Teamarbeit scheint der alternativlose Arbeitsmodus unserer Zeit zu sein. Ob im Sport, in Forschung und Entwicklung, in der Wirtschaft, auf Raumstationen – oder auch in Projekten: Teams sind in der modernen Arbeitswelt (und Freizeit) nicht wegzudenken.

Es gibt aber auch arbeitsteilige Tätigkeiten, die besser in koordinierter Einzelarbeit erbracht werden könnten, z.B. bei der Sachbearbeitung einzelner Geschäftsvorfälle oder im Callcenter – aber auch in Projekten. In diesem Artikel berichten wir – Matthias Eberspächer in der Rolle des Projektleiters und Niels Krabisch in der Rolle eines Projektmitarbeiters – über unsere praktische Erfahrung mit dem alternativen Arbeitsmodus Gruppenarbeit.

Alternativen zum Team gesucht

Matthias Eberspächer erläutert die Ausgangssituation wie folgt:

Ein Kunde beauftragte unsere Firma, Audits für einige seiner laufenden Projekte durchzuführen. Das Ziel war, Abweichungen von seinen PM-Vorgaben, Risiken, Verbesserungspotenziale und Best Practices im Management der Projekte zu identifizieren und Maßnahmen abzuleiten. Die Audits sollten innerhalb eines möglichst kurzen Zeitraums durch mehrere Auditoren durchgeführt werden. Neben den Auditprotokollen zu den einzelnen Audits sollten sie auch einen Abschlussbericht erstellen, der einen Überblick über die häufigsten Feststellungen aus den Audits sowie Maßnahmenvorschläge zur Verbesserung der Ablauf- und eventuell Aufbauorganisation des Unternehmens enthält. Der Wunsch war, dass die Audits alle remote durchgeführt werden.

Als Projektleiter für dieses Vorhaben war es meine (Matthias Eberspächers) Aufgabe, qualifizierte Mitarbeitende auszuwählen und einen angemessenen Arbeitsmodus für das Vorhaben zu etablieren.

Zur Durchführung interner Audits verfügt unser Unternehmen über einen eigenen Pool festangestellter Mitarbeitender mit einer internen Auditorenausbildung. Zusätzlich zu ihrer Beratertätigkeit bei unseren Kunden auditieren diese auch unsere eigenen Projekte und internen Prozesse. Es lag also nahe, das Projekt aus diesen Mitarbeitenden zu besetzen, die räumlich über ganz Deutschland verteilt, aber untereinander lose vernetzt sind. In der Regel erfolgt die Durchführung unserer internen Audits durch einzelne Auditierende und wird nur in seltenen Fällen durch Co-Auditierende (z.B. im Rahmen der Auditorenausbildung) unterstützt.

Wie sollte ich nun also verfahren? Nach welchen Kriterien sollte die Auswahl erfolgen? Für ein Team ist die Diversität seiner Mitglieder ein wichtiges Kriterium (Becker, 2016). Aber was, wenn sich die fachlich geeignetsten Kandidaten zu ähnlich wären? Müssten dann etwa gut qualifizierte Mitarbeitende durch weniger gut qualifizierte ersetzt werden, nur um ein Team bilden zu können? Und wenn ich dann meine Auswahl getroffen hätte, müssten wir dann erst irgendwelche Spielchen zur Teambildung machen (siehe "Teambildung muss nicht teuer sein")?

Mit diesen Fragen konfrontiert begab ich mich auf die Suche nach einer möglichen Alternative zur Teamarbeit.

Gruppenarbeit – das Gegenteil von Teamarbeit?

Worin besteht der Unterschied zwischen den Arbeitsmodi Team- und Gruppenarbeit? Im täglichen Sprachgebrauch werden beide Begriffe oft synonym verwendet. Dabei gibt es wesentliche Unterschiede: