Vertrauen schaffen, Räume öffnen, Wandel ermöglichen Führung neu denken: Mit Host Leadership zu echter Veränderung im Team

Führung neu gedacht: Mit Host Leadership Wandel im Team gestalten

Was, wenn Führung nicht mehr bedeutet, alles selbst zu steuern – sondern Räume zu öffnen und Beteiligung zu ermöglichen? Der Artikel zeigt am Praxisbeispiel der ÖBV, wie Führungskräfte mit Host Leadership Wandel wirksam gestalten können.

Management Summary

Vertrauen schaffen, Räume öffnen, Wandel ermöglichen Führung neu denken: Mit Host Leadership zu echter Veränderung im Team

Führung neu gedacht: Mit Host Leadership Wandel im Team gestalten

Was, wenn Führung nicht mehr bedeutet, alles selbst zu steuern – sondern Räume zu öffnen und Beteiligung zu ermöglichen? Der Artikel zeigt am Praxisbeispiel der ÖBV, wie Führungskräfte mit Host Leadership Wandel wirksam gestalten können.

Management Summary

Als wir nach vielen Jahren bei der Österreichischen Beamtenversicherung (ÖBV) den Auftrag bekamen, die kulturelle Transformation im Unternehmen aktiv zu begleiten, waren wir begeistert. Endlich sollte ein Thema ins Zentrum rücken, das uns schon lange am Herzen lag: die interne Zusammenarbeit bei der ÖBV zukunftsfähig zu gestalten.

Wir organisierten Workshops, moderierten Open Spaces und implementierten unternehmensweit zwei von uns ins Leben gerufene Formate, um möglichst viele Kolleginnen und Kollegen aktiv einzubinden: die Kulturbotschafter:innen und die Wandelwerkstätten. Erstere waren engagierte Mitarbeitende aus allen Teams. Sie brachten neue Ideen und Impulse direkt in ihre Kollegenkreise, sammelten Feedback und trugen so den Wandel auf Augenhöhe in die Organisation. In regelmäßigen Treffen tauschten wir uns mit diesem Netzwerk aus, um die gesammelten Erkenntnisse weiterzuentwickeln und in die nächsten Schritte der Transformation einfließen zu lassen. Für die Führungskräfte gab es die monatlichen Wandelwerkstätten: In kleinen, festen Gruppen arbeiteten wir konkret an Themen und Zielen, die den Weg in eine zukunftsfähige Organisation ebnen sollten. Dabei kombinierten wir langfristige Visionen mit einem kritischen Blick auf unsere aktuelle Unternehmenskultur, um herauszufinden, was uns voranbringt und was uns möglicherweise noch im Weg steht.

Was ist die ÖBV?

Die Österreichische Beamtenversicherung (ÖBV) ist ein privater Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit (VVaG) – das heißt, die Versicherten sind gleichzeitig Mitglieder und Träger des Unternehmens. Es handelt sich also um eine Mitgliederorganisation ohne externe Anteilseigner. Die ÖBV bietet ergänzende Versicherungs- und Vorsorgeleistungen an. Als privater Anbieter ist sie unabhängig von staatlichen Sozialversicherungsträgern und arbeitet nach den Regeln des Versicherungsvertragsrechts.

Sie ist nicht zu verwechseln mit der BVAEB (Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter, Eisenbahnen und Bergbau), ein gesetzlicher Sozialversicherungsträger. Die BVAEB ist Teil der österreichischen Sozialversicherung und deckt Pflichtleistungen wie Kranken-, Unfall- und Pensionsversicherung ab. Die ÖBV ergänzt diese staatlichen Leistungen, ersetzt sie aber nicht.

Trotz spürbarem Veränderungswillen unter den Mitarbeitenden blieb die Wirkung nach eineinhalb Jahren hinter unseren Erwartungen zurück. Statt zukunftsfreudiger Teams erlebten wir Verunsicherung, Widerstand oder schlicht Kraftlosigkeit. Veränderungswille und Widerstand sind hierbei kein Gegensatz – es ist menschlich, sich Veränderung zwar theoretisch zu wünschen, sie praktisch, die eigene Person betreffend, aber zunächst abzulehnen.

Es schien, als würden wir wie der berühmte Romanheld Don Quijote gegen Windmühlen kämpfen. Unsere damalige Chefin machte uns in diesem Zusammenhang auf das Konzept des Host Leadership aufmerksam: Ein Ansatz, bei dem Führungskräfte sich als Hosts, also Gastgebende, verstehen, die Räume schaffen, Beziehungen pflegen und andere zur aktiven Mitgestaltung einladen, anstatt nur zu dirigieren.

Warum wir Führung neu denken müssen

Diese Erfahrung des Widerstands unter den Mitarbeitenden war für uns ein Wendepunkt. Denn sie hat gezeigt, dass es nicht reicht, Workshops anzubieten, Prozesse zu gestalten und Strukturen zu verändern, wenn die innere Haltung zur Führung starr bleibt. Für uns schließt Führung nämlich Themenführerschaft ein – das bedeutet, dass auch Mitarbeitende ohne Leitungsfunktion Verantwortung für ein zentrales Zukunftsthema im Unternehmen übernehmen können. Im Fall der angestrebten kulturellen Transformation bei der ÖBV hieß das für alle Beschäftigten, den Wandel nicht nur zu organisieren, sondern ihn mitzugestalten, voranzutreiben und andere dafür zu gewinnen.

Doch genau hier lag die Herausforderung für das Leadership-Team. Wenn wir Führung noch so verstehen, dass wir alles allein stemmen müssen, verhindern wir die Veränderung, die wir eigentlich ermöglichen wollen. Deshalb haben wir uns gezielt mit der Frage beschäftigt, wie Leadership heute eigentlich gedacht und gelebt werden muss.

Beruflich treffen wir immer wieder auf Führungskräfte, die in einem Spannungsfeld stecken. Auf der einen Seite müssen sie Leistung bringen, Ziele erreichen und Verantwortung übernehmen. Auf der anderen Seite sollen sie Freiräume schaffen, Verantwortung abgeben und Selbstorganisation fördern – und das am besten alles gleichzeitig.

Aktuelle Studien zeigen: Führung braucht ein neues Verständnis