Ausgabe 17/2019
Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen,
durch die sie entstanden sind.
Albert Einstein (1879 – 1955), Erfinder und Physiker
Letzte Woche erlebte ich den Zuwachs an wahrgenommener Komplexität der vergangenen fast hundert Jahre innerhalb von wenigen Minuten: Eine 93-jährige Frau erzählte mir, dass ihre Mutter früher zum örtlichen Dorfladen gehen musste, um dort gegen Entgelt ein Telefongespräch zu führen. Wir wechselten abrupt das Thema, als sich eine Bekannte aus Thailand per Videoanruf auf meinem Smartphone meldete. Die alte Frau war fassungslos, wie so etwas "Komplexes" möglich ist.
Das Gespräch über das einzige Telefon im Ort zeigte mir, wie Menschen sich vor rund hundert Jahren an neue Technologien gewöhnten. Sie durften sich in Ruhe mit ihnen auseinandersetzen und lernten Schritt für Schritt deren Weiterentwicklungen kennen. Der Videoanruf zeigte mir wiederum den sprunghaften technischen Fortschritt allein der letzten zwanzig Jahre und wie es immer "unmöglicher" wird, technisch ständig up-to-date zu sein. Ich fragte mich unweigerlich, welche Technologien es in zwanzig Jahren geben wird und ob ich sie dann noch verstehen werde.
Wenn die beständig steigende Komplexität durch die Digitalisierung auch Sie manchmal stresst, dann dürften Sie am Beitrag "Der Komplexität mit neuem Bewusstsein begegnen" von Silke Nierfeld genau so viel Freude haben wie ich. Die Autorin nimmt Sie mit auf eine gedankliche Reise zur Einfachheit am anderen Ende der Komplexität – ich weiß, das klingt zunächst paradox, löst sich aber beim Lesen wunderbar auf.
Der Beitrag gab mir viele Denkanstöße und ich kann nun erkennen, dass ich komplexe Situationen nicht zwangsläufig analysieren und alle Zusammenhänge verstehen muss, um passend zu handeln. Manchmal muss ich nur einen Moment lang genau beobachten – so wie die 93-Jährige, die ganz begeistert auf mein Smartphone starrte.
Viel Vergnügen beim Lesen wünscht Ihnen
Ihr Team des projektmagazins