Schreibtipps für den Projektalltag Wirksame Projekttexte – übermitteln Sie Ihre Kernaussage im Hauptsatz!

Wirksame Projekttexte – übermitteln Sie Ihre Kernaussage im Hauptsatz!

Kernaussagen von Projekttexten landen häufig in Nebensätzen, wodurch Leser:innen diese schlechter wahrnehmen. Wichtige Aussagen lassen sich leicht aus Neben- in Hauptsätze verschieben, sodass sie die erforderliche Aufmerksamkeit erhalten.

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Schreibtipps für den Projektalltag Wirksame Projekttexte – übermitteln Sie Ihre Kernaussage im Hauptsatz!

Wirksame Projekttexte – übermitteln Sie Ihre Kernaussage im Hauptsatz!

Kernaussagen von Projekttexten landen häufig in Nebensätzen, wodurch Leser:innen diese schlechter wahrnehmen. Wichtige Aussagen lassen sich leicht aus Neben- in Hauptsätze verschieben, sodass sie die erforderliche Aufmerksamkeit erhalten.

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Kennen Sie die "Dass-Falle"? Sie lauert auf die wichtigsten Aussagen eines Texts und verschlingt sie dann in einem Satz – einem Nebensatz. Dort werden sie neutralisiert und verlieren ihre Wirkung. Die Adressat:innen des Texts nehmen sie dadurch weniger intensiv wahr und sehen oft genug einfach über sie hinweg.

Wenn die Wichtigkeit im Nebensatz verschwindet

So erging es Vicky Wichtig mit ihrer Warnung vor einem Lieferantenausfall. Vicky ist Einkäuferin bei einem Automobilzulieferer. Sie ist bestens vernetzt und hat ihr Ohr am Marktgeschehen. Deshalb erfuhr sie auch früh von den drohenden Ausfällen bei einem Lieferanten von Spezialdichtungen. Da sie nicht für Dichtungen zuständig ist, informierte sie ihren Kollegen René Relax per Mail:

"Hallo René, wie mir eine zuverlässige Kontaktperson vertraulich berichtete, gibt es Hinweise darauf, dass die Dichtungskunst GmbH Schwierigkeiten bei der Rohstoffbeschaffung hat und deshalb Gefahr besteht, dass es Verzögerungen oder sogar Ausfälle bei ihren Lieferungen geben könnte."

René Relax ist ein alter Hase, den nichts so leicht aus der Ruhe bringt. Er kennt die Gerüchteküche, die von drohenden Insolvenzen, Fusionen, Aufkäufen, Lieferschwierigkeiten, personellen Umbrüchen und anderen einschneidenden Ereignissen nur so brodelt. Nach "zuverlässige Kontaktperson vertraulich berichtete" war er bereits nur noch mit halber Aufmerksamkeit dabei. Nach "gibt es Hinweise, dass" und "Gefahr besteht, dass" bewirkte der eigentliche Inhalt nur noch ein Schulterzucken bei ihm. Pflichtgemäß prüfte er die Risikoliste und erhöhte die Eintrittswahrscheinlichkeit des Lieferantenausfalls von 20% auf 25%.

So befreien Sie Ihre Botschaft aus dem Nebensatz

Das geschilderte, fiktive Beispiel ist keineswegs aus der Luft gegriffen. Machen Sie selbst die Probe aufs Exempel:

Holen Sie sich einfach ein altes Projektdokument, z.B. einen Statusbericht, ein Fachkonzept, einen Business Case oder einen Projektauftrag. Suchen Sie, wie oft darin das Wörtchen "dass" vorkommt. Greifen Sie sich ein paar Beispiele heraus und prüfen Sie, wo die eigentliche Aussage des Satzes steht: links oder rechts von "dass"? Hier einige typische Beispiele:

  • Die Marktstudie zeigte, dass wir 7% Marktanteil verloren haben.
  • Es ist besonders wichtig, dass bei einem Sturz aus 1 m Höhe das Gerät nicht beschädigt wird.
  • Die Stakeholder:innen fordern, dass der ursprünglich vereinbarte Termin unbedingt eingehalten wird.
  • Im Abschlussbericht der Machbarkeitsstudie steht, dass die vorgeschlagene Technik geeignet ist.

All diese Aussagen sind eindeutig und klar formuliert. Sie enthalten wichtige Informationen für das jeweilige Projekt. Aufmerksame Leser:innen nehmen diese Informationen problemlos wahr und berücksichtigen sie angemessen bei ihren Entscheidungen.

