Das Lexikon des ganz normalen Management-Wahnsinns

Ein Survival-Guide für Führungskräfte

Das Lexikon des ganz normalen Management-Wahnsinns

Ein Survival-Guide für Führungskräfte

Auf einen Blick

Das Lexikon des ganz normalen Management-Wahnsinns

Buchautor
Owen, Jo
ISBN
3478372909
Verlag
redline Wirtschaft
Seitenanzahl
304
Format
brosch.
Preis
24,90 €
Jahr
2003

Zusammenfassung

In keiner Ausbildung der Welt wird gelehrt, wie man mit unzureichenden Mitteln Ziele erreicht. Dabei ist es genau das, was Manager können müssen! Denn ihr Alltag wird dominiert von überflüssigen Meetings, politischen Intrigen, schwierigen Vorgesetzten und unwilligen Mitarbeitern. Lernen Sie mithilfe dieses Lexikons alles betriebswirtschaftlich Wissenswerte über Buchstabensuppe, Marsriegel, Wohlfühlzone und andere essenzielle Stichworte des alltäglichen Wahnsinns im Management!

Blickt hinter die Fassade der Unternehmensrealität Basiert auf 20 Jahren internationaler Managementerfahrung Macht Anfängern klar, dass Management keine Hexerei ist ... ... und zeigt Fortgeschrittenen, wie sie im Hexenkessel überleben

(Quelle: redline Wirtschaft)

Rezension

Rezension von Dr. Georg Angermeier

Für eilige LeserInnen: Hintergründiger Humor, der es in sich hat. Wie ein Blick in den Badezimmerspiegel am Morgen nach dem Abend davor. Enthält darüber hinaus die beste mir bekannte Kurzdarstellung von Projektmanagement.

Sie werden dieses Buch innig lieben oder abgrundtief verabscheuen. Ich habe für mich die erste Variante gewählt und möchte Ihnen begründen, warum ich neben Harold Kerzners brilliantem "Projektmanagement. Ein systemorientierter Ansatz zur Planung und Steuerung von Projekten." ausgerechnet dieses "wahnsinnige" Buch als Grundlagenwerk des Projektmanagements ansehe und empfehle.

Es ist zunächst eine Stilfrage. Wer nicht mit hintergründigem Humor, Ironie, Satire, vielleicht sogar Zynismus und Sarkusmus umgehen kann, sie vor allem aber nicht intuitiv sicher von der ernst gemeinten Darstellung unterscheiden kann, der sollte lieber die Finger von diesem Buch lassen. Wer hingegen all diese Stilmittel liebt (und auch verträgt!), wird den "Sinn-für-Humor-Test" sicher bestehen und in allen Krisensituationen als erstes Jo Owen zu Rate ziehen.

Der "Sinn-für-Humor-Test" besteht laut Autor aus folgender Situation:

"Dieser Test findet an Tagen statt, an denen eine unvorstellbare Katastrophe nach der anderen folgt. Zu einem bestimmten Zeitpunkt sieht es dann so aus, als ob die Welt gleich einstürzen würde. Dies ist der sogenannte Sinn-für-Humor-Test. Gelingt es Ihnen nun, sich zurückzulehnen und den ganzen bizarren Albtraum aus der richtigen Perspektive zu betrachten, haben Sie den Test bestanden. Fangen Sie an, die Nerven zu verlieren, haben Sie verloren. ... Die richtige Perspektive und ein Sinn fürs Bizarre können ... dazu beitragen, die Spannung abzubauen. Dann haben Sie eine echte Chance, dam Abgrund zu entrinnen.
...
Mangel an Humor ist ein wahrer Jammer. Die bizarre Welt des Managements verdient, aus der richtigen Perspektive mit Respekt und Humor angemessen beurteilt zu werden."

