

Sorry, Frau Wagner,ich habe überlesen, dass sie einen Teil meiner Fragen in Teil 2 beantworten. Bin sehr gespannt auf den zweiten Teil , ;-) Daniela Mayrshofer

Guest

Hallo Frau Wagner,
Ihren Artikel und die bis dato sichtbaren Kommentare von Frau Mayrshofer und Herrn Rohner habe ich mit Interesse gelesen. Auf den Teil 2 bin ich genauso gespannt wie Frau Mayrshofer.
Bis jetzt zeigt der Artikel Infomationen, die für ähnliche Thematik bereits mehrfach in Fachartikeln und studentischen Arbeiten behandelt worden sind.
Ich habe darin immer wieder vermisst, dass
- der Leser eine Hilfe bei seiner Auswahl seiner PM-Zertifizierungen bekommt
- der Leser Daten zu Aufwand und Kosten erhält *
- der Leser auf "Alleinstellungsmerkmale" der Zertifikate hingewiesen wird.
... aber das finde ich sicherlich in Ihrem Teil 2.
* für den Punkt Aufwand und Kosten ist Ihnen u.U. der download von meiner Xing-Seite hilfreich (Vergleich ausgewählter PM-Zertifikate ==> https://www.xing.com/profile/Udo_Schmidt/portfolio?sc_o=mxb_p)
Bis dann
Udo Schmidt

Tassilo
Kubitz

Hallo Frau Wagner,

vielen Dank, dass Sie dieses Thema erneut in meine Erinnerung bringen. 2014 habe ich mich schon einmal damit beschäftigt und eine Arbeit von Dr. Paul Giammalva gelesen (A comparison of 43 project management certifivates).

Die 43 setzen sich allerdings auch den Varianten der von Ihnen genannten großen drei und einiger weiterer zusammen.

Eine wichtige Erkenntnis für mich war der Verbreitungsraum der Zertifikate, der sicherlich an der Herkunft des Mutterkonzerns hängt. Hier liegt IPMA mit Europa vorne, während PMI in USA und Asien verbreiteter ist. PRINCE2 erschien im Umfeld UK beliebt.

Die Aufwände ein Zertifikat zu erhalten wurden von o.g. Autor in der Reihenfolge PRINCE2, PMI, IPMA angegeben, wobei hier immer deutliche Abstände herrschen. An der Spitze lag GPM (Green Project Management) - seit 2010.

Ich freue mich sehr auf den zweiten Teil, um Ihre Sicht auf meine Anmerkungen zu reflektieren.

Viele Grüße
Tassilo Kubitz

Michèl
Duckstein

Vielen Dank Frau Wagner,

mit dieser Erklärung kann man sich besser für eine potenzielle Zertifizierung oder Ratschlag derer entscheiden. Die Leitmotive mit den zusätzlichen ethischen Grundsätzen waren für mich neue Erkenntnisse.

Ein Zusammenfassendes Schaubild (Matrix) zum direkten Vergleich könnte neben dem guten Management Summary ebenfalls hilfreich sein.

MfG
Michèl