Führen Frauen besser?

Intrigant, autoritär, emotional unberechenbar – so sind weibliche Chefs. Zumindest geistert dieses Klischee in vielen Köpfen herum, bei Mitarbeiterinnen genauso wie bei männlichen Kollegen. Aber ist nicht doch etwas dran?

 

Download PDFDownload PDF

Führen Frauen besser?

Intrigant, autoritär, emotional unberechenbar – so sind weibliche Chefs. Zumindest geistert dieses Klischee in vielen Köpfen herum, bei Mitarbeiterinnen genauso wie bei männlichen Kollegen. Aber ist nicht doch etwas dran?

 

Wir empfehlen zum Thema Führen
5 Tage
13.06.2024
1,495,-
Methoden des modernen Portfoliomanagements

Die richtigen Dinge tun – für mehr Fokus, Agilität und Produktivität im Unternehmen! In unserem E-Learning-Seminar lernen Sie in nur 4 Workshops, wie Sie Ihr Portfolio mit modernen Methoden organisieren und ausbauen. Mehr Infos

Die Anforderungen an heutige Führungskräfte - Männer wie Frauen - sind hoch: Permanenter Veränderungsdruck, rasante technologische Entwicklungen, immer schneller und direkter verlaufende Kommunikation, Informationsflut, stärker werdende Vernetzung, Hektik und Termindruck kennzeichnen den Arbeitsalltag von Führungskräften. Sie müssen in der Lage sein, Unternehmensstrukturen und -organisation an die sich verändernden Bedürfnisse und Verhaltensweisen ihrer Mitarbeiter anzupassen, Entscheidungen müssen gefällt werden.

Von Vorgesetzten wird erwartet, dass sie ihre Mitarbeiter motivieren; ihnen das Gefühl vermitteln, zu einer Gemeinschaft zu gehören, einen sinnvollen Beitrag zu einer guten Sache leisten und ein gemeinsames Ziel vor Augen haben. Eine Führungskraft muss es schaffen, dass sich jede und jeder einzelne Mitarbeiter/in mit dem Ganzen identifiziert. Ausgeprägte kommunikative Fähigkeiten, gerade auch im emotionalen und persönlichen Bereich, und eine hohe, durch Vorbildfunktion belegte Glaubwürdigkeit sind dafür unerlässlich, ganzheitliches Denken ist angesagt.

Viele Führungskräfte sind überfordert

Viele Führungskräfte sind von diesen Aufgaben jedoch überfordert, erweisen sich in immer mehr Situationen als handlungs- und entscheidungsunfähig, sind nicht mehr in der Lage, ihrer großen Verantwortung gerecht zu werden. Diese Führungskräfte sind prädestiniert dafür, den Druck, den sie empfinden, nach unten weiterzugeben, Bossing zu betreiben.

Führen Frauen anders?

In vielen Untersuchungen und Studien wird inzwischen die These vertreten, dass Frauen aufgrund ihrer durch Sozialisiation erworbenen kommunikativen Fähigkeiten, ihrer Team- und Ergebnisorientierung, ihrer sozialen und strategischen Kompetenz, ihrer ganzheitlichen Sicht- und Denkweise die besseren Führungskräfte seien. Führen sie wirklich so anders? Sind sie weniger anfällig für Bossing? Oder führen diese Zuschreibungen von angeblich typisch weiblichen Eigenschaften nur zu einer weiteren Geschlechterrollenfixierung und damit wieder einmal in eine Sackgasse?

Immer noch zu wenig Frauen in Führungsetagen

Grundsätzlich sind diese Fragen schwierig zu beantworten, weil es immer noch viel zu wenig Frauen in Führungspositionen gibt (1997 waren es 11,4% Frauenanteil im Topmanagement und 14,8% Frauenanteil im Mittelmanagement der großen und mittelständischen Unternehmen) und zu wenig Untersuchungen darüber vorliegen. In der Wissenschaft herrscht Uneinigkeit bezüglich dieser Thematik.

