Projektarbeit und Work-Life-Balance – ein Gegensatz?

Vor kurzem erzählte mir eine 30h-Teilzeit-Projektleiterin von ihren Arbeitsbedingungen: Vertrauen wird darin groß geschrieben – und Flexibilität ebenfalls. Im Projektbüro ist oft ganztags Präsenz erforderlich, doch das Team regelt dies erfolgreich selbständig. So stellen auch Projektsitzungen, die aufgrund externer Beteiligung nachmittags oder abends stattfinden müssen, für die Projektleiterin kein Problem dar – längere Vorausplanung oder ein fester Turnus ("jeden zweiten Donnerstag") machen es ihr leicht, dafür einen Babysitter zu organisieren und an den Besprechungen teilzunehmen. Was sie nicht im Zeitrahmen von 8 bis 14 Uhr schafft, erledigt sie abends oder an den Wochenenden. Im Gegenzug kann sie private Termine am Vormittag (z.B. in der Schule) wahrnehmen oder Überstunden abbauen.

Doch die Realität kann auch anders aussehen: Dieselbe Projektleiterin war in ihrem früheren Arbeitsverhältnis nach der Geburt ihres ersten Kindes ebenfalls nur 30 Stunden pro Woche für ihre Firma verfügbar. Die Softwareentwicklerin wurde danach von der Projektleitung eines "wichtigen" Projekts abgezogen. Begründung:

Projektarbeit und Work-Life-Balance – ein Gegensatz?

Vor kurzem erzählte mir eine 30h-Teilzeit-Projektleiterin von ihren Arbeitsbedingungen: Vertrauen wird darin groß geschrieben – und Flexibilität ebenfalls. Im Projektbüro ist oft ganztags Präsenz erforderlich, doch das Team regelt dies erfolgreich selbständig. So stellen auch Projektsitzungen, die aufgrund externer Beteiligung nachmittags oder abends stattfinden müssen, für die Projektleiterin kein Problem dar – längere Vorausplanung oder ein fester Turnus ("jeden zweiten Donnerstag") machen es ihr leicht, dafür einen Babysitter zu organisieren und an den Besprechungen teilzunehmen. Was sie nicht im Zeitrahmen von 8 bis 14 Uhr schafft, erledigt sie abends oder an den Wochenenden. Im Gegenzug kann sie private Termine am Vormittag (z.B. in der Schule) wahrnehmen oder Überstunden abbauen.

Doch die Realität kann auch anders aussehen: Dieselbe Projektleiterin war in ihrem früheren Arbeitsverhältnis nach der Geburt ihres ersten Kindes ebenfalls nur 30 Stunden pro Woche für ihre Firma verfügbar. Die Softwareentwicklerin wurde danach von der Projektleitung eines "wichtigen" Projekts abgezogen. Begründung:

Vor kurzem erzählte mir eine 30h-Teilzeit-Projektleiterin von ihren Arbeitsbedingungen: Vertrauen wird darin groß geschrieben – und Flexibilität ebenfalls. Im Projektbüro ist oft ganztags Präsenz erforderlich, doch das Team regelt dies erfolgreich selbständig. So stellen auch Projektsitzungen, die aufgrund externer Beteiligung nachmittags oder abends stattfinden müssen, für die Projektleiterin kein Problem dar – längere Vorausplanung oder ein fester Turnus ("jeden zweiten Donnerstag") machen es ihr leicht, dafür einen Babysitter zu organisieren und an den Besprechungen teilzunehmen. Was sie nicht im Zeitrahmen von 8 bis 14 Uhr schafft, erledigt sie abends oder an den Wochenenden. Im Gegenzug kann sie private Termine am Vormittag (z.B. in der Schule) wahrnehmen oder Überstunden abbauen.

