Atmen – spüren – umdenken Achtsamkeit - Wunderdünger für das agile Mindset

Achtsamkeit - Wunderdünger für das agile Mindset

Achtsamkeit steht für Innehalten und bewusstes Handeln; Agilität für Dynamik, Geschwindigkeit und Experimentierfreude. Wie Sie mit Achtsamkeit die Entwicklung Ihres agilen Mindsets fördern, erfahren Sie im Beitrag von Katharina Maehrlein.

Management Summary

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Atmen – spüren – umdenken Achtsamkeit - Wunderdünger für das agile Mindset

Achtsamkeit - Wunderdünger für das agile Mindset

Achtsamkeit steht für Innehalten und bewusstes Handeln; Agilität für Dynamik, Geschwindigkeit und Experimentierfreude. Wie Sie mit Achtsamkeit die Entwicklung Ihres agilen Mindsets fördern, erfahren Sie im Beitrag von Katharina Maehrlein.

Management Summary

Mit altem Denken lassen sich keine neuen Arbeitswelten gestalten. Leider fällt das notwendige Umdenken im Kopf oft schwerer als gedacht. Denn die innere Einstellung ist geprägt von den Erfahrungen aus der Vergangenheit, Gepflogenheiten des Umfelds und tief verankerten Grundsätzen der Erziehung.

Unser Gehirn kommt von alleine nicht auf die Idee, neue Wege zu gehen: Jeder neue Reiz veranlasst es vielmehr, nach ähnlichen, bereits abgespeicherten Mustern des Erlebens zu suchen und diese wieder aufzurufen, um auf die vorhandenen Lösungen zuzugreifen. Es aktiviert dann neuronale Bahnungen, die zum Teil schon in der Kindheit entstanden sind, und verstärkt diese durch jede Wiederholung weiter.

Wir müssen das Gehirn also dazu erziehen, aus den bequemen Automatismen auszusteigen, mit denen es bisher gut gefahren ist – wie auf den gut gespurten Loipen beim Langlaufen. Denn in der VUKA-Welt kann man nicht mehr davon ausgehen, dass sie zum richtigen Ziel führen. Hier agieren wir eher auf unberührten Schneefeldern. Um eine neue Spur im noch jungfräulichen Schnee anzulegen, braucht es eine Änderung im gewohnten Bewegungsmuster.

Menschen mit einem agilen Mindset stellen sich deshalb bewusst neuen Situationen und Erfahrungen und zwingen so Geist und Gehirn, sich ständig passend zum jeweiligen Kontext zu aktualisieren. Immer wieder muss neu entschieden werden, was wichtig, richtig und vor allem zielführend ist. Achtsamkeit ermöglicht es uns, bei all dem ausbalanciert zu bleiben, entspannt die Komfortzone zu verlassen und unseren Geist zu flexibilisieren. Nicht umsonst erfährt das Thema in Unternehmen seit einiger Zeit einen regelrechten Hype.

Achtsamkeit – das neue Koffein

Längst gilt Achtsamkeit als das "neue Koffein" im Silicon Valley. Bei Google, Apple, Twitter, Facebook und Co. finden ganz selbstverständlich "Mindful Lunches", Mittagessen in Schweigen und Meditation während der Arbeitszeit, statt. Aber nicht nur Internetgiganten, auch Großbanken wie Barclays, Citigroup, JP Morgan und Goldman Sachs gehen inzwischen mit Achtsamkeitsübungen neue Wege, um ihre Mitarbeiter dabei zu unterstützen, mit der VUKA-Arbeitswelt besser umgehen zu können. Und sogar das US-Militär hat Achtsamkeitstechniken in sein Ausbildungsprogramm integriert. Denn seit Wissenschaftler Veränderungen im Gehirn bereits nach acht Wochen Meditationstraining nachgewiesen haben, gilt Achtsamkeit als das neue Geheimrezept für gesteigerte Produktivität und Kreativität.

SAP-Untersuchung zum hauseigenen Achtsamkeitsprogramm

Peter Bostelmann, Director, SAP Global Mindfulness Practice, hat ein globales Achtsamkeitsprogramm entwickelt und im Jahr 2013 bei SAP eingeführt. Tausende von Mitarbeitern haben an einem solchen Kurs oder an einem der Vertiefungsangebote wie achtsames Mittagessen, Achtsamkeitsnachmittage oder virtuellen Sessions teilgenommen. Weitere Tausende von Kollegen stehen auf der Warteliste, um ihre Achtsamkeit zu trainieren. Die Wartezeit beträgt rund ein Jahr!

