Hybride Projektabwicklung Der Agile Projektleiter – Bindeglied zwischen Scrum und klassischem Umfeld

Während die Entwicklungsabteilungen in vielen Unternehmen mittlerweile Scrum verwenden, erfolgt die Projektabwicklung im restlichen Unternehmen weiterhin nach einem klassischen Vorgehen. Diese beiden Welten lassen sich mithilfe der Rolle des Agilen Projektleiters vereinen, wie Claus Kolb an einem Praxisbeispiel zeigt.

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Hybride Projektabwicklung Der Agile Projektleiter – Bindeglied zwischen Scrum und klassischem Umfeld

Während die Entwicklungsabteilungen in vielen Unternehmen mittlerweile Scrum verwenden, erfolgt die Projektabwicklung im restlichen Unternehmen weiterhin nach einem klassischen Vorgehen. Diese beiden Welten lassen sich mithilfe der Rolle des Agilen Projektleiters vereinen, wie Claus Kolb an einem Praxisbeispiel zeigt.

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Bei der Einführung von Scrum steht jedes Unternehmen vor der Frage, welche Aufgaben ihre Projektleiter in Zukunft übernehmen sollen. Denn Scrum sieht die Rolle des Projektleiters nicht mehr vor, sondern rät zu einem Wechsel der Projektleiter in die Rolle des Scrum Masters oder des Product Owners.

Doch in der Praxis werden agile Vorgehensmodelle wie Scrum nicht auf einen Schlag im gesamten Unternehmen eingeführt, sondern meist nur in einem Teilbereich, typischerweise in der Software-Entwicklung. Bei Projekten, die eine interdisziplinäre Zusammenarbeit über verschiedene Abteilungen hinweg erfordern, wird der Projektleiter also weiterhin sehr wohl benötigt – auch wenn ein Teilbereich nach agilen Methoden arbeitet, erfolgt die Projektabwicklung in anderen Unternehmensbereichen weiterhin nach dem klassischen Vorgehen.

Für Unternehmen, die agile Methoden bei sich einführen, aber weiterhin das "klassische" Projekt als zentrales Mittel begreifen, bietet die Rolle des "Agilen Projektleiters" das passende Bindeglied. Er koordiniert Projekte wie bisher gehabt, allerdings unter Berücksichtigung der spezifischen Besonderheiten, die agile Vorgehensweisen mit sich bringen. Dieser Artikel beschreibt die Rolle und Einsatzmöglichkeiten des Agilen Projektleiters und zeigt an einem Beispiel aus der Praxis, wie eine hybride Projektorganisation sowie ‑abwicklung gelingen kann.

Begriffsbestimmungen

Bevor wir uns den Einsatz des Agilen Projektleiters in der Praxis näher ansehen, betrachten wir zunächst, was ein klassischer bzw. ein Agiler Projektleiter überhaupt macht und was sie unterscheidet.

"Klassische" Projektleitung

Ein "klassischer" Projektleiter leitet ein Projekt, das nach einer sequentiellen Vorgehensweise durchgeführt wird und z.B. nacheinander die Phasen Fachkonzeption, DV-Konzeption, Realisierung, Test und Rollout durchläuft. Das Wasserfall- und das V-Modell sind die bekanntesten Vertreter dieser Vorgehensweisen.

In der Praxis sind der Stelle des Projektleiters neben der Rolle des Projektleiters zusätzliche Aufgaben aus anderen Bereichen zugeordnet. Unter einer Stelle verstehe ich die Zuordnung von Aufgaben oder Rollen zu einer Person. Während eine Person mehrere Rollen innehaben kann, besetzt sie genau eine Stelle. Ich habe bspw. in einem Festpreis-Projekt für ein Intranetportal, das nach dem Wasserfallmodell durchgeführt wurde, zusätzlich zu den Projektmanagementaufgaben das Fachkonzept mitgeschrieben, Teile des DV-Konzepts verfasst und einige Funktionen selbst implementiert.

