Blick in die Zukunft Zwölf Prognosen zum Projektmanagement

In welche Richtung wird sich das Projektmanagement in der Zukunft entwickeln? Was müssen Unternehmen tun, um ihre guten Projektleiter zu halten? Wird sich die Zertifizierung der IPMA oder des PMI durchsetzen? Diese und weitere Fragen stellte sich Martin Sedlmayer, zertifizierter Projektdirektor und Unternehmensberater. Er befragte Senior Projektleiter, Projektportfoliomanager und Führungskräfte aus der DACH-Region. Aus ihren Antworten leitete er zwölf Prognosen über die Zukunft des Projektmanagements ab.

 

Blick in die Zukunft Zwölf Prognosen zum Projektmanagement

In welche Richtung wird sich das Projektmanagement in der Zukunft entwickeln? Was müssen Unternehmen tun, um ihre guten Projektleiter zu halten? Wird sich die Zertifizierung der IPMA oder des PMI durchsetzen? Diese und weitere Fragen stellte sich Martin Sedlmayer, zertifizierter Projektdirektor und Unternehmensberater. Er befragte Senior Projektleiter, Projektportfoliomanager und Führungskräfte aus der DACH-Region. Aus ihren Antworten leitete er zwölf Prognosen über die Zukunft des Projektmanagements ab.

 

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Projektmanagement ist ein uraltes Thema - wenn man bedenkt, dass bereits in der Antike Bauwerke wie die Pyramiden von Gizeh oder der Koloss von Rhodos geplant und erbaut wurden. Den Ägyptern oder Griechen standen aber zweifellos keine Softwaretools zur Verfügung und ob sie bereits Netzpläne auf Papyrus gezeichnet haben, darf man bezweifeln. Trotzdem wäre die Errichtung solcher Bauwerke ohne die fundamentalen Werkzeuge, die auch im modernen Projektmanagement vorhanden sind, nicht möglich gewesen. Elemente wie Klarheit in den Zielen, Bau- und Vorgehenspläne, Personaleinsatzpläne, Materialbeschaffung oder laufende Überwachung aller Aktivitäten wurden in der einen oder anderen Form sicher eingesetzt. Das Management der Stakeholder dürfte dagegen ziemlich einfach gewesen sein, man musste sich kaum um gesetzliche Auflagen, Umwelt- oder andere Interessensverbände oder die Anliegen der Anwohner kümmern. Es galt lediglich die Wünsche des Pharaos zu berücksichtigen.

Projektmanagement ist aber auch ein neues Thema. Die ersten systematischen Planungssysteme der Neuzeit wurden in den 30er Jahren in den USA entwickelt. Der Bau des Hoover-Staudamms (1931-1935) und das Manhatten-Projekt (Bau der Atombombe) gelten als frühe Ansätze. Als eigentlicher Ursprung modernen Projektmanagements wird das Apollo-Programm der NASA angesehen. Die Vision von Präsident Kennedy, vor den Russen einen Amerikaner auf dem Mond spazieren zu sehen, hat die Entwicklung maßgeblich beschleunigt. Methoden zur Optimierung der Arbeiten wie etwa die Netzplantechniken in den 70er Jahren haben das Thema Projektmanagement dann weiter getrieben.

Selbstverständlich interessiert den Leser hier weniger die Vergangenheit als vielmehr die Frage, wohin sich das Thema in den nächsten Jahren entwickeln wird. Ein Blick in die Kristallkugel wäre deshalb angebracht; eine solche steht mir aber leider nicht zur Verfügung. Trotzdem lassen sich, wenn man den Markt genau beobachtet, Tendenzen und Trends erkennen, die einige wesentliche Aussagen zulassen. Um nicht den Eindruck zu erzeugen, allwissend zu sein, formuliere ich diese im Folgenden in Form von Thesen.

Die zwölf nachfolgend skizzierten Thesen basieren auf der Erfahrung der HLP Swiss im Zusammenhang mit der Arbeit für ihre Kunden. Den Aussagen dieser Thesen liegen 22 Interviews zugrunde mit Projektportfoliomanagern (64%), Senior Projektleitern (18%) und Mitarbeitern in projektnahen Führungsfunktionen (18%). Die Befragten stammen aus Unternehmen, die in den Bereichen Assekuranz, Industrie und Dienstleistung tätig sind sowie aus Organisationen der öffentlichen Hand. Die Teilnehmer kommen aus der Schweiz (77%), Deutschland (18%) und Österreich (5%).

In der Keynote des 5. ZfU Projektmanager-Kongresses am 16. Januar 2009 in Rüschlikon bei Zürich habe ich die zwölf Thesen vorgestellt. Die Einschätzung des Publikums zu den einzelnen Thesen können Sie in der Grafik im Anhang sehen.

