Zum Thema "Wie führen Projektleiter ihre Projektmitarbeiter am besten?", gibt es jede Menge Literatur – ich selbst habe einiges dazu beigetragen. All diese Veröffentlichungen basieren auf der Annahme, dass die Herausforderungen an Führung einseitig sind: Der Projektleiter möchte seine Rolle gut wahrnehmen, doch mancher Projektmitarbeiter zieht nicht richtig mit bzw. in die falsche Richtung.
In diesem Beitrag möchte ich die Betrachtungsweise umkehren und der Frage nachgehen, was Projektmitarbeiter unternehmen können, wenn der Projektleiter das Team schlecht führt. Es handelt sich keineswegs um ein exotisches Thema, denn diese Frage stellen mir Projektmitarbeiter oder Teilprojektleiter in Workshops und Seminaren immer wieder.
Der Anspruch zwischen Theorie und Wirklichkeit
"Der Projektmanager ist der Champion, er sitzt im Driver Seat, durch sein Vorbild kann er das Engagement der Projektmitarbeiter entfachen und hochhalten – und das selbst in schwierigen Projektsituationen". Solche oder ähnlich markige Aussagen sind weit verbreitet. Lassen wir diese Schlagworte ruhig beiseite. Was bleibt, ist die Verantwortung des Projektmanagers, den einzelnen Projektmitarbeiter und das gesamte Team professionell zu führen, denn nur so lassen sich die Projektziele erreichen.
Um professionell führen zu können, benötigt der Projektleiter:
- zunächst einmal die notwendige Zeit, um seine Rolle wahrnehmen zu können,
- ein gewisses Fachwissen, um Sachprobleme zu verstehen (sicher nicht in der Tiefe),
- methodische Qualifikation, um das Projekt mit den Projektmitarbeitern zu planen und zu kontrollieren sowie
- soziale Qualifikation, um die Zusammenarbeit zu fördern, Konflikte zu lösen, verbindliche Entscheidungen zu erreichen.
Diese Anforderungen sind bekannt, und viele Projektmanager machen sicher einen hervorragenden Job. Sie führen das Team durch gute Kommunikation, achten auf klare Rollenverteilung und beziehen das Team in Entscheidungsprozesse mit ein. Meetings werden effizient geleitet, Konflikte offen und respektvoll angesprochen und auch der Spaß kommt nicht zu kurz. Der Projektmanager vertritt die Ergebnisse des Teams in den Gremien und bezieht, wenn nötig, klar Position. Kurzum: Er leitet das Projekt professionell, sowohl hinsichtlich der Teamführung als auch der Vertretung des Projekts nach außen.
Doch die Praxis sieht manchmal anders aus. Die Projektmitarbeiter sind unzufrieden, enttäuscht oder verärgert, weil der Projektleiter seine Rolle nicht erfüllt.
Führungsprobleme von Projektleitern
Sehen wir uns die Reklamationsliste von unzufriedenen Projektmitarbeitern einmal an. Typische Beispiele sind:
- Die Projektleitung hat zu wenig Zeit oder nimmt sich zu wenig Zeit – am Ende ist es eine Entscheidung über die erforderliche Priorität.
- Projektmitarbeiter kritisieren die ineffizienten Meetings. Der Projektleiter strukturiert zu wenig, er will es allen recht machen. "Unsere Diskussionen laufen aus dem Ruder, weil er nicht genügend steuert. Es reden immer die gleichen. Themen, die nur einige betreffen, werden häufig im gesamten Team besprochen".
- Projektmitarbeiter vermissen die gemeinsame Planung. Die Projektleitung macht Zeitvorgaben und verteilt Aufgaben ohne die Teammitglieder einzubeziehen.
- Projektmitarbeiter erfahren von ihren Linienvorgesetzten, dass der Projektleiter im Lenkungsausschuss keine klare Position bezieht, sondern eher als Befehlsempfänger auftritt. Ideen und Anregungen aus dem Lenkungsausschuss nimmt er auf, ohne auf die Konsequenzen für die Projektplanung hinzuweisen. Dem Team verkauft er die Änderungen als unumstößliche Entscheidungen des Managements. Das führt zur Verärgerung der Projektmitarbeiter, zum einen, weil der Projektleiter keine Position bezieht und zum anderen, weil er lügt.
- Gemeinsam getroffene Entscheidungen im Team werden ohne Absprache wieder geändert, um den Projektstand im Lenkungsausschuss "verdaubarer" zu präsentieren.
- Der Projektleiter vernachlässigt seine Projektleitungsfunktion, weil er sich zu stark auf seine Aufgabe als Arbeitspaketverantwortlicher konzentriert.
- Der Projektmanager bevorzugt überwiegend bilaterale Gespräche. Die Mitarbeiter haben den Eindruck, dass Transparenz nicht gewünscht wird und sie teilweise gegeneinander ausgespielt werden.
- Die Projektleitung greift gute Ideen von Projektmitarbeitern nicht auf, weil sie angeblich nicht in den Plan passen. Dabei ist er nur nicht bereit, auf Grund mangelnder Souveränität die Ideen der Teammitglieder aufzunehmen, in der Annahme, sein Führungsverhalten würde so in Frage gestellt werden. Die Mitarbeiter verlieren verständlicherweise die Lust, ihre Ideen einzubringen
- Problemlösungen von Projektmitarbeitern oder des Teams werden vom Projektmanager einseitig als die eigene Lösungen verkauft.
- Der Projektleiter wird stark von seinem Linienmanager gesteuert, der die Interessen seines Bereichs unbedingt durchsetzen möchte – auch dann, wenn die Lösung für das Gesamtunternehmen suboptimal wird. Im Team entsteht Unzufriedenheit, weil der Projektleiter gute Ideen nicht aufgreift, mit der pauschalen Begründung "es sei nicht machbar". In Wahrheit möchte er den Ärger mit seinem Vorgesetzten vermeiden.
- Die Projektmitarbeiter erleben den Projektleiter wenig engagiert. "Er steht nicht hinter dem Projekt, er setzt sich wenig ein, um Probleme aus dem Weg zu räumen. Es macht keinen Spaß, mit ihm zu arbeiten."
- Ein externer Berater, der als IT- Experte im Team mitarbeitet, versucht die Projektleitung zu übernehmen. Einige Projektmitarbeiter finden das gut, weil es endlich weitergehen kann. Andere akzeptieren diese informelle Machtübernahme nicht. Sie sind zwar unzufrieden mit der Projektleitung, doch sie stören sich an dem "typischen…
Carsten Barthel
30.10.2013
Katharina Hoffmann
30.10.2013
Klaus Wächter
30.10.2013
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30.10.2013
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30.10.2013
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30.10.2013
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31.10.2013
Christian Geist
04.11.2013
Dr. Carsten Kettner
06.11.2013
Prof. Tamara Huhle
08.11.2013