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Doch die Realität kann auch anders aussehen: Dieselbe Projektleiterin war in ihrem früheren Arbeitsverhältnis nach der Geburt ihres ersten Kindes ebenfalls nur 30 Stunden pro Woche für ihre Firma verfügbar. Die Softwareentwicklerin wurde danach von der Projektleitung eines "wichtigen" Projekts abgezogen. Begründung: ihre unzureichende Präsenz im Unternehmen. Arbeiten von zuhause aus, babysitter-gerechte Besprechungstermine, verkürzte Kernzeiten im Büro – alles nicht möglich. Im Unternehmen waren Teilzeitmodelle offensichtlich nicht gerne gesehen, die Präsenzkultur überwog – von Vertrauen in die Leistungsfähigkeit und das Organisationstalent der Teilzeit-Projektleiterin keine Spur.

Teilzeitverträge nehmen zu

Schwarz-Weiß-Malerei? Anhand von Statistiken ist nicht leicht festzustellen, ob Projektleitung in Teilzeit tatsächlich schon häufige Arbeitsrealität ist. Messbar ist zumindest die kontinuierlich ansteigende Tendenz zu Teilzeitverträgen in Deutschland:

In den letzten 20 Jahren hat sich der Anteil der Teilzeit-Beschäftigten an den Arbeitnehmern von 14,3% (1992) auf 27% (2012) fast verdoppelt. Dass dies kein reines Frauenthema mehr ist, zeigt die Tatsache, dass sich der Anteil der Männer in diesem Zeitraum von 1,3% auf 5,2% vervierfacht hat.

In Deutschland waren 2012 bei 35,5 Mio. abhängig Erwerbstätigen 1,84 Mio. männliche und 7,77 weibliche Teilzeitbeschäftigte erfasst. Heute arbeitet also schon mehr als ein Viertel aller Beschäftigten – ganze 27% – in Teilzeit, Tendenz steigend. (Quelle: Statistisches Bundesamt, Oktober 2013)

Dass sich Teilzeitmodelle auch in der Projektarbeit in gleicher Weise verbreitet haben, bezweifle ich.

Projektarbeit – ideal für flexible Modelle

Vertrauensgleitzeit statt Stempelkarte, flexible Teilzeit statt Vollarbeitszeit, Home Office statt Präsenzzwang – so sehen moderne Arbeitsformen und Arbeitszeitmodelle aus, die den privaten Bedürfnissen vieler Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer entgegenkommen. Ist Projektarbeit nicht ideal für derartige Modelle?

Die termingerechte Erledigung einer Arbeitsaufgabe hängt schließlich gerade in Projekten nicht von der gleichmäßigen Aufteilung der Arbeitszeit auf fünf Wochenarbeitstage ab, wie es bei Linienaufgaben der Fall ist – meist sind ganz andere Faktoren von Bedeutung. Ein flexibles Erhöhen der persönlichen Arbeitszeit je nach Arbeitsanfall – wenn im Gegensatz dazu auch arbeitsfreie Zeiten flexibel eingeplant werden können – kann mit der oft unterschiedlichen Arbeitsbelastung in Projekten sehr gut korrelieren; insbesondere wenn mehrere Projektmitarbeiter diese Flexibilität nutzen. Im Not-for-Profit-Sektor finden sich dazu viele erfolgreiche Beispiele!

Arbeitspakete lassen sich durchaus auf mehrere Teammitglieder (z.B. per Jobsharing) aufteilen, solange die Verantwortung für die Fertigstellung eindeutig vergeben ist. Arbeit vom Home Office aus stellt für viele Projekte kein Problem dar. Projektmeetings können so angesetzt werden, dass auch Teilzeitmitarbeiter daran teilnehmen können. Vertrauensgleitzeit oder Teilzeit ist für Projekte fast ideal – denn erwiesenermaßen wird in derartigen Arbeitszeitmodellen mehr geleistet als in den klassischen Modellen; dies zeigen Studienergebnisse immer wieder auf.

