

Projektmanagement ist ein uraltes Thema - wenn man bedenkt, dass bereits in der Antike Bauwerke wie die Pyramiden von Gizeh oder der Koloss von Rhodos geplantGeplantAttribut für alle Größen der Zeit- und Kostenplanung. Der englische Begriff "Scheduled" bezieht sich nur auf Größen der Zeitplanung. und erbaut wurden. Den Ägyptern oder Griechen standen aber zweifellos keine Softwaretools zur Verfügung und ob sie bereits Netzpläne auf Papyrus gezeichnet haben, darf man bezweifeln. Trotzdem wäre die Errichtung solcher Bauwerke ohne die fundamentalen Werkzeuge, die auch im modernen Projektmanagement vorhanden sind, nicht möglich gewesen. Elemente wie Klarheit in den Zielen, Bau- und Vorgehenspläne, Personaleinsatzpläne, Materialbeschaffung oder laufende Überwachung aller Aktivitäten wurden in der einen oder anderen Form sicher eingesetzt. Das Management der StakeholderStakeholderStakeholder (synonym: Projektbeteiligte, Interessensgruppen, Interessierte Parteien) sind: Personen, Personengruppen oder Organisationen, die aktiv am Projekt beteiligt sind oder durch den Projektverlauf oder das Projektergebnis beeinflusst werden die gegebenenfalls den Projektverlauf oder das Projektergebnis beeinflussen dürfte dagegen ziemlich einfach gewesen sein, man musste sich kaum um gesetzliche Auflagen, Umwelt- oder andere Interessensverbände oder die Anliegen der Anwohner kümmern. Es galt lediglich die Wünsche des Pharaos zu berücksichtigen.
Projektmanagement ist aber auch ein neues Thema. Die ersten systematischen Planungssysteme der Neuzeit wurden in den 30er Jahren in den USA entwickelt. Der Bau des Hoover-Staudamms (1931-1935) und das Manhatten-Projekt (Bau der Atombombe) gelten als frühe Ansätze. Als eigentlicher Ursprung modernen Projektmanagements wird das Apollo-Programm der NASA angesehen. Die VisionVisionEine Vision im unternehmerischen Sinn bzw. in Zusammenhang mit einem Projekt hat den Charakter eines strategischen Ziels. Sie unterliegt aber nicht den strengen Anforderungen einer Zieldefinition (siehe "SMART"), sondern definiert zeit- und situationsunabhängig die strategische Ausrichtung eines Projekts oder Unternehmens. von Präsident Kennedy, vor den Russen einen Amerikaner auf dem Mond spazieren zu sehen, hat die Entwicklung maßgeblich beschleunigt. Methoden zur Optimierung der Arbeiten wie etwa die Netzplantechniken in den 70er Jahren haben das Thema Projektmanagement dann weiter getrieben.
Selbstverständlich interessiert den Leser hier weniger die Vergangenheit als vielmehr die Frage, wohin sich das Thema in den nächsten Jahren entwickeln wird. Ein Blick in die Kristallkugel wäre deshalb angebracht; eine solche steht mir aber leider nicht zur Verfügung. Trotzdem lassen sich, wenn man den Markt genau beobachtet, Tendenzen und Trends erkennen, die einige wesentliche Aussagen zulassen. Um nicht den Eindruck zu erzeugen, allwissend zu sein, formuliere ich diese im Folgenden in Form von Thesen.
Die zwölf nachfolgend skizzierten Thesen basieren auf der Erfahrung der HLP Swiss im Zusammenhang mit der Arbeit für ihre Kunden. Den Aussagen dieser Thesen liegen 22 Interviews zugrunde mit Projektportfoliomanagern (64%), Senior Projektleitern (18%) und Mitarbeitern in projektnahen Führungsfunktionen (18%). Die Befragten stammen aus Unternehmen, die in den Bereichen Assekuranz, Industrie und Dienstleistung tätig sind sowie aus Organisationen der öffentlichen Hand. Die Teilnehmer kommen aus der Schweiz (77%), Deutschland (18%) und Österreich (5%).
In der Keynote des 5. ZfU Projektmanager-Kongresses am 16. Januar 2009 in Rüschlikon bei Zürich habe ich die zwölf Thesen vorgestellt. Die Einschätzung des Publikums zu den einzelnen Thesen können Sie in der Grafik im Anhang sehen.
Die aktuelle Wirtschaftslage wird sehr wohl Auswirkungen auf die Projekte haben, nicht aber auf das Projektmanagement als Disziplin. Projektmanagement ist und bleibt ein Dauerbrenner. Zum einen nimmt die KomplexitätKomplexitätKomplexität bezeichnet die Eigenschaft eines Systems , nicht deterministisch vorhersagbar auf Änderungen innerer oder äußerer Parameter zu reagieren unserer Welt weiter zu, zum anderen wird gerade die Krise deutliche Veränderungen der Wirtschaftsstrukturen nach sich ziehen, seien es Firmenaufteilungen, Zusammenschlüsse oder der Umbau ganzer Wertschöpfungsketten. Solche Faktoren treibt das Projektmanagement weiter.
Selbstverständlich wird gespart. Einzelne Projekte werden abgebrochen oder erst gar nicht gestartet. In dieser wirtschaftlich schwierigen Zeit werden spürbar weniger Projekte realisiert. Da ich aber erwarte, dass der Abschwung - obwohl recht heftig - nicht allzu lange dauern wird, ist auch damit zu rechnen, dass Projekte kurz nach Ende des Abschwungs schnell wieder gestartet oder wieder aufgenommen werden. Denn ein Abbremsen von Entwicklungen führt zwangsläufig zu einem Rückstau an nicht erledigten Arbeiten, den es dann wieder zu beseitigen gilt.
Dagegen lässt sich beobachten, dass Unternehmen in der Zukunft vermehrt auf Prozesse angewiesen sind, mit denen sie die unternehmenskritischen Projekte erkennen können, um sich auf diese zu konzentrieren. Kosten erhalten gegenüber der Vergangenheit eine noch größere Bedeutung. Dadurch wird der Kampf um die Verteilung der Mittel weiter zunehmen und das Thema Projektmanagement weiter an Bedeutung gewinnen.
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Dr. Georg Angermeier
06.05.2009
Marko Zotschew
13.05.2009
vera reithmeier, kick:consulting
05.07.2009