Die Wirtschaftswissenschaftlerin Prof. Dr. Sonja Bischoff aus Hamburg veröffentlichte 1999 die Studie "Männer und Frauen in Führungspositionen der Wirtschaft in Deutschland", in der 348 Männer und Frauen aus dem deutschen Mittelmanagement zu diesem Themenkomplex befragt wurden. In dieser Studie konnte kein empirischer Beleg dafür gefunden werden, dass Frauen ein grundsätzlich anderes Führungsverhalten an den Tag legen als Männer: Zwei Drittel der Männer sagten aus, dass sie genauso gut mit Männern wie mit Frauen als Führungskräfte zusammenarbeiten konnten, 19% der Männer fand die Zusammenarbeit mit einer Frau als Vorgesetzte besser, 14% hielten die Zusammenarbeit für schlechter als mit einer männlichen Führungskraft. Ein Viertel der Frauen dagegen meinte, dass die Zusammenarbeit mit vorgesetzten Frauen schlechter lief ist als mit männlichen Vorgesetzten. Auffällig dabei ist, dass gerade Frauen in höheren Führungsebenen und Frauen in Unternehmen mit besonders hohen Frauenanteilen überdurchschnittlich häufig negative Erfahrungen mit vorgesetzten Frauen gemacht haben. 60% der Frauen stellten jedoch keinen Unterschied fest.

Keine Anhaltspunkte für "weibliche" Soft Skills

Frau Dr. Bischoff konnte herausfinden, dass Männer wie Frauen einen kooperativen Führungsstil pflegen und sich situationsabhängig auch autoritär verhalten. "Für die gängige und beliebte Hypothese, dass Führungsverhalten geschlechtsspezifisch unterschiedlich sei, inbesondere Frauen häufiger über die 'Soft Skills' verfügen, konnten keine Anhaltspunkte gefunden werden", so die Wissenschaftlerin. Männer und Frauen haben darüber hinaus die gleichen Vorstellungen von den Führungsqualitäten der Zukunft: kooperativ, teamorientiert, kommunikativ, mitarbeiterorientiert, verantwortlich.

Allerdings scheinen Frauen - im Vergleich zu den Männern - zu autoritärerem Verhalten zu neigen, wenn sie in hierarchisch höheren Positionen sind, in Unternehmen arbeiten, die einen relativ hohen Frauenanteil in den Führungspositionen haben oder eine relativ hohe Anzahl an weiblichen Mitarbeiterinnen haben. So lässt sich auch der weiter oben angeführte relativ hohe Anteil der Frauen erklären, die Schwierigkeiten mit Frauen als Vorgesetzte haben.

Die stutenbissige Chefin - ein Klischee?

Frauen als Chefs - "stutenbissig", intrigant, rivalisierend, emotional unberechenbar? Dies sind Klischees, die nicht nur in den Köpfen der Männer herumgeistern, sondern auch in denen der Geschlechtsgenossinnen. Nicht nur Männer haben eine verinnerlichte, archetypische Vorstellung davon, wie Frauen sind oder zu sein haben, sondern auch die Frauen. Erfolgreiche Frauen kommen ganz schnell in die Situation, dass sie sich mit anderen Frauen auseinandersetzen müssen, die an ihnen herumnörgeln. Die Energien aller Beteiligten sind damit gebunden, was den Männern wiederum nur recht sein kann und sie in ihrer - klischeehaften - Annahme bestätigt, dass sich Frauen doch am meisten selbst schädigen. Dass es Konkurrenzdenken, Intrigen, Rivalität auch unter Männern gibt, wird dabei vornehm unter den Teppich gekehrt.

Führen Frauen besser?


Gleich kostenlos weiterlesen!

  • Zum Newsletter anmelden und diesen Artikel freischalten

  • Jede Woche neue Inhalte, Tipps und Tools per E-Mail
Gratis Newsletter bestellen & sofort weiterlesen

 

Hiermit melde ich mich zum Newsletter an. Ich habe die Datenschutzrichtlinien gelesen und akzeptiere diese. Ihre Daten nutzen wir ausschließlich zum Newsletter-Versand. Sie können sich jederzeit abmelden, indem Sie auf den Link in der Fußzeile unserer E-Mails klicken. Informationen zu unserem Datenschutz finden Sie hier.