Prävention und schnelle Hilfe bei Burnout-Gefahr So finden Sie bei mentaler Erschöpfung zu Ihrer Stärke zurück

Burnout vermeiden: schnelle Hilfe bei mentaler Erschöpfung

Fühlen Sie sich häufig erschöpft? Aktuell trifft das auf immer mehr Menschen zu. Hält dieser Zustand an, kann er zu einem Burnout führen. Wir stellen Ihnen Übungen und Verhaltensweisen vor, mit denen Sie Ihre mentale Gesundheit stärken können.

Management Summary

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Prävention und schnelle Hilfe bei Burnout-Gefahr So finden Sie bei mentaler Erschöpfung zu Ihrer Stärke zurück

Burnout vermeiden: schnelle Hilfe bei mentaler Erschöpfung

Fühlen Sie sich häufig erschöpft? Aktuell trifft das auf immer mehr Menschen zu. Hält dieser Zustand an, kann er zu einem Burnout führen. Wir stellen Ihnen Übungen und Verhaltensweisen vor, mit denen Sie Ihre mentale Gesundheit stärken können.

Management Summary

Martin Keller ist am Ende. Jetzt arbeitet er schon so lange direkt beim Kunden in diesem komplexen Projekt. Er fühlt sich ausgelaugt. Vor lauter Müdigkeit fällt ihm der Start in den Tag schwer. Morgens macht ihm alles Mühe: Aufstehen, Duschen, Frühstücken, die Vorbereitungen für den Tag.

Die Arbeit mit seinem Kunden frustriert ihn zunehmend. Dauernd meckert dieser über die Geschwindigkeit der Entwicklungsabteilung, die Funktionalität der ausgelieferten Software und jetzt auch noch über die neuen Kolleg:innen, die Herrn Keller unterstützen sollen. Es ist alles zu viel geworden, bald wird er endgültig am Ende seiner Kräfte sein, da ist er sich sicher.

Herr Keller hat den Bezug zu seinen Bedürfnissen verloren. Zudem macht ihm eine verfahrene Situation in der Familie zu schaffen.

Bild 1: Herr Keller fühlt sich durch zu hohe Anforderungen ausgelaugt (Illustration: Anja Weiß)
Bild 1: Herr Keller fühlt sich durch zu hohe Anforderungen ausgelaugt (Illustration: Anja Weiß)

Gestern erzählte sein Kollege Christian Albrecht über Sarah Müller, die beliebte Assistentin in der Zentrale: "Mit Frau Müller ist es komisch geworden. Weißt du noch, wie engagiert sie immer war und wie sehr sie zwischen uns und dem Vertrieb vermittelt hat?" Das waren Glanzstunden, bestätigte Martin Keller mit einem Kopfnicken und erinnerte sich an eine sehr verfahrene Situation, die Sarah Müller mit Bravour gemeistert hatte. "Stell dir vor, Sarah sitzt jetzt den ganzen Tag in ihrem Büro. Man trifft sie kaum noch in der Kaffeeküche, und wenn, dann huscht sie gleich wieder raus. Sie kommt nicht mehr an die Kaffeemaschine, um neuen Tratsch zu hören. Wenn man etwas von ihr will, verweist sie einen direkt an eine andere Abteilung. Sie ist ganz schön mürrisch geworden", sagte Albrecht und schloss nachdenklich: "Ob sie es nicht verwunden hat, dass Katja Meyer bei der letzten Gehaltsrunde nicht nur mehr Geld bekommen, sondern auch noch einen Karriereschritt gemacht hat?" Was die beiden Kollegen nicht ahnen: Sarah Müller zieht sich immer mehr zurück, weil sie die schwelenden Konflikte (wie zwischen Produktentwicklung und Vertrieb) nicht mehr aushält.

Während die beiden in der Kaffeeküche standen, ging der Abteilungsleiter Norbert Meier vorbei. Der beklagte sich neulich über die Langsamkeit, mit der alles vorangeht, obwohl moderne Tools und Verfahren eingeführt worden sind. Er zweifelt schon länger an seiner Fähigkeit, seine Belegschaft zu motivieren, die berühmte Extrameile im Projekt zu gehen. Kann er seine Leute überhaupt noch führen? Oder setzen sich die Personen einfach unfreundlich und wenig kooperativ über seine Anweisungen hinweg? Herr Meier schüttelte im Vorbeigehen zweifelnd den Kopf, fragend beobachtet von den beiden Kollegen. Norbert Meier versucht, seine Schwierigkeiten bei der Führung allein zu lösen und überfordert sich damit permanent selbst.

Burnout steht für Schwierigkeiten bei der Bewältigung des Lebens

Was hier sehr überspitzt dargestellt wird, haben Sie eventuell schon selbst einmal erlebt – bei sich oder Ihren Kolleg:innen. Anzeichen für ein Burnout-Syndrom sind die oben beschriebenen Symptome von Selbstentfremdung, körperlicher Erschöpfung, Empathielosigkeit, Unzufriedenheit mit der eigenen Leistung oder Beschwerden bei der Arbeit.

