Wo Menschen eng und unter Zeitdruck zusammenarbeiten, hat die Handhabung der Zusammenarbeit, wie auch das Verhalten jedes Einzelnen eine wesentliche Auswirkung auf die Arbeitsergebnisse. Seit den 1980er Jahren investierte die Luftfahrt-Industrie Zeit und Geld, um zu verstehen, wie Menschen und Teams sich verhalten und wie sie optimal zusammenarbeiten – um die Sicherheit im Luftverkehr zu erhöhen.

Erleben Sie den Vortrag "Value Stream Mapping - Ein unterschätztes Werkzeug für die Organisationsentwicklung", sowie 30 weitere Speaker in 7 Streams auf der PM Welt 2020.
Das Thema der Konferenz lautet dieses Jahr
Stark durch Kooperation! Zusammen.Arbeiten.Grenzenlos.
Die Teilnehmer erhalten in den unterschiedlichen Vorträgen, Diskussionen und Workshops konkrete Anleitungen und Tipps für ihren Projektalltag
Teamtrainings aus der Luftfahrt ins Projekt übertragen
Da Flug und Projekt beide einen Plan, eine definierte Zeitachse und ein Team haben, das sich formen und leistungsfähig zusammenarbeiten muss, können Projektteams einiges von der Teamarbeit aus dem Cockpit lernen. In dieser zweiteiligen Artikelserie beleuchte ich, welche Erkenntnisse die Luftfahrt gewann und wie sich diese auf Projektteams übertragen lassen. Nachdem Sie im ersten Teil die Zusammenarbeit im Team kennenlernten, behandelt dieser zweite Teil die Leistungsfähigkeit des einzelnen Teammitglieds.
Unsere Informationsverarbeitung analysieren
Filter im Gehirn
Der Mensch ist ständig einer immensen Informationsflut ausgeliefert. Über die verschiedenen Sensoren, also Sinnesorgane, prasseln mehr Daten auf das Gehirn ein, als es verarbeiten kann. Das menschliche Gehirn benutzt deshalb eine Datenreduzierung und -komprimierung: Die Informationen der Sinnesorgane werden unbewusst vorgefiltert und vorverarbeitet. Informationen, die die Vorfilter im Gehirn als unwesentlich erachten, werden herausgefiltert; andere Informationen werden uminterpretiert, um konsistent zu bisher gemachten Erfahrungen zu sein. Dadurch können sie mit weniger "Speicherbedarf" abgespeichert werden. Was in unserem Bewusstsein ankommt, ist daher in der Regel nicht das, was unsere Sinnesorgane wirklich wahrnehmen.
Am Beispiel von optischen Täuschungen ist zu erkennen, dass die Vorverarbeitung des Gehirns auch dann nicht durch das Bewusstsein korrigiert werden kann, wenn man sich des Mechanismus bewusst ist. Bestimmt kennen Sie das Beispiel der beiden Linien mit nach innen und außen gerichteten Pfeilspitzen (Bild 1). Auch wenn Sie wissen, dass beide Linien exakt gleich lang sind: Die obere Linie sieht trotzdem kürzer aus.

Bild 1: Welche der beiden Linien ist länger? Antwort: Beide Linien sind exakt gleich lang – unser Gehirn spielt uns hier einen Streich!
Das Gehirn achtet bei der Vorverarbeitung von Informationen primär darauf, dass diese konsistent zu bereits gemachten Erfahrungen sind. Die Vollständigkeit von Informationen wird auf dieser Stufe nicht hinterfragt. Das führt unter Umständen dazu, dass das Gehirn mit wenigen Informationsbruchstücken ein konsistentes, aber falsches Bild der Wirklichkeit an das Bewusstsein liefert. Ein Beispiel dazu finden Sie in Daniel Kahnemans Buch "Schnelles Denken – Langsames Denken" (Kahneman, 2012):
Steve ist ein zufällig ausgewählter Amerikaner. Steve ist sehr scheu und verschlossen, immer hilfsbereit, aber kaum an anderen oder an der Wirklichkeit interessiert. Als sanftmütiger und ordentlicher Mensch hat er ein Bedürfnis nach Ordnung und Struktur und eine Passion für Details.
Was ist Steve eher: Landwirt oder Bibliothekar?