Zur Diskussion gestellt: Der Entwurf für die neue deutsche Projektmanagement-Norm

Die GPM-Fachgruppe "PM-Normen" hat einen Entwurf für eine neue deutsche Projektmanagement-Norm erstellt und der Öffentlichkeit zur Diskussion vorgelegt. Bis Ende Mai 2006 haben Interessierte die Möglichkeit, den Entwurf einzusehen und ihre Meinung abzugeben. Dr. Georg Angermeier erläutert und kommentiert die wichtigsten Aspekte des Vorschlags zur neuen deutschen PM-Norm.

 

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Zur Diskussion gestellt: Der Entwurf für die neue deutsche Projektmanagement-Norm

Die GPM-Fachgruppe "PM-Normen" hat einen Entwurf für eine neue deutsche Projektmanagement-Norm erstellt und der Öffentlichkeit zur Diskussion vorgelegt. Bis Ende Mai 2006 haben Interessierte die Möglichkeit, den Entwurf einzusehen und ihre Meinung abzugeben. Dr. Georg Angermeier erläutert und kommentiert die wichtigsten Aspekte des Vorschlags zur neuen deutschen PM-Norm.

 

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Die GPM-Fachgruppe "PM-Normen" hat einen Entwurf für eine neue deutsche Projektmanagement-Norm erstellt und der Öffentlichkeit zur Diskussion vorgelegt. Mit einem neuen, prozessorientierten Ansatz soll dieser Entwurf den aktuellen Anforderungen aus der Praxis gerecht werden. Bis Ende Mai 2006 können noch Stellungnahmen eingereicht werden, die von der GPM-Fachgruppe behandelt werden. Anschließend geht der überarbeitete Entwurf in den Normenausschuss und wird der Öffentlichkeit erst wieder mit Erscheinen des offiziellen Normentwurfs (sog. Gelbdruck) zugänglich sein.

Im Endspurt: "DIN 69901 (neu)"

Seit 2003 arbeitet die GPM-Fachgruppe am Entwurf für die Neugestaltung des deutschen Normenwerks für Projektmanagement. Eine Aktualisierung ist notwendig, da von den bestehenden sechs Normen vier aus dem Jahr 1987 stammen und eine aus dem Jahr 1997. Nur die DIN 69904 "Projektmanagementsysteme" aus dem Jahr 2000 genügt den aktuellen Ansprüchen.

Die Fachgruppe ging mit einem neuen Ansatz an die Arbeit (siehe "Unternehmen 'DIN 69901 (neu)'. Ein Praxisbericht über die Verjüngungskur für deutsche PM-Normen", Ausgabe 3/2004). So sieht das Konzept nur noch eine einzige deutsche Norm für Projektmanagement vor: "DIN 69901 Projektmanagementsysteme". Diese soll aus fünf Teilen bestehen:

  • Teil 1 "Grundlagen für Projektmanagementsysteme" beschreibt Ziele und Eigenschaften von Projektmanagementsystemen und gibt einen Rahmen für die einzelnen Normteile.
  • Teil 2 "Begriffe" führt die bisherigen Begriffsnormen zusammen und passt sie den aktuellen Anforderungen an.
  • Teil 3 "Prozesse" beschreibt standardisierte Abläufe im Projektmanagement in Form von einheitlichen Prozessdefinitionen.
  • Teil 4 "Methoden" benennt für das Projektmanagement relevante Methoden und standardisiert einzelne von ihnen, soweit dies sinnvoll und möglich ist.
  • Teil 5 "Datenmodell" beschreibt ein Modell für die elektronische Verarbeitung von Projektmanagementdaten.

Der Weg zur PM-Norm

Das Ergebnis der Fachgruppe liegt seit April 2006 vor. Die sechs Dokumente mit dem Normentwurf können bis Ende Mai 2006 auf der Website der GPM unter www.gpm-ipma.de eingesehen werden. Der Zugriff ist möglich über "Download" oder über die Seite der Fachgruppe "PM-Normen".