So profitieren Unternehmen

Tatsache ist, dass anspruchsvolle Teilzeit-Arbeitsplätze für Projektpersonal sehr gefragt sind, aber nur wenige am freien Arbeitsmarkt angeboten werden. Die Abkehr von Präsenzkultur und ein durchdachtes Angebot an Flexibilisierung der Arbeitsmodelle, eventuell zusammen mit weiteren Komponenten wie etwa Home-Office-Arbeitsplätze – darin liegt gerade für projektorientiert arbeitende Unternehmen eine große Chance:

Erfahrene Projektmitarbeiter/innen und deren Know-how bleiben dem Unternehmen erhalten, anstatt – wie im Beispiel – aufgrund privater Veränderungen den Arbeitgeber wechseln müssen. Firmen können damit eventuell qualifizierte Mitarbeiter hinzugewinnen, die sonst für sie nicht erreichbar wären. Und dies langfristig! Denn solch attraktive Arbeitsbedingungen sind sicherlich ein Aspekt, um Arbeitnehmer, die nur in Teilzeit tätig werden können, an das Unternehmen zu binden. Von der Motivation, die davon ausgehen kann, als Mitarbeiter wertgeschätzt zu werden – trotz Teilzeitvertrag wohlgemerkt – ganz zu schweigen. Hohe Motivation, gute Qualifikation und starke Bindung an das Unternehmen – sieht so nicht ein idealer Mitarbeiter aus?

Nutzen Sie das Potenzial!

Um dieses Potenzial zu nutzen, ist in Bezug auf Projektarbeit sicherlich als erstes ein Umdenken in den Unternehmen erforderlich; danach gilt es, ein individuell passendes Konzept zur Flexibilisierung zu entwerfen und auch umzusetzen. Doch ich würde mir wünschen, dass sich möglichst viele Unternehmen dafür entscheiden! Schon um denjenigen gerecht zu werden, die aufgrund veränderter privater Bedürfnisse (Pflegesituation, Kindererziehung etc.) aus dem Schema der Vollzeit herausfallen.

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Alle Kommentare (3)

Guest

Die Zeiten, als sich die Mitarbeiter morgens und abends zum Apell aufstellen oder mit der Stechuhr an- und abmelden mussten, sind in manchen Unternehmen noch nicht vorbei. Bei produktorientierten Geschäftsmodellen kann das ja noch funktionieren, aber in einer Arbeitswelt, bei der die Ergebnisse zählen, ist das nur schwer mit Motivation, Kreativität, Verantwortungsbewusstsein und Fachkräftebindung vereinbar. Da reicht es nicht, von Work-Live-Balance zu reden, sondern es erfordert ein authentisches "Walk the Talk", auch in Projekten. Viele Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre gewachsene Organisationsstruktur und -kultur an sich verändernde Marktanforderungen und Business Modelle anzupassen. Selbst- und Projektverständnis vieler gestandener Unternehmer und Führungskräfte stehen dem entgegen. der Wettbewerb, am Markt wie auf der Fachkräfteseite, wird zeigen, wer es schafft, sich für die Gegenwart und Zukunft strategisch richtig aufzustellen. Und frei nach der Balanced Scorecard wird das nicht nur auf der Produkt- und Finanzseite entschieden werden...

 

Guest

Ich bin selbst Unternehmerin als Geschäftsführerin des embedded und Software Unternehmens Eclipseina und habe Mitarbeiterinnen, die laut Vertrag nie alle am gleichen Tag im Büro sind. Interessanterweise war es bisher immer möglich gemeinsame Termine und Workshops zu vereinbaren, weil dann einfach ein passender Termin gesucht wird. Auch das Arbeiten von zu Hause ist kein Problem. Und solange das Vertrauen da ist und die Ergebnisse stimmen wird dies auch so bleiben. Ich bin mit meinen Teilzeitkräften sehr zufrieden und dankbar für die Flexibilität und die Motivation, die sie einbringen. Viele Firmen wissen gar nicht wie viel Potential sie durch ihre fehlende Flexibilität verlieren.

 

Cornelia
Niklas

Zu der Thematik ist auch ein Artikel von Barbara Vorsamer in der SZ interessant. Er bezieht sich auf eine aktuelle Studie und zeigt auf, dass es in vielen Branchen so genannte "Teilzeit"-Strafen gibt - das Gehalt fällt bei Teilzeitmodellen anteilig deutlich niedriger aus als der rechnerische Anteil. http://sz.de/1.1905271