Eine Kraft, die stets Gutes will, doch Böses schafft Erlaubnis zum Projekterfolg – falsche Motivatoren erkennen und ausbremsen

Erlaubnis_zum_Projekterfolg

Kennen auch Sie ein Teammitglied, das beim Delegieren eines Arbeitsauftrags bis ins Kleinste nachfragt – und sogar dann häufig noch zögert, den Auftrag anzunehmen? Gut möglich, dass der Antreiber "Streng dich an!" das Teammitglied blockiert. Ralf-Rüdiger Faßbender zeigt, wie jeder der fünf Antreiber wirkt und Sie mit den Erlaubern deren Einfluss auf Projektbeteiligte abmildern.

Management Summary

Eine Kraft, die stets Gutes will, doch Böses schafft Erlaubnis zum Projekterfolg – falsche Motivatoren erkennen und ausbremsen

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Kennen auch Sie ein Teammitglied, das beim Delegieren eines Arbeitsauftrags bis ins Kleinste nachfragt – und sogar dann häufig noch zögert, den Auftrag anzunehmen? Gut möglich, dass der Antreiber "Streng dich an!" das Teammitglied blockiert. Ralf-Rüdiger Faßbender zeigt, wie jeder der fünf Antreiber wirkt und Sie mit den Erlaubern deren Einfluss auf Projektbeteiligte abmildern.

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Die Projektleitung muss zügig Ergebnisse liefern. Diese sind selbstverständlich stets fehlerfrei. Alle Beteiligten müssen immer zu den jeweils notwendigen Anstrengungen bereit sein. Dabei sind die Interessen aller Beteiligten und Stakeholder zu berücksichtigen oder gar zu befriedigen. Außerdem muss jeder Schritt stets sachlich analysiert werden.

Gibt es eine Forderung, die Sie aus Projekten nicht kennen? Finden Sie eine, der Sie aus Ihrer Erfahrung als Projektleitung heftig widersprechen? Nicht? Gut, dann sind wir schon einmal an der Schwelle zum Antreiberverhalten angekommen.

Natürlich sind diese Forderungen in Projekten alle irgendwann einmal gültig. Das Problem entsteht erst, wenn sie durchgängig unser Denken und Handeln bestimmen, quasi als Automatismen, die wir nicht mehr abstellen können. Dann sind Antreiber im Spiel.

Das Konzept der Antreiber ...

... stammt aus der Transaktionsanalyse und wurde Mitte der 1970er Jahre von dem Psychologen Dr. Taibi Kahler entwickelt. Die NASA nutzte es seit Ende der siebziger Jahre für mehr als 20 Jahre bei der Auswahl, Beurteilung und im Management ihrer Astronauten. In den 90er Jahren kam es in der Beratung des US-Präsidenten Bill Clinton zum Einsatz, der sich von Kahler beraten ließ.

Das Analyse-Werkzeug hilft zu erkennen, nach welchen unbewussten Mustern Menschen sich selbst antreiben, ohne jedoch die gewünschte Lösung oder zumindest Wertschätzung zu erlangen. Meist erreichen sie mit ihrem Antreiber gesteuertem Verhalten sogar das Gegenteil. Das Konzept zeigt Wege auf, um dadurch ausgelöste Krisen zu lösen bzw. im Vorfeld zu vermeiden.

In meiner Arbeit als Organisationsentwickler, Coach und Projektmanager sowie Berater von Projektleitungen ist mir das Konzept der Antreiber und der Erlauber seit mehr als zehn Jahren eine große Hilfe: Immer dann, wenn Projekte zu schnell in die Umsetzung gehen sollen, weil für die Vorbereitung "keine Zeit ist" oder, wenn Projekte immer größer werden, weil jeder Wunsch erfüllt werden muss, oder wenn ich feststelle, dass die Beteiligten immer mehr erschöpfen, weil sie "auf Teufel komm raus durchhalten müssen".

