"Jahrmarkt der Ideen" zum intensiven Wissensaustausch Wie in der Allianz Mitarbeiter und Manager ihre Erfahrungen miteinander teilen

Wie in der Allianz Mitarbeiter und Manager ihre Erfahrungen miteinander teilen

Haben Sie sich auch schon mal gewünscht, sich im 4-Augen-Gespräch mit einem Experten Ihres Unternehmens über ein Thema Ihrer Wahl intensiv auszutauschen und so Ihr Wissen zu vertiefen? Rauthgundis Reck stellt Ihnen mit dem "Jahrmarkt der Ideen" eine Großgruppen-Methode zum Wissensaustausch vor, die sie in der Allianz bereits mehrfach erfolgreich durchgeführt hat. Dafür hat sie das Konzept "Schwarzmarkt des Wissens" der Künstlerin Hannah Hurtzig abgewandelt.

Management Summary

Download PDFDownload PDF

"Jahrmarkt der Ideen" zum intensiven Wissensaustausch Wie in der Allianz Mitarbeiter und Manager ihre Erfahrungen miteinander teilen

Wie in der Allianz Mitarbeiter und Manager ihre Erfahrungen miteinander teilen

Haben Sie sich auch schon mal gewünscht, sich im 4-Augen-Gespräch mit einem Experten Ihres Unternehmens über ein Thema Ihrer Wahl intensiv auszutauschen und so Ihr Wissen zu vertiefen? Rauthgundis Reck stellt Ihnen mit dem "Jahrmarkt der Ideen" eine Großgruppen-Methode zum Wissensaustausch vor, die sie in der Allianz bereits mehrfach erfolgreich durchgeführt hat. Dafür hat sie das Konzept "Schwarzmarkt des Wissens" der Künstlerin Hannah Hurtzig abgewandelt.

Management Summary

Das Format "Schwarzmarkt des Wissens" habe ich erstmals unter dem Motto "rent a referent" 2007 im Rahmen einer Fortbildung sowie eines Kongresses zur Management-Beratung kennengelernt. Der reizvolle Kontrast persönlicher Einzelgespräche im Rahmen einer Großgruppen-Veranstaltung und der inspirierende Wissensaustausch, der dadurch stattfand, haben mich fasziniert.

Deshalb überlegte ich mir, wie ich die "Schwarzmarkt"-Idee in den Unternehmenskontext übertragen könnte, und habe seitdem mehrere "Jahrmärkte der Ideen" in der Allianz Managed Operations & Services SE konzipiert und moderiert. Das Potenzial dieses Formats ist sehr groß: Es kann zur Verbesserung der Prozesse in Projekten, aber auch zur Organisationsentwicklung genutzt werden.

Das für den Unternehmenseinsatz abgewandelte Format geht auf das "Schwarzmarkt"-Konzept der Künstlerin Hannah Hurtzig und ihre Mobile Akademie Berlin zurück. Seit 2005 bringt Hannah Hurtzig mit ihren "Schwarzmärkten" den Austausch von Wissen gewissermaßen auf die "Bühne". In hundert und mehr auf 30 Minuten begrenzten Zwiegesprächen zwischen Experten und ihren Gesprächspartnern, die in mehreren Gesprächsrunden an Themen-Tischen stattfindenden, inszeniert sie die Vermittlung von Wissen vor Publikum

Gegen eine geringe "Gesprächs-Gebühr" kann der "Kunde" an einem Buchungsschalter ein Ticket erwerben, um einen Experten eine halbe Stunde lang zu sprechen und von seinem spezifischen Wissen zu profitieren. Seit einigen Jahren tourt Hannah Hurtzig mit ihrem Schwarzmarkt-Format durch die großen Städte Europas. Mittlerweile hat sie auch in Brasilien und Israel Schwarzmärkte veranstaltet. Die Gespräche bisheriger Schwarzmärkte können in der öffentlichen Mediathek der Mobilen Akademie nachgehört werden.

Zunächst gehe ich darauf ein, wie diese ungewöhnliche und inspirierende Methode in einer unternehmensgerechten Abwandlung funktioniert. Wie diese Methode sich für den Wissens- und Erfahrungsaustausch im Unternehmen nutzen lässt, beschreibe ich dann anhand eines Praxisbeispiels aus einem Fachbereich der Allianz, wo wir den Fokus auf den Austausch von Know-how und die Multiplikation guter Ideen zur Verbesserung innerhalb der Organisationseinheit im Rahmen eines Transformationsprozesses gelegt haben.

