Zum besseren Verständnis beschreibe ich die Durchführung des Sustainable-Development-Goals-Gedankenexperiments (SDG-Gedankenexperiment) anhand zweier Anwendungsszenarien. Eines findet in Präsenz mit physischen Karten, das andere online mit Karten auf einem virtuellen Whiteboard statt.
Beispiel 1: Nachhaltigkeitsstrategie bei CoolGrill GmbH
Der Geschäftsführer des mittelständischen Automobilzuliefers CoolGrill GmbH hat den beeindruckenden Nachhaltigkeitsbericht eines Wettbewerbers gelesen. Er beauftragt die Projektleiterin Katharina Müller, eine Nachhaltigkeitsstrategie für CoolGrill zu entwickeln. Das Team soll mithilfe des SDG-Gedankenexperiments konkrete, umsetzbare Ideen generieren, die sowohl ökologisch sinnvoll als auch wirtschaftlich tragfähig sind.
Katharina lädt ein interdisziplinäres Team aus Produktion, Logistik, Einkauf, Entwicklung, Qualitätsmanagement und Betriebsrat zu einem Präsenzworkshop ein, um gemeinsam innovative Ideen zur Steigerung der Nachhaltigkeit der CoolGrill GmbH zu entwickeln.
Beispiel 2: SDG-Weiterbildung bei FutureLearn Academy
Das Weiterbildungsunternehmen FutureLearn Academy bietet das Online-Seminar "Nachhaltigkeitsziele in der Praxis" an. Dafür haben sich 20 Teilnehmende angemeldet. Es handelt sich um Projektmanager:innen, Nachhaltigkeitsbeauftragte, Produktentwickler:innen und Berater:innen aus unterschiedlichen Branchen und Unternehmen. Das Training findet remote statt mit einem Konferenztool und einem virtuellen Whiteboard.
Dr. Sarah Hoffmann, erfahrene Trainerin für nachhaltige Transformation, möchte den Teilnehmenden die 17 SDGs nicht nur theoretisch vermitteln, sondern sie durch das SDG-Gedankenexperiment erlebbar machen. Die Teilnehmenden sollen die Komplexität der SDGs verstehen und gleichzeitig kreative Lösungsansätze für ihre eigenen Kontexte entwickeln.
Schritt 1: Bereiten Sie den Workshop vor!
Für Vorbereitung und Durchführung des Workshops können Sie Elemente aus der Methode Workshop verwenden. Beachten Sie für die Vorbereitung folgende Punkte:
- Stellen Sie die Teilnehmenden geeignet für die Aufgabenstellung interdisziplinär zusammen.
- Bestimmen Sie das Setting und das Moderationsformat (remote oder vor Ort, Zahl von Untergruppen, Integration in übergreifendes Methodenformat, usw.).
- Bereiten Sie die benötigten Kartensätze vor. Entscheiden Sie, ob Sie alle vier Kartentypen (WAS, WER, WO, WIE) verwenden oder auf die WIE-Karten verzichten möchten. Die WIE-Karten erhöhen den Schwierigkeitsgrad und eignen sich besonders für erfahrenere Gruppen. Für die Erstellung der Karten können Sie die Powerpoint-Datei im Anhang verwenden.
- Planen Sie eine kurze Einführung in die 17 Sustainable Development Goals ein, falls die Teilnehmenden diese noch nicht kennen. Dies kann durch einen Input der Moderation, ein kurzes Video oder vorbereitete Materialien erfolgen. Material hierfür können Sie direkt von der UN-Website für die SDGs oder von zahlreichen Initiativen wie z.B. der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen e.V. oder dem SDG-Portal der Bertelsmann Stiftung herunterladen.
Beispiel 1: Vorbereitung bei CoolGrill
Katharina Müller lädt acht Personen aus unterschiedlichen Fachbereichen (Produktion, Logistik, Einkauf, Entwicklung, Qualitätsmanagement, Betriebsrat) zu einem Workshop ein. Sie entscheidet sich, das Gedankenexperiment mit der gesamten Gruppe gemeinsam durchzuführen, um den Austausch zu intensivieren. Die SDGs sind den Teilnehmenden schon bekannt.
Zur Vorbereitung druckt Katharina drei Kartensätze auf etwas stabilerem Papier aus: die 17 WAS-Karten (SDGs), 10 WER-Karten und 8 WO-Karten. Sie verzichtet bewusst auf die WIE-Karten, da dies die erste Anwendung der Methode im Unternehmen ist und sie den Einstieg nicht zu komplex gestalten möchte. Zusätzlich bereitet sie ein Flipchart vor, auf dem die entwickelten Ideen festgehalten werden können.
Beispiel 2: Vorbereitung bei FutureLearn Academy
Dr. Sarah Hoffmann bereitet für die 20 Teilnehmenden ein Miro-Board vor, auf dem sie vier Arbeitsbereiche für die Breakout-Gruppen einrichtet. In jedem Arbeitsbereich platziert sie die Kartenstapel digital: 17 WAS-Karten (SDGs), 12 WER-Karten, 8 WO-Karten und 8 WIE-Karten. Die Karten sind zunächst "verdeckt" (z.B. mit einer neutralen Deckfarbe versehen), sodass die Gruppen sie später ziehen können.
Sarah plant zu Beginn des Workshops einen 20-minütigen interaktiven Input zu den 17 SDGs ein, bei dem sie die Teilnehmenden aktiv einbezieht und Beispiele aus verschiedenen Branchen zeigt.