Weiterbildung auf ungewohnte Weise Scrum-Master-Tausch für 3 Sprints: Experiment mit Überraschungseffekt

Scrum-Master-Tausch: Agiles Experiment mit Überraschungseffekt

Agilität braucht Reibung und frische Perspektiven. Die Carl Zeiss AG ermöglichte ihren Scrum Mastern daher ein mutiges Experiment: Sie tauschten für drei Sprints ihre Teams. Oliver Effner gibt Einblicke in das Vorgehen und zeigt, welche überraschenden Hürden, blinden Flecke und wertvollen Erkenntnisse der Tausch offenbart hat.

Management Summary

Weiterbildung auf ungewohnte Weise Scrum-Master-Tausch für 3 Sprints: Experiment mit Überraschungseffekt

Scrum-Master-Tausch: Agiles Experiment mit Überraschungseffekt

Agilität braucht Reibung und frische Perspektiven. Die Carl Zeiss AG ermöglichte ihren Scrum Mastern daher ein mutiges Experiment: Sie tauschten für drei Sprints ihre Teams. Oliver Effner gibt Einblicke in das Vorgehen und zeigt, welche überraschenden Hürden, blinden Flecke und wertvollen Erkenntnisse der Tausch offenbart hat.

Management Summary

Wir Menschen sind Gewohnheitstiere und machen es uns in unserer Komfortzone bequem. Aber wie können wir besser werden, wenn wir nichts mehr hinterfragen und Dysfunktionen ausblenden? Viele Teams haben dieses Problem. Auch wenn die Performance gut ist, bleibt Potenzial auf der Strecke. Es ist Zeit für ein neues Denken.

Wenn wir in eine neue Arbeitsumgebung eintauchen, fallen uns sofort die Dinge auf, die anders sind. Wir sehen ungewohnte Herangehensweisen oder erkennbare Optimierungspotenziale. Diesen Effekt der sogenannten "Differenzerfahrung" machte sich ein Agile Coaches Team (ACT) bei der Carl Zeiss AG gezielt für ein Experiment zunutze.

Wir wollten wissen: Was passiert, wenn eine Person in ihrer Rolle als Scrum Master das gewohnte Team in die Hände einer Kollegin oder eines Kollegen gibt? Und was, wenn sie oder er im Austausch selbst ein anderes Team übernimmt? Unsere Hypothese: Ein frischer Blick von außen deckt Dysfunktionen gnadenlos auf und hilft dabei, gute Lösungen von einem Team in das andere Team zu transferieren – und andersherum. Damit entsteht eine Win-win-Situation für beide Seiten und das Potenzial für echte Teamentwicklung wird sichtbar.

Was können Sie aus diesem Erfahrungsbericht zum Scrum-Master-Tausch lernen?

Dieser Artikel stellt das über drei Sprints laufende Experiment vor, in dem Scrum Master ihre Teams tauschten. Die Ergebnisse sind wertvoll für folgende Zielgruppen:

  1. Personen, die sich mit der Entwicklung und Transformation von Organisationen befassen
  2. Scrum Master im agilen Business-Kontext
  3. Mitarbeitende, die sich in der eigenen Rolle und persönlich weiterentwickeln möchten

Der Artikel soll

  • Mut machen, Neues zu wagen und die eigene Komfortzone zu verlassen.
  • inspirieren, das Experiment selbst auszuprobieren, und Hilfestellung für die konkrete Umsetzung geben.
  • Lernen aus echten Erfahrungen ermöglichen. Die Erkenntnisse helfen, typische Fehler zu vermeiden und realistische Erwartungen anzusetzen.
  • ein Ansatz für die persönliche Weiterentwicklung sein. Er zeigt, wie sich Scrum Master und andere Rollen über die üblichen Weiterbildungsangebote hinaus entwickeln können.
  • zur Diskussion einladen: Ist es wirklich die beste Lösung, wenn Scrum Master fester Teil des Teams sind? Oder sollten sie generell nur für einen begrenzten Zeitraum in einem Team wirken, um so den Gewöhnungseffekt zu vermeiden?

Wie entstand die Idee zum Scrum-Master-Tausch?

Beim Start des Experiments arbeiteten in dem für das Experiment ausgewählten Bereich der Softwareentwicklung mehr als 45 Scrum Teams mit 22 Scrum Mastern. Sechs Agile Coaches unterstützten den Bereich dabei, eine agile Arbeitsweise zu etablieren.

Die fachlichen und technischen Herausforderungen und der agile Reifegrad in den Teams variierten stark. Auch die Scrum Master verfügten über unterschiedlich ausgereifte Expertisen und Fähigkeiten. Was jedoch ähnlich war: Viele Teams zeigten seit Monaten kaum Fortschritt bei der Verbesserung ihres Arbeitsmodus.

Vor diesem Hintergrund entstand die Idee des Scrum-Master-Tauschs über einen Zeitraum von drei Sprints. Das Ziel: eine Win-win-Situation, indem Teams und Scrum Master gute Praktiken anderer Teams und Scrum Master kennenlernen. Wichtige Voraussetzung war dabei die Ergebnisoffenheit.

Erster Schritt: Die Idee verkaufen

Wer mehrere Interessengruppen gewinnen und einbinden will, braucht eine sorgfältige Vorbereitung. Deshalb erarbeiteten wir im Agile Coaches Team für die jeweiligen Gruppen einen angepassten Vorschlag. Wichtig dabei war vorab eine detaillierte Beschreibung. Der Vorschlag zeigte die Vorteile auf, die Teams, Scrum Master und weitere Stakeholder erwarten konnten. Damit stellten wir auch sicher, dass alle Beteiligten das gleiche Verständnis vom Vorhaben hatten.

Alle Kommentare (1)

Eduard
Chernavin

Wertvolle Einblicke

Vielen Dank für die wertvollen Einblicke! Ein kühnes Experiment für alle Beteiligten.