Die Kunst, sich freundlich durchzusetzen

Verbindlich sein und beliebt bleiben in Beruf und Alltag

Die Kunst, sich freundlich durchzusetzen

Verbindlich sein und beliebt bleiben in Beruf und Alltag

Auf einen Blick

Die Kunst, sich freundlich durchzusetzen

Buchautor
Baum, Tanja
ISBN
3832309616
Verlag
redline Wirtschaft
Seitenanzahl
240
Format
brosch.
Preis
19,90 €
Jahr
2003

Zusammenfassung

"Also gut, es ist zwar nicht das, was ich wollte, aber bevor es Ärger gibt..."

Wer hat nicht schon gegenüber Chef, Kollegen oder Bekannten zurückgesteckt, nur weil man keinen Streit provozieren möchte? Dabei schließen sich Durchsetzungsvermögen und Freundlichkeit nicht aus! Tanja Baum zeigt, wie man auf freundliche und faire Art verhandelt und so eigene Ziele verfolgt. Viele Fallbeispiele und ein Trainingsprogramm helfen auf dem Weg zu einer positiven und erfolgreichen Kommunikation. Verbindet die Themen "Durchsetzungsfähigkeit" und "Freundlichkeit" Inklusive 4-Wochen-Programm, beruflich und privat einsetzbar Mit vielen authentischen Fallbeispielen Autorin ist Gründerin der "Agentur für Freundlichkeit"

(Quelle: redline Wirtschaft)

Rezension

Rezension von Dr. Georg Angermeier

Für eilige LeserInnen: Das Kochbuch für Win-Win-Situationen im Alltag

Zuckerbrot und Peitsche - das sind die am weitesten verbreiteten Mittel zur Durchsetzung eigener Interessen, haben aber eine Menge unangenehmer Nebenwirkungen: Unzufriedene Mitarbeiter - sei es weil sie noch mehr Zuckerbrot haben wollen oder weil sie die Peitsche gespürt haben. Widerstände - sei es, weil das Zuckerbrot nicht süß genug oder die Peitsche nicht stark genug ist. Mobbing, - sei es weil der andere mehr Zuckerbrot bekommen hat oder weil man einen Sündenbock für die Peitsche braucht.

Für Projektleiter ist es dann nochmal schwerer: Sie haben weder lockendes Zuckerbrot noch drohende Peitsche zur Verfügung, wenn sie in den Raubtierkäfig der Projektteamsitzung gehen. Sie müssen sich eben freundlich durchsetzen. Und das ist durchaus sehr wörtlich zu nehmen. Nur mit Freunden wird man ein schwieriges Projekt durchsetzen. Zudem verschafft man sich mit Unfreundlichkeit nur Feinde, die einem später wieder schwer zu schaffen machen können.

Wie man trotz dieser Schwierigkeiten seine eigenen Interessen waren kann, indem man die "Zwei-Gewinner-Strategie" fährt, das zeigt Tanja Baum in ihrem neuesten Buch "Die Kunst, sich freundlich durchzusetzen."

Auf den ersten Blick erscheint das Buch "typisch weiblich": Ich bin okay, du bist okay. Wir sind eine große Familie. Frauen als Sozialschmiere.

Allen LeserInnen kann ich nur dringend raten, sich von diesen Klischees zu lösen - auch wenn das unpassende Titelbild mit der hübschen jungen Dame diese bedient. "Freundlich durchsetzen" heißt nicht "charmant um den Finger wickeln". Das weiß die Autorin auch ganz genau, schließlich berät sie mit ihrer "Agentur für Freundlichkeit" große, namhafte Unternehmen. Auf ihrer Homepage www.tanja-baum.de kann man sich auch davon überzeugen, dass ihre Ausführungen durch konkrete Praxis abgesichert sind.

Die Qualität ihrer Ausführungen erreichen meiner Meinung nach bereits das Niveau der sogenannten "Appreciative Inquiry". Diese, von David Cooperrider in den USA entwickelte und in Deutschland von Walter Bruck eingeführte Methode konzentriert sich vollständig auf gemeinsame Erfolge und Stärken und überwindet so Blockaden und Konflikte. Wer sich für diesen weitergehenden Ansatz interessiert, möge sich auf der Homepage von Walter Bruck www.wb-bruck.de informieren.

Aber dies nur am Rande, um dem eventuellen Eindruck der Banalität entgegenzuwirken. Dieser könnte dadurch entstehen, dass die Autorin stets den Bogen von privaten zu beruflichen Situationen und zurück spannt. Was hat die Planung des Familienurlaubs mit Vertragsverhandlungen zu tun? Eine ganze Menge, denn bei beiden geht es darum, unterschiedliche Interessen zu einem Erfolg für beide Seiten zu führen. Und dies geht nur, wenn sowohl eigene Positionen klar herausgearbeitet werden als auch Verständnis für die Bedürfnisse des anderen besteht.

