Unternehmer und KI-Pionier Carsten Kraus im Interview "Wir brauchen eine KI-Souveränität in Europa!"

KI-Innovation in Europa trotz EU AI Act

KI-Pionier Carsten Kraus warnt vor Innovationshemmnissen durch den EU AI Act, fordert europäische KI-Souveränität und zeigt praxisnahe Einsatzmöglichkeiten von KI im Projektmanagement auf, etwa durch Protokollautomation und spezialisierte Tools.

Management Summary

Unternehmer und KI-Pionier Carsten Kraus im Interview "Wir brauchen eine KI-Souveränität in Europa!"

KI-Innovation in Europa trotz EU AI Act

KI-Pionier Carsten Kraus warnt vor Innovationshemmnissen durch den EU AI Act, fordert europäische KI-Souveränität und zeigt praxisnahe Einsatzmöglichkeiten von KI im Projektmanagement auf, etwa durch Protokollautomation und spezialisierte Tools.

Management Summary

Carsten Kraus

Carsten Kraus ist Unternehmer und Pionier im Bereich der künstlichen Intelligenz. Schon als Jugendlicher entwickelte er eine Programmiersprache, die 70-mal schneller war als die von Atari und auf über 700.000 Computern ausgeliefert wurde. Heute ist er u.a. Gründer mehrerer Unternehmen, darunter der CK Holding GmbH, Omikron Data Solutions GmbH und FACT-Finder, Europas führender Suchtechnologie für Online-Shops. Er ist zudem Gründer und CEO von Casablanca.AI, einem KI-Startup, das mittels künstlicher Intelligenz natürlichen Blickkontakt in Videokonferenzen ermöglicht.

Als gefragter Speaker auf internationalen Konferenzen, bei Unternehmen und als Mitglied des Forbes Technology Council bringt er seine Perspektiven zu aktuellen Technologietrends und -herausforderungen auch regelmäßig bei einem vielfältigen Publikum ein.

Herr Kraus, wie schätzen Sie als KI-Experte aktuell die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands im Bereich künstliche Intelligenz ein, gerade auch im Vergleich zu den USA und China?

Deutschland war mal vorne und jetzt sind wir leider hintendran. Aber viele sagen, wir seien bereits abgehängt. Das würde ich nicht so sehen. Abgehängt heißt ja, ich kann nicht mehr aufholen. Ich sehe das stattdessen so, dass wir uns anstrengen müssen.

Wir haben es hier mit einer sehr jungen Technologie zu tun, auch wenn KI schon seit den 50er-Jahren irgendwie existiert. Aber in den letzten fünf Jahren sind die wesentlichen Dinge passiert, mit sehr jungen Technologien. Das heißt auch, dass noch alles möglich ist − auch für Europa.

Deutschland war bei KI mal vorne. Jetzt sind wir leider hintendran. Wir müssen uns anstrengen.

Ein KI-Thema, das aktuell alle Unternehmen umtreibt, ist der EU AI Act, der seit 1. August 2024 in Kraft ist. Seit Anfang Februar dieses Jahres gelten die ersten Gesetzesbestimmungen für Unternehmen. Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten oder kritischsten Kerngedanken des EU AI Acts?

Der kritische Kerngedanke ist eigentlich der der Unternehmen. Ähnlich wie anfangs bei der DSGVO (Datenschutz-Grundverordnung, Anm. der Redaktion) glauben die Leute, jetzt ist alles verboten. So erlebe ich das in den Unternehmen, in denen ich Vorträge halte. Man glaubt, man muss ganz genau aufpassen, damit man bloß keinen Fehler macht. Und das liegt daran, dass der EU AI Act so wahnsinnig kompliziert ist.

Der Mittelstand in Deutschland versteht nicht so richtig, was er nun machen muss. Und viele Leute machen dann aus Angst lieber gar nichts mit KI. Das halte ich für die größte Gefahr, denn KI bringt auf jeden Fall einen sehr großen Produktivitätsgewinn.

Der EU AI Act ist wahnsinnig kompliziert. Da glauben die Leute in den Unternehmen, jetzt ist alles verboten.

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