These 1: Die aktuelle Wirtschaftskrise hat kaum Einfluss auf die Disziplin Projektmanagement.

Die aktuelle Wirtschaftslage wird sehr wohl Auswirkungen auf die Projekte haben, nicht aber auf das Projektmanagement als Disziplin. Projektmanagement ist und bleibt ein Dauerbrenner. Zum einen nimmt die Komplexität unserer Welt weiter zu, zum anderen wird gerade die Krise deutliche Veränderungen der Wirtschaftsstrukturen nach sich ziehen, seien es Firmenaufteilungen, Zusammenschlüsse oder der Umbau ganzer Wertschöpfungsketten. Solche Faktoren treibt das Projektmanagement weiter.

Selbstverständlich wird gespart. Einzelne Projekte werden abgebrochen oder erst gar nicht gestartet. In dieser wirtschaftlich schwierigen Zeit werden spürbar weniger Projekte realisiert. Da ich aber erwarte, dass der Abschwung - obwohl recht heftig - nicht allzu lange dauern wird, ist auch damit zu rechnen, dass Projekte kurz nach Ende des Abschwungs schnell wieder gestartet oder wieder aufgenommen werden. Denn ein Abbremsen von Entwicklungen führt zwangsläufig zu einem Rückstau an nicht erledigten Arbeiten, den es dann wieder zu beseitigen gilt.

Dagegen lässt sich beobachten, dass Unternehmen in der Zukunft vermehrt auf Prozesse angewiesen sind, mit denen sie die unternehmenskritischen Projekte erkennen können, um sich auf diese zu konzentrieren. Kosten erhalten gegenüber der Vergangenheit eine noch größere Bedeutung. Dadurch wird der Kampf um die Verteilung der Mittel weiter zunehmen und das Thema Projektmanagement weiter an Bedeutung gewinnen.

These 2: Die Bedeutung des Projektmanagements wird in den Unternehmen weiter wachsen, aber nur sehr zaghaft. Deutlich schneller wächst dessen Bedeutung in der öffentlichen Hand und bei Non-Profit-Organisationen.

Die Globalisierung und sich dauernd verändernde Konstellationen im wirtschaftlichen Gefüge erzeugen zunehmend komplexere Problemstellungen. Diese erfordern in der Regel interdisziplinäre, oft internationale und interkulturelle Teamarbeit, um die definierten Ziele zu erreichen. Wer als Projektleiter hierzu nachweisbare Fähigkeiten aufweisen kann, wird mittelfristig sicherlich zu den Gewinnern gehören.

Zwölf Prognosen zum Projektmanagement


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Alle Kommentare (3)

Georg
Angermeier
Dr.

Der Artikel beleuchtet viele wichtige Trends und den meisten Aussagen möchte ich ausdrücklich zustimmen. Nicht nachvollziehen kann ich allerdings die Einschätzungen zu den Richtlininen und Zertifizierungen. Mit insgesamt rund 100.000 Zertifizierungen (soweit man dies aus der Grafik entnehmen kann) sind die IPMA-Zertifizierungen weitaus geringer in der Anzahl als die PMI-Zertifizierungen (rund 300.000) und die PRINCE2-Zertifizierungen (je nach Quelle zwischen 300.000 bis 350.000). Gerade wenn man die beiden Trends "Business Nutzen" und "Methoden des PMI" berücksichtigt, so spricht doch sehr viel dafür, dass PRINCE2-Zertifizierung (Business Case ist Bestandteil des Modells) und PMI-Zertifizierung weiterhin deutlich führen werden. Die IPMA-Zertifizierungen sind meiner Meinung nach im deutschsprachigen Raum dominant, da bei ihnen Lehrinhalte und Prüfungen am aufwändigsten und "perfektionistischsten" sind. Das entspricht der deutschsprachigen Projektkultur. Immerhin 15.000 der IPMA-Zertifikate wurden in Deutschland vergeben. International werden meiner Meinung nach dagegen die leichter zu erwerbenden Zertifikate aus dem englischen Sprachraum dominieren. Und es darf gefragt werden, ob denn eine Zertifizierung von Soft Skills (Behavioural Competences der ICB 3.0) überhaupt einer Zertifizierung zugänglich sind.

 

Guest

Andreas Heilwagen hat in seinem Blog unter http://pjmb.wordpress.com die Thesen von Martin Sedlmayer in zwei Artikeln kommentiert. Sie finden die Beiträge unter http://pjmb.wordpress.com/2009/05/06/12-thesen-zum-projektmanagement-teil-1/ und http://pjmb.wordpress.com/2009/05/07/12-thesen-zum-projektmanagement-teil-2/

 

Guest

insgesamt interessant und "wahr", es bleibt ungewiss, wie auch erwähnt, ob es dem naheliegenden gelingt, nämlich sozialkompetenz fördern, in die köpfe und geldbeutel der entscheider zu gelangen.