Es geht also nicht um falsches Harmonieverständnis, ganz im Gegenteil, das beständige Nachgeben führt langfristig nur zu noch schlimmeren Konfliktsituationen. Genauso führt ein Durchsetzen um jeden Preis langfristig zu Misserfolgen, da gute Leute demotiviert den Betrieb verlassen und die anderen sich in internen Grabenkämpfen blockieren.

"Freundlich" und gleichzeitig "Durchsetzen", was wie ein unlösbarer Widerspruch aussieht, ist doch möglich, aber eben nur, wenn man bereits ist, seine eigenen Verhaltensweisen und Strategien zu überprüfen und zu verändern.

Im ersten Teil des Buchs geht es denn auch um die eigenen Einstellungen, eingefahrenen Verhaltensweisen und vor allem um die Öffnung für die Ziele des Gesprächspartners. Wer nicht zu Kompromissen und Umwegen bereits ist, sondern stets mit dem Kopf durch die Wand will, braucht sich dieses Buch also erst gar nicht zu kaufen. Allen anderen bietet es hier von grundsätzlichen Überlegungen ("Wo stehen wir uns selbst im Weg") bis hin zur unmittelbaren Gestaltung des entscheidenden Gesprächs ("Sammeln, gewichten und gestalten Sie Ihre Argumente") einen sachlich nüchternen und sehr hilfreichen Leitfaden für die kleinen und großen Verhandlungen im Privaten und Beruflichen.

Besonderes sympathisch ist für mich dabei die Neutralität der Darstellung. Hier werden weder verpflichtendes Menschenbild noch eine neuartige Kommunikationstheorie propagiert, sondern allgemein anerkannte Erkenntnisse pragmatisch zusammengestellt. Vom Umgang mit Emotionen bis hin zur Körpersprache behandelt die Autorin alle Themen in der erforderlichen Genauigkeit.

Im zweiten Teil geht es dann um die praktische Umsetzung des Gelernten anhand konkreter Beispiele. Vielleicht ist es zur Motivation tatsächlich am besten, zuerst eines der 16 Beispiele zu lesen, das der eigenen Situation am nächsten kommt. Ob mit Kollegen, Mitarbeitern, Vorgesetzten, Kunden oder Freunden - mit Sicherheit findet hier jeder/jede eine ihm/ihr bekannte Konfliktsituation beschrieben.

Bei der Lektüre der Beispiele, so hilfreich und notwendig sie sein mögen, darf aber nicht vergessen werden, dass sie lediglich Idealsituationen darstellen. So, wie sie geschildert werden, wird man ihnen kaum begegnen. Unverzichtbar ist die Lektüre und vor allem das Verständnis des ersten Teils, wenn man tatsächlich in seiner konkreten Situation etwas verändern will. Die Beispiele sind nett und heben den Unterhaltungswert des Buchs, wer nur wenig Zeit hat, um sich möglichst bald "freundlich durchzusetzen" darf nach den ersten 116 Seiten auf sie verzichten und direkt zum letzten Kapitel, dem "4-Wochen-Programm" springen.

Dieses Programm ist meines Erachtens der wertvollste Teil des Buchs, denn er soll dafür sorgen, dass es nicht nur bei der Lektüre bleibt, sondern der/die Leser(in) tatsächlich lernt, sich freundlich durchzusetzen. Erfrischend ist hier vor allem die Kürze: Auf sechzehn Seiten die wesentlichen Schritte darzustellen, wie man seine Soft Skills einen wesentlichen Schritt voranbringt ist eine beachtenswerte Leistung. Wenn Sie dieses Buch Ernst nehmen und in der Praxis umsetzen, dann haben Sie sich mindestens ein Seminar über Konflikt- und Kommunikationsmanagement gespart.

Ich für meinen Teil habe mir vorgenommen, das mal auszuprobieren. Vielleicht kann ich bei meinem nächsten Auftraggeber ja freundlich ein höheres Honorar durchsetzen ....

Jetzt Feedback geben und mitdiskutieren!

Wir würden uns über Ihre Bewertung und/oder einen Kommentar freuen ‒ nur so können wir Ihnen in Zukunft noch bessere Inhalte liefern.

Diese Funktion steht nur eingeloggten Nutzern zur Verfügung.
0 Kommentare anzeigen & selbst mitreden!
Gesamt
Bewertungen 0
Kommentare 0