In diesem Beitrag lernen Sie die fünf verschiedenen Arten von Antreibern kennen. Sie erhalten Hinweise, wie Sie diese bei Projektbeteiligten wie Teammitgliedern erkennen und wie Sie deren Einfluss mit Hilfe ihrer Gegenspieler, der "Erlauber", zurückdrängen. Anhand eines Projekts aus meiner Praxis beschreibe ich diesen Umgang beispielhaft am Umgang mit einem Antreiber.

Sehen Sie sich den Vortrag zum Artikel im Video an!

"Das muss so sein!" – Antreiber als falsche Motivatoren

Antreibergesteuertes Verhalten tritt vor allem bei Stress auf, z.B., wenn Situationen neuartig und / oder riskant sind. Situationen also, die in fast jedem Projekt auftreten, sofern dieses seinen Namen verdient. Wir aktivieren einen Antreiber unbewusst, aber nicht ohne Intention: Schließlich liefert er eine Strategie, die uns in der Vergangenheit geholfen hat, Herausforderungen so zu bewältigen, dass wir heute da angekommen sind, wo wir sind. Mit jeder Stresssituation in der wir diese Strategie anwenden, vertiefen wir dieses Verhalten, sodass daraus irgendwann ein Verhaltensmuster wird.

Fatal ist an den Antreibern, dass nicht das Ergebnis zählt, sondern das Beeilen, das Anstrengen, das Recht machen.

Wenn Sie wissen wollen, welche Antreiber bei Ihren Teammitgliedern, Kollegen/-innen und Vorgesetzten aktiv sind, fragen Sie sich zunächst, welche positiven Eigenschaft Sie mit diesen verbinden. Dadurch bekommen Sie erste Hinweise auf mögliche Antreiber. Ein Projektmitglied das im Ruf steht, sich "gut durchzubeißen", also sehr belastbar ist, könnte sich bei zu viel bzw. anhaltendem Stress durch sein vom "Streng dich an!"-Antreiber diktiertes Verhalten überfordern oder resignieren.

Antreiber kennen kein Ende

Woran können Sie als Projektleitung ermessen, ob Sie es mit einem Antreiberverhalten oder mit einem der Situation angemessenen Verhalten zu tun haben? Ganz einfach: Angemessenes Verhalten hat ein Ende. Die Person oder Organisation "kann auch anders", sie kann ihr Verhalten ändern – erst recht, wenn sie damit gescheitert ist.

Kann die Person das nicht, sondern intensiviert nach einem Misserfolg ihre Bemühungen nach demselben Muster, sind Antreiber im Spiel. Und da diese Antreiber erst einmal ganz vernünftig klingen, können sie leicht zu falschen Motivatoren werden.

Ute und Heinrich Hagehülsmann beschreiben in Ihrem Buch "Der Mensch im Spannungsfeld seiner Organisation", wie antreibergesteuertes Verhalten "zu einem sich selbst verstärkenden Kreislauf neuer Misserfolgserlebnisse" (S. 200) führt. Dieser Kreislauf macht sie sogar gefährlich für Projekte.

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Alle Kommentare (3)

Daniel
Seidl

Sehr interessante Betrachtung, die auch zum besseren Verständnis von Verhalten im Projekt beiträgt. Es gibt tatsächlich diese Kräfte!

 

Tassilo
Kubitz

Ein sehr guter Artikel mit so realen und lebensnahen Beispielen. Sicherlich haben wir alle unterschiedliche starke Ausprägungen und Mischungen der Antreiber. Die Rezepte diese zu identifizieren und damit umzugehen ist nicht nur aus der Sicht der Projektleiter oder Vorgesetzten sinnvoll, sondern auch aus der Sicht als MA generell. Kenne ich mich selber besser, kann ich mit Stress besser umgehen. Jede Führungskraft sollte diesen Artikel lesen und danach handeln. Dann hat sie jedenfalls die Verantwortung ihrer Rolle wahrgenommen. Vielen Dank

 

Andrea
Follert
Dr.

Danke für diesen Artikel, der das in vielen Lebenslagen hilfreiche Antreibermodell auf die Projektwirklichkeit überträgt und dafür anschauliche Beispiele und Interventionsmöglichkeiten liefert.