Unterstützen Sie die Konzentration Ihrer Leser:innen!

Die Sache hat nur einen Haken: Projektbeteiligte müssen sehr viel lesen, und niemand kann ununterbrochen völlig konzentriert sein. Es ist unvermeidlich, dass wir mal etwas "überlesen" oder in seiner Bedeutung nicht richtig einschätzen. Damit dies weniger häufig passiert, kann der:die Autor:in eines Texts eine ganze Menge tun. Die wichtigste Maßnahme: Formulieren Sie die zentralen Aussagen in Hauptsätzen und nicht in Nebensätzen!

Dummerweise verführt uns die deutsche Sprache zu Nebensätzen in immer tieferer Verschachtelung. Der Deutschunterricht trägt leider seinen Teil dazu bei, dass wir, trotz besseren Wissens, das wir in der praktischen Erfahrung erwerben, stolz darauf sind, wenn wir, fast wie bei einem Schachspiel, eine komplizierte Satzkonstruktion erstellen, die sich über mehrere Zeilen hinwegzieht und so viele Kommas enthält, dass der:die Leser:in am Ende nicht mehr weiß, womit der Satz begann, geschweige denn seine Hauptaussage klar vor dem inneren Auge hätte.

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Alle Kommentare (6)

Eduard
Chernavin

Ich mache es kurz mit einem Zutat aus dem Artikel: "..., kann der:die Autor:in eines Texts eine ganze Menge tun." Wie lesbar ist das?

Lieber Herr Chernavin,
Sie sind offensichtlich über die gendergerechte Sprache gestolpert. Beziehungsweise über die Form der gendergerechten Sprache, für die wir uns im projektmagazin entschieden haben, nämlich der Schreibweise mit dem Doppelpunkt.
Welche Form der gendergerechten Sprache würden denn Sie bevorzugen? Weit verbreitet ist die traditionelle Doppelnennung: "der Autor oder die Autorin des Texts". Ist das "lesbarer"? Es ist wesentlich länger und ich persönlich empfinde diese Schreibweise als anstrengender zum Lesen, da ich mehr Worte "verdauen" muss.
Was sich letztendlich durchsetzen wird? Das kann im Moment wohl niemand wirklich sagen. Die deutsche Sprache entwickelt sich nun mal beständig weiter. Können Sie sich noch an das "daß" erinnern? Jetzt haben wir uns - zumindest ich - vollständig an das "dass" gewöhnt. Oder sind wir es nur gewohnt?
Es kann sein, dass Sie sich an die prägnanten Formen der gendergerechten Sprache niemals gewöhnen werden, aber vielleicht werden auch Sie es einmal gewohnt sein, von "Kolleg:innen" zu schreiben.
Ganz einfach deswegen, weil Frauen schon seit einiger Zeit ebenfalls im Berufsleben tätig sind, und zwar nicht nur als Zutat. Ein Zitat dazu von Simone de Beauvoir ist in diesem Zusammenhang sehr aussagekräftig: "Frauen, die nichts fordern, werden beim Wort genommen – sie bekommen nichts."
Wenn Frauen nicht in Erscheinung treten - und dazu gehört insbesonder das Genannt-Werden - dann werden sie auch nicht die gleichen Rechte erhalten wie die Männer.
Ich hoffe, dass wir uns zumindest in diesem Punkt einig sind.
Beste Grüße und viel Erfolg in Ihren Projekten!
Georg Angermeier

Die Umsetzungsweise der gendergerechten Sprache ist tatsächlich ein anderes Thema.
Den Artikel selbst finde ich sehr interessant und informationsreich. Vielen Dank!

Christian
Posny

Kurz und knapp ist eine Kunst - denn sie wählt aus.
Gute und anschauliche Beispiele
Pro Aufzählung und gegen Fließtexte.
Bei der täglichen Informationsmenge sonst kaum noch zu bewältigen.

Herr Posny, für die lobenden Worte!
Es freut mich sehr, wenn ich Ihnen vielleicht die eine oder andere Anregung geben konnte.
Die Unmengen an Informationen, die täglich auf uns hereinprasseln ist in der Tat ein Problem.
Vielleicht fällt mir auch dazu noch etwas ein.
Beste Grüße und viel Erfolg in Ihren Projekten!
Georg Angermeier