Tatort Projekt

Wenn die Wahrheit das Geschäft stört

Tatort Projekt

Wenn die Wahrheit das Geschäft stört

Auf einen Blick

Tatort Projekt

Buchautor
Irrgang, Jaqueline
ISBN
3527506616
Verlag
Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA
Auflage
1. Auflage
Seitenanzahl
253
Format
Taschenbuch
Preis
16,90 EUR
Jahr
2012

Zusammenfassung

Tatort Projekt? Ein Krimi? Nein, aber manchmal gibt es Projekte, da kommt man sich vor, wie in einem schlechten Film - so irrwitzig sind die Vorgänge, dass man am liebsten sofort wieder aussteigen möchte. So erging es Jacqueline Irrgang bei einem Projekt, an dem sie beteiligt war.
 
In ihrem Buch ist Jacqueline Irrgang der Wahrheit auf der Spur. Begleiten Sie die Autorin während ihrer Zeit im Projekt. Ihre Erfahrungen sind leider kein Einzelfall und deshalb von hoher gesellschaftlicher Brisanz. Sie zeigt schonungslos auf, wie Geld verschleudert wird, an welchen Stellen es immer wieder klemmt und warum so oft die Wahrheit über fehlerhaftes Verhalten verschwiegen wird. Mutig enthüllt Jacqueline Irrgang, welche Mechanismen Projekte zum Scheitern bringen.
 
Tatort Projekt ist ein Fachbuch für Projektmanagement und ein Enthüllungsroman zugleich. Dieses Buch bietet wertvolle Hinweise, gepaart mit einem spannenden Einblick in die Realität vieler Projekte.
 
Lesen Sie selbst und erleben Sie zusammen mit Jacqueline Irrgang den täglichen Wahnsinn in Beratungsprojekten!

(Quelle: Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA)

Rezension

Rezension von Heinz Schelle

Vor vielen Jahren bekam ich einmal einen recht unhöflichen Brief eines enttäuschten Lesers unserer Zeitschrift. Er beschwerte sich, dass wir keine Artikel über fehlgeschlagene Projekte bringen. Ich gab ihm Recht und machte den Vorschlag, dass wir eine eigene Rubrik mit dem Arbeitstitel "Hall of shame" aufmachen. Der erste Beitrag – so mein weiterer Vorschlag – sollte von seiner Firma kommen, die – so meine Vermutung – doch auch nicht nur erfolgreiche Projekte habe. Ich habe nach meinem Brief nichts mehr von dem Beschwerdeführer gehört.

Seit seiner Klage hat sich jedoch nicht viel geändert. Analysen von Projektmisserfolgen sind immer noch sehr selten. Die wenigen Beispiele, so die Studie von P. Mertens (Fehlschläge bei IT-Großprojekten der Öffentlichen Verwaltung, Universität Erlangen-Nürnberg. Wirtschaftsinformatik I, Arbeitspapier 1/2009) und die Untersuchung zum Denver International Airport (Kerzner, H.: Applied Project Management. Best Practices on Implementation, New York 2000, S. 482 ff.) zeigen, was man aus derartigen Arbeiten lernen könnte, blieben aber bis zum heutigen Tag Ausnahmen. Überdies wurden sie von Projektexternen geschrieben.

Das ist bei dem vorliegenden Buch anders. Die Autorin, eine Unternehmensberaterin mit interessantem beruflichem Werdegang und sehr viel Erfahrung im Aufbau von Kundenservice-Centern, war selbst an dem Vorhaben maßgeblich beteiligt – ob als Coach oder als Teilprojektleiterin wurde im Vorhaben nie so ganz geklärt – und hat ihre Erfahrungen in der Form eines Tagebuchs so ausführlich beschrieben, dass man hier durchaus von einer Projektmikroanalyse sprechen kann.

Meines Wissens gibt es kein vergleichbares Werk auf der Welt. Natürlich ist es die ganz subjektive Sicht des Projekts, die hier sehr lebendig geschildert wird, der große Detaillierungsgrad und die sozusagen mikroskopische Sicht auf ein Projekt lassen mich freilich keinen Moment daran zweifeln, dass Frau Irrgang kein, oder nur ganz geringfügig verzerrtes Bild zeichnet. Meine Meinung wird durch die Stellungnahme eines Rezensenten in Amazon bestätigt, der an dem Projekt beteiligt war und u.a. schreibt: "Ich kann der Autorin eine hohe Authentizität und Wahrhaftigkeit der Darstellung bescheinigen." Ich zitiere in aller Regel keine Klappentexte, weil ich mir einen eigenen Eindruck von einem Buch durch vollständiges Lesen bilden will, dieses Mal mache ich es aber, weil wahrhaftig nicht übertrieben wird, wenn dort geschrieben steht: "Sie zeigt schonungslos auf, wie Geld verschleudert wird, an welchen Stellen es immer wieder klemmt und warum so oft die Wahrheit verschwiegen wird."

Wer das Buch dann aufmerksam liest und selbst einige Projekterfahrung hat, wird vermutlich an eigene Erlebnisse erinnert werden und bestätigend nicken, wenngleich sicher nicht alle Vorhaben eine solche Häufung von Fehlern und Pannen aufweisen. Hier nur eine kleine Auswahl:

  • ungenügende Projektmanagementkenntnisse
  • zu späte Stakeholderanalyse
  • ein Team, das die Spielregeln nicht einhält,
  • inkompetente Mitarbeiter, die ihre Inkompetenz zu verschleiern suchen,
  • unklare Rollenzuweisungen,
  • unpräzise Zielvorgaben
  • ständiges Kompetenzgerangel
  • fehlende Bereitschaft, ehrlich und vollständig zu kommunizieren
  • unendliche, unergiebige Sitzungen und
  • Fluten von E-Mails zur Abwälzung von Verantwortung.

Aber lesen Sie selbst. Es ist keines der üblichen PM-Bücher, von denen wir schon viel zu viele haben. Das Buch wird die Projektmanagementwelt und das Verhalten von Menschen in Vorhaben nicht wesentlich verändern, uns aber ein wenig sensibler machen für den "ganz normalen Wahnsinn" in Projekten.

Sie wollen wissen, wie die Sache für Frau Irrgang, die ungewöhnlichen Mut bewiesen hat, hinausgegangen ist? Ihr Vertrag wurde noch vor Abschluss des Projekts ohne Angaben gekündigt. Sie war, wie sie selbst schreibt, erleichtert.

Veröffentlichung mit Genehmigung der GPM aus: Projektmanagement aktuell, Heft 4/2012, S. 49

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