Dies gibt auch die Grundeinstellung des ganzen Buches wieder. Jo Owen mischt Respekt und Humor nach seinem eigenen Rezept und serviert so manchen überraschenden Cocktail und manches unerwartete Menü. Es kann sein, dass Ihnen der erste Gang mundet wie Manna, der Kellner aber beim zweiten Gang das Essen über die Hose / den Rock kippt und Sie da sitzen wie ein begossener Pudel. Jede Rolle bekommt ihr Fett weg, sei es der überhebliche Top-Manager der kurz vorbeifliegt, um mal nach dem Rechten zu sehen, der Geld schneidende Berater oder der kennzahlenverliebte Qualitätsfanatiker. Aber zugleich behandelt er Personen mit gebührendem Respekt und beweist in immer neuen Zusammenhängen, wie wichtig es ist, die Menschen mit ihren Eigenheiten und Bedürfnissen wahrzunehmen. In erster Linie schildert er dies am Beispiel des Umgangs mit Kunden, aber auch den respektvollen Umgang mit eigenen wie fremden Sekretärinnen und anderen internen Dienstleistern legt er den LeserInnen mit pragmatischen Hinweisen ans Herz.

Ein besonderes Highlight ist aus meiner Sicht die Behandlung des Themas Projektmanagement. Es gibt Crash-Kurse für Manager, die einige Hundert bis Tausend Euro kosten, damit sie die Grundlagen des Projektmanagement an einem Tag erlernen. Jo Owen schafft dies auf vier Seiten in einem Buch zu 24,90 Euro. Er legt dar, wie falsch eingesetzte und überzogene Methodik nur das Wesentliche am Projekt verschleiert und bestenfalls unnötige Beraterkosten verursacht. Und anschließend geht er systematisch durch den Projektverlauf und weist nach, was davon alles originäre Aufgaben des Managers sind. Eine Darstellung, der ich zunächst einmal vollständig beipflichte - solange es sich um ein einziges Projekt handelt. Bei anspruchsvollen Projekten und vor allem bei großen Projektportfolios braucht es mehr als einen Wandkalender mit Klebezetteln. Aber die zu grunde liegende Denkweise stimmt. Das Tool, die Methode, muss mir meine Arbeit erleichtern und mich bei der Erreichung des Ziels unterstützen. Unverhältnismäßiger IT-Einsatz und Projektitis ist nicht nur Spleen, sondern gefährdet den Projekterfolg.

Was immer Jo Owen schreibt, man merkt, dass er sein Wissen aus langjähriger Erfahrung zieht. Er vermeidet dabei die nahe liegende Versuchung mit Anekdoten billig Effekthascherei zu betreiben, sondern macht immer das jeweilige Grundprinzip transparent - was dem Amusement keinen Abbruch tut. Und manchmal verzichtet er auch völlig auf den durchaus möglichen, aber eben schon abgedroschenen Humor. Beim Stichwort "Präsentation" beschränkt er sich z.B. darauf, die wirklich wichtigen Ratschläge auf drei Seiten zu geben - wo doch gerade hier so viele Anti-Beispiele möglich wären.

Kritisch anzumerken ist zum Schluss lediglich das etwas schwache Layout, bei dem man nie so genau weiß, ob dies jetzt ein Stichwort oder eine Unterüberschrift in einem Sichwort ist und manche Schlampigkeiten der Übersetzung (wie z.B. "Rollenmodell" statt "Vorbild" auf S.243), die aber dem Verständnis und dem Vergnügen keinen Abbruch tun. Dies soll keine Kritik an der durchaus guten Leistung der Übersetzerin sein, sondern ein Bedauern darüber, dass Verlage nicht bereit sind, die notwendigen Honorare in wirklich hoch qualitative Übersetzungen zu investieren.

Mein ganz persönliches Fazit:

Das Lexikon des ganz normalen Management-Wahnsinns ist ganz einfach genial. Ich kenne viele, die das unbedingt lesen sollten - mich selbst kann Jo Owen zum Glück ja nicht gemeint haben ...

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