Die nackte Wahrheit über Projektmanagement

Die nackte Wahrheit über Projektmanagement

Auf einen Blick

Die nackte Wahrheit über Projektmanagement

Buchautor
Reiter, Wilfried
ISBN
3280050189
Verlag
orell füssli
Seitenanzahl
208
Format
geb.
Preis
29,50 €
Jahr
2003

Zusammenfassung

Ein Buch, das mit den Tabus im Projektmanagement bricht und offen ausspricht, was Projektmanager bislang nur hinter vorgehaltener Hand zu sagen wagten: Im Projektmanagement wird gelogen, dass sich die Balken biegen.

Die ernüchternde Wahrheit: 75 Prozent aller Projekte scheitern, sind nicht in time fertig, übersteigen das Budget oder verfehlen das Projektziel. Das bedeutet, dass von jedem für ein Projekt ausgegebenen Euro 75 Cent rausgeworfenes oder ineffizientes Geld sind!

Die Gründe sind vielfältig: Eins haben sie aber alle gemeinsam: Auf dem langen Weg der Projektrealisation wird bei aufkommenden Schwierigkeiten die Wahrheit geschönt oder es wird schlichtweg gelogen. Wilfried Reiter entlarvt die 33 häufigsten und schädlichsten Projektlügen. In 33 Kapiteln führt er vor, wie man sich durch das Gewirr unterschiedlicher Projektinteressen hangelt. Er zeigt, welche Projektplanungsmethoden wirksam sind, wie man sich gegen falsche Vorstellungen von Auftraggebern und Kunden zur Wehr setzt und sein Projekt doch noch erfolgreich ans Ziel bringt. Sein Buch ist Balsam für die Seele von Verantwortlichen und Projektteams.

Über den Autor:

Wilfried Reiter trainiert, coacht, und berät seit über 15 Jahren Manger und Mitarbeier aller Branchen und Unternehmensgrößen in allen Fragen des Projektmanagements. Er war u.a. für Compaq und die Deutsche Bank tätig. Er ist Leiter von in2ition, der Gesellschaft für Management-Design bei München. Er hat in Fachkreisen vor allem durch seine innovativen Projektmanagement-Methoden von sich reden gemacht.

(Quelle: orell füssli)

Rezension

Rezension von Dr. Georg Angermeier

Für eilige LeserInnen: Nein, Dieter Bohlen hat kein Buch über Projektmanagement geschrieben! Der reißerische Titel und der Pinocchio auf dem Cover führen in die Irre. Es handelt sich vielmehr um ein spritzig und pointiert geschriebenes Buch über die realitätsnahe Umsetzung der Projektmanagement-Theorie.

Nach Lektüre dieses "Enthüllungsbuchs" muss ich zunächst meine Erleichterung darüber kundtun, dass die Theorie des Projektmanagement nicht neu geschrieben werden muss. Nur richtig angewandt. Dabei hilft die respektlose und gleichzeitig kompetente Darstellung Wilfried Reiters.

Damit Sie dies besser verstehen, möchte ich dies an einem konkreten Beispiel genauer erläutern. Ich nehme gleich den härtesten Angriff auf die scheinbar graue Theorie des Projektmanagement in Kapitel 18: "Projektplanung ist Unfug". Das hört sich ziemlich revolutionär an und auch die zentrale Aussage des Autors zu Beginn seiner Ausführungen: "Bisher ist noch jeder, der plante, auf die Nase gefallen." lässt den Profi zunächst an der Kompetenz und Ernsthaftigkeit des Autors zweifeln. Wenn wir aber zwei Seiten durchhalten, entlarvt sich das Entlarven selbst als Marketing-Gag. Sogar Wilfried Reiter plant! Aber eben - und dies sagt jedes gute Lehrbuch - für jede Projektgröße in angemessenem Umfang. Was folgt ist eine ansprechende und korrekte Kurzdarstellung einer auf Projektstrukturierung und Arbeitspaketdefinitionen beruhenden Planung für Kleinprojekte.