Neben den Normtexten wurde ein Dokument veröffentlicht, in dem der organisatorische Ablauf der Normerstellung beschrieben wird und Fragen der Fachgruppe an die Fachwelt aufgelistet werden. Über ein Feedback-Formular kann jeder Interessierte bis Ende Mai seine Meinung zum Entwurf abgeben.

Die einzelnen Arbeitsgruppen werden die bis Ende Mai eingegangenen Stellungnahmen diskutieren und den Normentwurf entsprechend modifizieren. Sobald die Fachgruppe den endgültigen Entwurf vorlegt, wird der offizielle Normenausschuss des DIN wieder zusammentreten und die neue deutsche PM-Norm auf den Weg bringen. Das wird voraussichtlich im Januar 2007 sein. Ab diesem Zeitpunkt können nur noch Mitglieder des Normenausschusses Einfluss auf den Normtext nehmen, solange bis der offizielle Normentwurf als so genannter Gelbdruck vom DIN der Öffentlichkeit vorgelegt wird. Nach einer Einspruchsfrist von mindestens drei Monaten behandelt der Normenausschuss eingegangene Einsprüche und beschließt über den endgültigen Normtext.

Erhöhen Normen die PM-Kompetenz?

Die bisherige Arbeit der Fachgruppe in den Bereichen "Grundlagen", "Begriffe", "Prozesse" und "Methoden" wurde ausschließlich von engagierten, ehrenamtlichen Einzelpersonen getragen. Das ist überraschend, da mittlerweile jeder deutsche Großkonzern seine eigene Ausprägung von Projektmanagement definiert oder bereits definiert hat und im Rahmen der ISO 9000-Zertifizierung mit Prozessbeschreibungen hinterlegt hat. Eigentlich hätte man eine massive Lobbyarbeit der Industrie erwarten können, mit dem Ziel, die kommende Norm möglichst weitgehend an die eigenen Vorgehensweisen anzugleichen.

Der Grund für die mangelnde Industriebeteiligung beim Entwurf der neuen deutschen Projektmanagement-Norm könnte ein Anzeichen für eine noch immer geringe Projektmanagementkompetenz in der deutschen Wirtschaft sein.

Eine 2005 veröffentlichte Langzeitstudie mit dem Titel "Projektmanagement: Abenteuer Wertvernichtung" kam zu dem Ergebnis, dass nur 9% der befragten Unternehmen wissen, wie viele Projekte bei ihnen laufen und in welcher Phase sie sich befinden. Außerdem würden über 57% der Projekte nicht der Strategie des jeweiligen Unternehmens entsprechen und dem Unternehmen deshalb wenig nützten oder ihm sogar schaden. Darüber hinaus seien 70% der in Projekten geleisteten Arbeit ineffizient. Auf diese Weise verschwende die deutsche Wirtschaft jährlich über 150 Milliarden Euro (siehe ""Ergebnisse einer Studie - Projektmanagement: Abenteuer Wertvernichtung" von Prof. Dr. Manfred Gröger, Ausgabe 1/2006").

Unternehmen, die Normen und Standards anwenden, können ihre Projekte und deren Ergebnisse überprüfen und damit steuern. Bei normgerecht geplanten Projekten erlaubt die vollständige Transparenz, Projektziele und -durchführung mit der strategischen Ausrichtung des Unternehmens abzugleichen. Glaubt man den Zahlen der Studie, könnte man folgern, dass die deutsche Wirtschaft jährlich 10 Milliarden Euro einsparen könnte. Diese Zahl beruht auf der Annahme, dass sich der Anteil der strategisch falschen Projekte auf unter 30% senken lässt, wenn alle Unternehmen ihre Projekte normgerecht durchführen und strategisch falsche Projekte nach der Hälfte ihrer Laufzeit abbrechen.

Der Entwurf für die neue deutsche Projektmanagement-Norm


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