Der Begriff Burnout beschrieb ursprünglich das Ausgebranntsein von Pflegekräften. Später wurde er weitergefasst und wird heute als Problem in Bezug auf Schwierigkeiten beim Bewältigen des Lebens verwendet. Menschen mit Burnout-Syndrom empfinden das Leben oft als einen Kampf, der sie erschöpft. Sie verrennen sich zwischen den Anforderungen des Lebens und ihren eigenen Ansprüchen. Das führt u.a. zu ihrer Weigerung, Misserfolge und Verluste zu akzeptieren, was unlösbare Konflikte auslöst.

Beispiel: Martin Keller, der oben erwähnte Projektleiter, hat sich lange Zeit bemüht, die Anforderungen des Kunden zu erfüllen, schließlich möchte er eine perfekte Dienstleistung abliefern und alles möglich machen. Zufriedene Kunden sind für ihn besonders wichtig. Doch gelingt es ihm auch durch viel Einsatz nicht, seinen Kunden zufriedenzustellen. Immer wieder kommt dieser mit neuen Anforderungen. Aber Herr Keller will an seinem Anspruch des zu 100% zufriedenen Kunden festhalten. Deswegen landen mehr und mehr Aufgaben auf seinem Schreibtisch. Schließlich bleiben Dinge liegen, und Keller befürchtet, seinen Kunden und seinen Chef zu verärgern, wenn er signalisiert, dass es zu viel ist.

Die Mehrheit der Betroffenen hat hohe Ansprüche an sich selbst und feste Wertvorstellungen. Verschärfend wirken oft auch unbewusste Glaubenssätze und Antreiber (siehe auch "So nutzen Sie überholte Glaubenssätze kraftvoll für die persönliche Entwicklung" und "Erlaubnis zum Projekterfolg – falsche Motivatoren erkennen und ausbremsen"). So kann z.B. der Glaubenssatz "Du musst immer alle unterstützen" zu einer Überforderung führen und viel Kraft rauben, wenn ihn jemand befolgt, ohne auf die eigenen Grenzen der Belastbarkeit zu achten. Steigert sich die Belastung, kann es zum Burnout kommen.

Ein Burnout-Syndrom ist eine ernstzunehmende Erkrankung. Seit diesem Jahr ist das Syndrom in den Katalog "Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme" (ICD) (siehe hier unter F48) der Weltgesundheitsorganisation WHO aufgenommen worden. Darin wird Burnout erstmals als Syndrom aufgrund von "chronischem Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich verarbeitet wird" definiert.

Belastungen bei der Arbeit machen einen Großteil der Ursachen von Burnout aus. Dahinter verbergen sich schwelende Konflikte bis hin zu Mobbing, dauerhafte Belastung und Stress sowie wenig Möglichkeit für Entspannung, um den Akku wiederaufzuladen.

Im Unterschied zur Depression ist ein Burnout-Syndrom immer an bestimmte Lebensumstände oder Situationen geknüpft. Fällt bei einem Menschen, der von Burnout betroffen ist, die Belastung weg, bessern sich die Symptome und es geht ihm schnell wieder gut. Bei Depressionen dominiert dagegen ein vermindertes Selbstwertgefühl, das trotz der Reduzierung von Belastungen bestehen bleiben kann.

Der "Fehlzeiten-Report 2021" der AOK zeigt, dass die Zahl der Krankschreibungen wegen psychischer Erkrankungen massiv zugenommen hat (seit 2010 haben die Krankheitstage deswegen um 56% zugenommen) und diese 2020 12% aller Krankschreibungen ausmachten (auf Platz 1 waren Muskel- und Skelett-Erkrankungen (22,1 %), auf Platz 3 folgten Atemwegserkrankungen (11,8 %) und auf Platz 4 Verletzungen (10,0 %)). Besonders betroffen sind Berufe mit direktem Kundenkontakt, des Sozialwesens, in der Pflege und im Erziehungswesen – also alles Berufe, in denen man viel Umgang mit Menschen hat. Überdurchschnittlich lange fallen Führungskräfte aus, wenn sie ein Burnout-Syndrom haben (durchschnittlich 42 Tage, Quelle: Fehlzeitenreport 2021).

Ein Burnout entwickelt sich in Phasen

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Sie stecken in einem anspruchsvollen Projekt, sind beruflich und privat stark eingespannt, Erschöpfung macht sich breit. Jetzt die Zähne zusammenbeißen, noch mehr geben und hoffen es wird besser?

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Alle Kommentare (1)

Helga
Trölenberg

Liebe Leser und Leserinnen,
ein Leser machte mich darauf aufmerksam, dass ja auch eine Kur gegen Burnout möglich wäre. Der Leser hat selbstverständlich recht. Hausärzte und Hausärztinnen werden ihren Patienten und Patientinnen diesen Weg sicher vorschlagen.