Würde ich nicht die Realität kennen, in der selbst bei sehr einfach zu überblickenden Projekten bereits mit den Kanonen der Netzplantechnik auf Vorgangsspatzen geschossen wird, hätte ich jetzt geschrieben, dass der Autor übertreibt, dramatisiert und billige Effekthascherei betreibt.

Schön wär's. Projektitis ist eine Seuche, die immer ernstere Formen anzunehmen scheint. Wilfried Reiter beschreibt in den 33 Kapiteln typische Symptome dieser äußerst unterschiedlich verlaufenden Krankheit und liefert jeweils gleich das passende Heilmittel dazu mit.

Das Spektrum seiner Beispiele reicht von unsinnigen Fixpreisverträgen über fehlende Kundenkommunikation und aus Egoisten bestehenden Projektteams bis hin zur Behinderung des Projekts durch das Top-Management.

Der erfahrene Trainer und Coach hat sich mit seiner Art der Darstellung viel vorgenommen: Er muss stets den Spannungsbogen vom Pseudoprojektmanagement über die (scheinbar) revolutionäre Gegenthese hin zur erfolgreichen Projektpraxis spannen. Dies gelingt ihm auch in den allermeisten Fällen zur Freude des Lesers, der damit nicht nur lernt, wie es in der Projektrealität mit Kunden, Verträgen und Teamarbeit aussieht, sondern dabei auch noch trefflich unterhalten wird.

Die Lektüre dieses Buchs birgt aber auch Gefahren. Zu leicht könnte man sich verführt fühlen, es nicht genau zu lesen, sondern sich nur mit herausgerissenen Teilen zufrieden zu geben. Provokante Aussagen wie: "Kunden zahlen gerne drauf" oder "Projektsteuerung ist Unfug" können leicht missverstanden werden. Ich höre schon den nächsten Auftraggeber sagen: "Wenn selbst ein Insider wie Wilfried Reiter zugibt, dass Projektmanager die Kunden besch... und überhaupt das ganze Larifari nichts bringt, wozu brauch ich dann überhaupt noch einen Projektmanager?"

All denjenigen, die das Buch nicht selber lesen, sei hiermit versichert, dass Wilfried Reiter ganz vehement für Projektmanagement eintritt, aber eben für an die jeweilige Situation angepasste und effektive Prozesse und Methoden.

Wenn wir zum Schluss das Buch geistig verdaut haben und nochmals gedanklich Revue passieren lassen, stellen wir fest, dass noch eine tiefere Aussage vermittelt wird: Projektmanagement will gelernt sein!

Dies gilt sowohl für die komplexen Methoden der Netzplantechnik, die bei Projekten in Millionen- und Milliardenhöhe mit fester Terminvereinbarung unverzichtbar sind als auch für die Aufgabe, für ein kleines Organisationsentwicklungsprojekt neben der eigentlichen Linienarbeit die notwendigen Ressourcen frei zu bekommen.

Und dabei entpuppt sich das Buch weniger als eine Geschichte von lügenden Projekt-Pinocchios mit langen Nasen, sondern vielmehr als ein moderner Eulenspiegel, der uns ProjektmanagerInnen mit Ulk den Spiegel vorhält - mit manchmal schmerzhafter Selbsterkenntnis. Aber die ist je bekanntermaßen der erste Weg zur Besserung. Z.B. über die vom Autor vorgeschlagenen "Learning Circles". Hätte er jetzt noch gesagt, dass die Fachverbände wie GPM oder das PMI so etwas anbieten, dann würde ich ihm voll zustimmen. So bleibt das Buch in meiner Gesamtwertung ein wenig hinter seinem eigenen Anspruch zurück. Die letzte Konsequenz fehlt, nämlich der Hinweis auf die sehr wohl existierende Excellence im Projektmanagement und wie man sich ihr - wenngleich langsam und mühsam - doch nähern kann. Aber dafür gibt es ja das Projekt Magazin.

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Alle Kommentare (1)

Michael
Bürstner

Dies ist mein absoluter Super-Tipp für alle Projektleiter. Aus der Praxis für die Praxi. Man muss nicht alles für bare Münze nehmen, aber es regt zum Nachdenken im Projektmanagement-Alltag an.