Generative Relationships STAR (Liberating Structures)

Mit Generative Relationships STAR (GR STAR) führt eine Gruppe ein Self-Assessment durch unter dem Aspekt der generativen Beziehungen. Wie gut sind wir als Gruppe darauf vorbereitet, Neues und Unvorhersagbares hervorzubringen? Können wir im komplexen Umfeld produktiv wirken? Die Gruppenmitglieder bewerten dabei die Voraussetzungen für generative Beziehungen, um so im Anschluss entscheiden zu können, welche Eigenschaften noch gestärkt werden müssen.

Generative Relationships STAR (Liberating Structures)

Generative Relationships STAR (Liberating Structures)

Mit Generative Relationships STAR (GR STAR) führt eine Gruppe ein Self-Assessment durch unter dem Aspekt der generativen Beziehungen. Wie gut sind wir als Gruppe darauf vorbereitet, Neues und Unvorhersagbares hervorzubringen? Können wir im komplexen Umfeld produktiv wirken? Die Gruppenmitglieder bewerten dabei die Voraussetzungen für generative Beziehungen, um so im Anschluss entscheiden zu können, welche Eigenschaften noch gestärkt werden müssen.

Generative Relationships STAR (Liberating Structures)

Einsatzmöglichkeiten

  • Assessment oder Teamentwicklung von neuen Teams: Was fehlt dem Team noch für produktive Zusammenarbeit?
  • Assessment oder Teamentwicklung für bestehende Teams: Wie kann das Team produktiver werden, wie kann es sich besser für anstehende komplexe Herausforderungen aufstellen?
  • Organisationsentwicklung: Steigerung der Produktivität und Resilienz von Gruppen, Abteilungen oder der ganzen Organisation
  • Nachbereitung von Veränderungsprozessen oder Fusionen: Wie steht es um Vertrauen, Orientierung und Handlungsfähigkeit nach einer Umstrukturierung?

Die Methode ist skalierbar und sowohl vor Ort als auch remote durchführbar. Die Durchführung nimmt in etwa 30 Minuten in Anspruch. Eine Gruppengröße von vier bis dreißig Personen ist ideal, um anschließend gezielte Maßnahmen abzuleiten und ins Tun zu kommen.

Die Methode eignet sich auch für große Gruppen von mehr als 50 Personen. In diesem Fall entstehen in 30 Minuten viele parallele Maßnahmen, die intrinsisch motiviert unterschiedliche Aspekte angehen, aber nicht unbedingt abgestimmt sind. Falls eine feinere Abstimmung oder Konsolidierung notwendig erscheint, dann bedarf es einer Nachbereitung z.B. mit der Liberating Structure Min Specs (ca. 25 Minuten).

Ergebnisse

  • Gemeinsame Einschätzung der Gruppe auf den vier Achsen Separateness, Tuning, Action und Reason
  • Transparenz über die meist unterschiedlichen Wahrnehmungen der vier Eigenschaften im Team
  • Priorisierung und Fokussierung der Eigenschaften, auf die das Team gezielt schauen und an denen das Team arbeiten will
  • Dokumentierte Grundlage für weiterführende Team- oder Organisationsentwicklung, oder für regelmäßige Assessments mit GR STAR

Vorteile

Das Team reflektiert eigenständig seine Zusammenarbeit und erkennt Entwicklungsfelder selbst.
Die Eigenverantwortung und Selbstorganisation wird gestärkt.
Der Dialog zwischen unterschiedlichen Perspektiven, Rollen und Hierarchiestufen wird gefördert.
Es entsteht ein rascher Fokus auf die wichtigsten Verbesserungspotentiale des Teams.

Durchführung: Schritt für Schritt

Was sind Generative Beziehungen?

Grundlage des Gruppenassessments ist das Prinzip der Generativen Beziehungen und die Erkenntnis, dass das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile. Generative Beziehungen nach David A. Lane und Robert Maxfield (siehe Abschnitt "Herkunft") sind definiert durch zwei Bedingungen:

  1. Sie bringen Unvorhersagbares, Innovatives hervor.
  2. Die Wertschöpfung oder Innovation hätte nicht durch eine einzelne Person oder Teilgruppe entstehen können.