Nach einer Darstellung der Vorteile und Erfolgsfaktoren für ein Gelingen eines "Jahrmarkts der Ideen", gebe ich abschließend Anregungen, wie der "Jahrmarkt der Ideen" auch in Projekten und Projekt übergreifend eingesetzt werden kann.

Charakteristika eines "Jahrmarkts der Ideen"

  • Markplatz-Ambiente schaffen (Verhältnis Experten zu Teilnehmern: mind. 1:5)
  • Exklusiver Input eines Experten für max. zwei Tischgäste (Verhältnis 1:1 oder 1:2)
  • "Zaungäste" hören ausschließlich zu und verfolgen die Gespräche mit.
  • Individuelle Wissensvermittlung in kollektiver Struktur
  • Zeitlich limitierte Gespräche (25 Minuten)
  • Mehrere aufeinanderfolgende Gesprächsrunden (4-5 Runden)
  • Vorarbeit entscheidend (Auswahl passender Themen und Akquise der Experten, Einbeziehen des Managements)
  • Programmheft mit den Themen und Expertenprofilen zum schnellen Querlesen

Beschreibung der Methode

Raumsetting

Bild 1: Impressionen von einem "Jahrmarkt der Ideen" in der Allianz (© Rauthgundis Reck).

Betritt man einen "Jahrmarkt der Ideen", fällt die ungewöhnliche Tischanordnung ins Auge (Bild 1). Das Setting gleicht einem Bibliotheks-Saal mit vielen in Reihen angeordneten Einzeltischen. Die Tische sind nummeriert und jeder Tisch ist fest einem Experten bzw. Erfahrungsträger mit seinem Thema zugeordnet. An jedem Tisch befinden sich drei Stühle, sodass ein bis maximal zwei Gäste dem Experten gegenüber am Tisch Platz nehmen können. Die Experten werden für zeitlich begrenzte Gespräche von 25 Minuten von wechselnden Teilnehmern gebucht. Entweder eine Einzelperson oder ein Zweier-Team erwirbt dafür ein Ticket, sodass Vier- oder Sechs-Augen-Gespräche stattfinden können.

Dabei vermitteln die Experten einen Ausschnitt ihres Know-hows, der sich im limitieren Zeitfenster gut erzählen lässt. Die Experten sollen keine Vorträge halten, sondern ihr Wissen weitererzählen. Die Anliegen des Tischgasts bestimmen das Gespräch. Er kann aus der gebuchten Gesprächszeit das machen, was für ihn persönlich nützlich ist. So kommt es zu einer individuell passgenauen Wissensvermittlung (konkrete Antworten auf konkrete Fragen oder die Vertiefung eines Themas und detaillierte Erläuterungen dazu oder eine Diskussion). Manchmal führt dies auch zum gemeinsamen Staunen über vom Tisch-Gast neu eingebrachte Blickwinkel und über unerwartete Gesprächswendungen. Auf den genauen Ablauf der Gespräche wird weiter unten eingegangen.

Die Tische stehen im Abstand von ca. 1,5-2 m nebeneinander – nicht zu eng und nicht zu weit auseinander (Bild 2). Trotz des Geräuschpegels im Saal soll einerseits der konzentrierte Austausch an den Tischen noch möglich sein, andererseits die kollektive Struktur des Lernens im Raum erhalten bleiben. Bei 20 Thementischen und 100 Teilnehmern empfiehlt sich z.B. eine Raumgröße von 200 m².

Alle Kommentare (4)

Walter
Plagge

Eine großartige Idee für Wissenstransfer!

 

Rauthgundis
Reck

Kennengelernt habe ich das Format erstmals in einer Fortbildung für systemische Berater („Beratung im Wandel“) am damaligen Managementzentrum Witten) bei einer Ausbildungseinheit mit Fritz Simon. Wir haben damals im Kurs mit der Grundidee experimentiert und danach dann die Gelegenheit, das ganze in größerem Rahmen auf der Abschlussveranstaltung des mehrtägigen Kongresses "X-Organisationen" aus der Teilnehmerperspektive zu erleben.

 

Uwe
Hohnstock

Gutes Format - sehr anschaulich beschreiben.