Vom klassischen Projektleiter wird häufig fachliches Know-how in der Anwendungsdomäne und/oder technisches Wissen in den verwendeten Technologien erwartet. So waren im o.g. Projekt mit der Stelle des Projektleiters auch die Rollen des Projektleiters, des Anforderungsanalysten, des Technischen Experten und des Software-Entwicklers verbunden (s. Bild 1).

Bild 1: Die Stelle des klassischen Projektleiters ist in der Regel mit mehreren Rollen verbunden.

"Agile" Projektleitung

Ein "Agiler" Projektleiter leitet ein Projekt, in dem in einem Teilbereich nach einer agilen Methode vorgegangen wird und dieser Teilbereich den wesentlichen Teil der Gesamtleistung des Projekts erbringt. In der Regel besteht der agile Teilbereich in der Praxis aus einem oder mehreren Software-Entwicklungsteams. Ich gehe im Folgenden davon aus, dass in diesen Teams nach der am weitesten verbreiteten Methode Scrum (s. auch VERSIONONE, S. 5) gearbeitet wird.

Aber was macht ein Agiler Projektleiter in einem Scrum-Projekt? Die Rolle ist von Scrum selbst nicht mehr vorgesehen und in Büchern (Schwaber, 2007) wird propagiert, dass sich die Projektleiter bei der Scrum-Einführung für die Rolle des Scrum Masters oder des Product Owners entscheiden müssen.

Alle Kommentare (5)

Guest

Mal abgesehen von den Inhalten die Sie in der klassischen PL-Rolle sehen (u.a. Schätzung der AP durch PL), was sicherlich bedingt ist durch die Größenordnung der Projekte, finde ich den Artikel nah am "Zahn der Zeit". Die Erfordernisse einer gesunden Mixtur aus klassischem PM und agiler Vorgehensweise werden vielfach noch nicht intensiv genug betrachtet und reine agile Projekte schnell ins Leben gerufen, um im Grunde nichts anderes zu machen, als dem Chaos Legitimation zu verschaffen. Hier schafft Aufklärung wie Ihre die notwendige Transparenz darüber, dass in der Praxis noch immer die Mischung das bestmögliche Ergebnis für Projekte erzielt. Und darüber hinaus sollte man nie vergessen, Agilität steckt vielleicht in der Vorgehensweise, das klassische Projektmanagement an sich, wird aber immer gefragt sein.

 

Claus
Kolb

Hallo Herr König, ich danke ihnen für ihr Feedback zu meinem Artikel. In der Agilität stecken meines Erachtens vor allem Werte wie Transparenz, Lernen aus Feedback und Selbstorganisation. Scrum stellt einen Rahmen bereit, diese Werte in der Praxis zu leben. Aber auch in "klassischen" Projekten lassen sich m.E. diese Werte verwirklichen.

 

Detlef
Dufner

Der Inhalt ist sehr gut und praxisnah. Der Artikel sollte aber auf die Hälfte reduziert werden.

 

Guest

Ich finde dieser Artikel ist sehr praxisorientiert. Er hat gezeigt wie die klassischen Projekte und agile Projekte ohne Konflikt im Unternehmen gelebt werden können.

 

Stefan
Legner
Dipl.-Ing. (Univ.)

Danke für die praxisnahe Darstellung einer wohl häufig sinnvollen Organisation von Projekten mit höherem Entwicklungsanteil in größeren Organisationen.

Da aber der (Gesamt-)Projektleiter letztlich verantwortlich bleibt für die klassischen drei Projektdimensionen Qualität, Kosten und Zeit, ist es aus meiner Sicht einfach ein klassisches Projektmanagement mit teilweise scrumartigem Vorgehen bzw. Teilprojekten.

Aus meiner Erfahrung damit anfangs der 2000er-Jahre, lange bevor ich das erste Mal etwas von Scrum gehört habe, kann es sehr gute Ergebnisse produzieren.

Solange der Projektleiter das Ergebnis der Projekts als Erfolg verkaufen kann ist alles super und eine tolle Story mit vielen aktuellen Buzzwords hat man zudem. Wenn nicht, können die scrumartigen Anteile nicht wirklich verantwortlich gemacht werden.