Demgemäß sind generative Beziehungen der Schlüssel für innovative Lösungen im komplexen Umfeld. Eine notwendige Voraussetzung für generative Beziehungen sind nach Prof. Brenda Zimmermann (siehe Abschnitt "Herkunft") die vier Eigenschaften, die hinter dem Akronym STAR stehen:

  • Separateness / Vielfältigkeit: Die Unterschiedlichkeit hinsichtlich Expertise, Perspektive und Herangehensweise der einzelnen Mitglieder der Gruppe, um im gemeinsamen Kontext zu wirken oder ein konkretes Problem zu lösen
  • Tuning / Abgestimmheit oder Rapport: Wie gut ist die Gruppe aufeinander eingestellt? Hören die Mitglieder sich gegenseitig zu? Wie gut kommen die Gruppenmitglieder miteinander klar? Der Begriff "Rapport" kommt aus dem Französischen und bedeutet z.B. in der Mediation die enge verständnisvolle Verbindung zwischen Mediator:in und Teilnehmenden.
  • Action / Interaktion: Die Häufigkeit oder Regelmäßigkeit, gemeinsam (an der Herausforderung) zu arbeiten
  • Reason / Purpose, Ziel oder Sinn und Zweck: Der allen Beteiligten bewusste, klare Grund oder Nutzen für die Zusammenarbeit
Erklärendes Schema des STAR-Diagramms. Es stellt ein rechtwinkliges Koordinatensystem dar. Die vier Achsen sind beschriftet mit: „Verschiedenheit / Vielfältigkeit (Separateness)“, „gemeinsam spre-chen, zuhören, respektieren (Tuning)“, „Interaktion / Handlungsmöglichkeiten (Action)“, „Gemeinsa-mer Purpuse (Reason)“.
Bild 1: Aus den vier Eigenschaften Separateness, Tuning, Action und Reason ergibt sich das STAR-Diagramm

Die vier Eigenschaften lassen sich in einem Koordinatensystem, dem STAR-Diagramm, sternförmig darstellen (Bild 1). Jede der vier Eigenschaften wird an einer der Achsen vom Mittelpunkt ausgehend aufgetragen. Eine schwache Ausprägung einer Eigenschaft liegt am Koordinatenursprung und eine starke Ausprägung am Ende der Achse. Beispiel: Ein klarer Grund für die Zusammenarbeit, also eine stark ausgeprägte Reason-Eigenschaft, wird mit einem Datenpunkt auf der x-Achse ganz links markiert, eine schwache Ausprägung eher Richtung Koordinatenmittelpunkt (Bild 1, blauer Pfeil, Markierungen "klar" und "unklar").

Mit der Liberating Structure "Generative Relationships STAR" (GR STAR) bekommt die Gruppe die Möglichkeit, sich selbst auf diesen vier Achsen einzusortieren bzw. die vier entsprechenden Eigenschaften introspektiv zu bewerten.

Die Methode GR STAR besteht aus drei Schritten:

  1. Die Gruppe mithilfe der vier STAR-Eigenschaften bewerten
  2. Schlussfolgerungen ableiten
  3. Maßnahmen bestimmen

Beispiel: Stärken der Zusammenarbeit eines Führungsteams

Ein internationales Führungsteam mit rund fünfzehn Personen war erst vor Kurzem neu zusammen-gesetzt worden. Die Gruppe umfasste Führungskräfte aus verschiedenen Ländern und Bereichen, einschließlich der übergeordneten Leitung. Bereits in den ersten Wochen nach der Zusammenlegung traten Spannungen, Reibungen und Unklarheiten in der Zusammenarbeit auf – nichts Dramatisches, aber spürbar genug, dass die Auftraggeberin, die bereits begeistert an meinen Liberating-Structures-Workshops teilgenommen hatte, eine vertiefende Betrachtung wünschte.

Sie beauftragte mich, die aktuelle Zusammenarbeit zu beleuchten und der Gruppe zugleich ein Format zu bieten, mit dem sie selbstständig erkunden kann, wo genau "der Schuh drückt". So entschied ich mich, Generative Relationships STAR als Auftakt zu verwenden. Dies sollte als ein kurzes, aber wirksames Team-Assessment die Gruppe aktivieren und gleichzeitig zur Reflexion anregen. Zudem sollte die alleinige Sichtweise der Auftraggeberin durch die Selbsteinschätzung der ganzen Gruppe ausgeweitet werden.