Das verwundert nicht, denn Befragungen der Programm-Teilnehmer zeigen: Die Kurse sind erfolgreich. Vier Wochen nach dem Kurs ist der Durchschnittswert bei "Freude & Wohlbefinden" um 6,5 Prozent gestiegen, beim Empfinden von "Sinn und Zufriedenheit" um 7,7, bei "Konzentrationsfähigkeit" um 10 Prozent, und der Grad an mentaler "Klarheit und Kreativität" für die Entwicklung von neuen Ideen und Lösungen um 7,4 Prozent. Gleichzeitig ist das persönliche Empfinden von Überforderung und Stress um 5,2 Prozent gesunken. Bemerkenswerterweise verstärken sich diese Effekte sogar über die Zeit, wie eine weitere Befragung ein halbes Jahr nach Ende der Maßnahme belegt. Bostelmann sieht außerdem eine deutliche Steigerung des Engagements und des Vertrauens in Führungskräfte und einen Return on invest von 200 Prozent.

Kein Wunder also, dass die SAP Achtsamkeit sehr umfänglich bei ihren Mitarbeitern und inzwischen auch bei ihren Kunden wie Siemens und Deutsche Telekom kultiviert. Mittlerweile nutzt das Unternehmen das erfolgreiche Achtsamkeitsprogramm sogar dafür, Talente nach Walldorf zu locken. Denn dieses Angebot zur Stärkung der eigenen Persönlichkeit klingt für immer mehr Bewerber durchaus verheißungsvoll.

Achtsamkeit – der Wunderdünger für das agile Mindset

Achtsamkeit ist nur scheinbar ein Gegenpol zur Agilität – sie ist vielmehr eine hervorragende Ergänzung. Achtsamkeit steht für Innehalten, Entschleunigen und bewusstes Handeln, während Agilität für Dynamik, Beweglichkeit, Geschwindigkeit und Experimentierfreude steht. Weil sie uns aber hilft, aus Automatismen auszusteigen, funktioniert Achtsamkeit als Wunderdünger für die Entwicklung eines agilen Mindsets.

Denn wer Achtsamkeit praktiziert, gewinnt den Freiraum, um mit klarem Geist aus einer Vielzahl von Handlungsoptionen zu wählen, statt einfach blind den eigenen Impulsen zu folgen. So bekommen wir Zugriff auf unser komplettes Handlungsrepertoire, auch dann, wenn wir besonders gefährdet sind, in alte Automatismen zu verfallen – also z.B. unter Druck, Stress oder dem Einfluss von negativen Emotionen. Dann nämlich steht uns das innere Sensorium, über das wir alle verfügen, um auch schwierige Situationen zu bewältigen, oft nicht mehr zur Verfügung: Wir sind nicht fähig, auf unser Bauchgefühl und den gesunden Menschenverstand zuzugreifen und intuitiv angemessen im jeweiligen Moment zu reagieren.

Beides aber – der Zugang zur Intuition wie auch die Wahlfreiheit zwischen bewährten Automatismen und ungespurten, neuen Denkwegen – ist grundlegend für ein eigenverantwortliches Arbeiten. Agilität ist ohne dieses Bewusstseinsmanagement also kaum möglich. Weil aber Achtsamkeitspraktiken genau hier ansetzen, werden sie so zu einem sehr wirksamen Werkzeug für die Agilisierung von Mindsets.

Der achtsame Hebel für Agilität: Innehalten

Achtsamkeitsübungen helfen, neue neuronale Bahnen zu spuren – also z.B. zu lernen, dass Ausprobieren eine bessere Reaktion auf veränderte Ansprüche ist, als ängstliches Beharren. Es stellt sich die Frage: Wie erreicht man das? Die Antwort ist erstaunlich einfach: Durch innehalten, atmen, den Moment beobachten und ihn lassen, wie er ist. Gemeint ist die Fähigkeit, die Lücke zwischen einem auf uns einwirkenden Reiz und unserer spontanen Reaktion darauf zu erkennen und diesen Abstand bewusst zu vergrößern – also das Gehirn erst einmal zu bremsen, bevor es schnurstracks in die gespurten Automatismen abzweigt. Genau dazu ermächtigen uns Mindfulness und Meditation.

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