Der Workshop fand remote mit einem virtuellen Whiteboard statt.

Schritt 1: Lassen Sie die Gruppe sich selbst bewerten!

Zunächst erklären Sie das Vorhaben des Assessments und den Sinn der Methode: Die Zusammenarbeit zu beleuchten und mögliche Schwachstellen oder Potenziale zu erkennen und direkt zu adressieren. Dabei beschreiben Sie die vier Eigenschaften und lassen alle Teilnehmenden ihr eigenes STAR-Diagramm abzeichnen oder den Vordruck betrachten.

Der Schritt wird in Form eines verlängerten 1-2-4-All durchgeführt. Das bedeutet, dass zunächst jede:r Teilnehmer:in ca. 2-3 Minuten Zeit bekommt, auf dem eigenen STAR-Papier die Gruppe auf den vier Achsen bzw. anhand der vier Eigenschaften zu bewerten, indem er:sie einen Punkt pro Achse einzeichnet. Bild 2 zeigt beispielhaft die Bewertung der Gruppe durch eine Person, die schwarze Punkte auf die vier Achsen aufgetragen hat.

STAR-Diagramm wie in Bild 1. Zusätzlich ist auf jeder Achse ein schwarzer Punkt zur Kenntlichma-chung der Bewertung aufgetragen.
Bild 2: Beispielhafte individuelle Bewertung der Gruppe (schwarze Punkte auf den vier Achsen): eher hohe Vielfältigkeit, geringer Rapport, viele Handlungsmöglichkeiten und ein nicht sonderlich klarer Purpose

Danach lassen Sie Zweierteams für drei bis fünf Minuten ihre Einschätzungen vergleichen. Dabei können die Teilnehmenden ihre Platzierungen anpassen. Dies kann sich daraus ergeben, dass die Achsen leicht unterschiedlich interpretiert werden. Hilfreich ist dabei die gemeinsame Auseinandersetzung mit der Interpretation der Achsen, sodass die Teilnehmenden ihr Verständnis des STAR-Diagramms noch einmal schärfen.

Anschließend kommen je zwei Zweierteams für ca. fünf Minuten zu Vierergruppen zusammen und gleichen ihre Platzierung ab. Wenn alle Teilnehmenden zustimmen, kann sich die Vierergruppe auf eine gemeinsame Platzierung einigen, in Sinne von: "So weit sind unsere einzelnen Platzierungen auf dieser Achse nicht auseinander – lasst uns einen Datenpunkt in der Mitte nehmen." Ansonsten werden die individuellen Einschätzungen beibehalten.

Die Vierergruppen übertragen ihre Platzierung auf das große STAR-Diagramm. Falls pro Vierergruppe mehrere Platzierungen auf einer oder allen Achsen vorhanden ist, dann übertragen sie einfach alle Platzierungen (vgl. Bild 3).

Zentrales STAR-Diagramm mit jeweils vier bis sechs Punkten auf den Achsen. Vier weitere, kleine Stardiagramme rahmen das zentrale Diagramm ein. Die kleineen STAR-Diagramme zeigen die Ein-zelwertungen der Teams. Diese sind auf das zentrale Diagramm übertragen. Teilweise direkt, teil-weise zusammengefasst. Deutlich werden Clusterwertungen und stark abweichende Wertungen.
Bild 3: Die teilweise innerhalb der Kleingruppen unterschiedlichen Bewertungen von vier Vierergruppen wurde auf das große STAR-Diagramm übertragen und spiegeln die Einschätzung der ganzen Gruppe wider

Beispiel: Stärken der Zusammenarbeit eines Führungsteams

Im ersten Schritt bewerteten die Teilnehmenden gemeinsam die vier Dimensionen des GR-STAR-Modells. Die Auftraggeberin hatte die Offenheit der Gruppe betont, sodass ich in diesem Fall die Einsortierung nicht anonym durchführen ließ: Jede:r Teilnehmer:in bekam je vier virtuelle Notizen mit Namen und eigener Farbe. Bild 4 zeigt das anonymisierte Ergebnis.

STAR-Diagramm mit zahlreichen individuellen Klebemarkierungen auf den Achsen. Die Beschrei-bung erfolgte im Text.
Bild 4: Das STAR-Gesamtbild mit einer Bewertung pro Eigenschaft pro Teilnehmer:in

Aufgabengebiete