Wie Workshops bei EOS zum Erfolg wurden Liberating Structures für mehr Ideenreichtum

Liberating Structures für mehr Ideenreichtum

Workshops müssen nicht langweilig sein und eine Bühne für diejenigen bieten, die ohnehin immer sprechen. Mit Liberating Structures ermöglichen Sie, dass sich alle einbringen und dabei Spaß haben. Wie Ihnen das gelingt, erklärt Michael Cramer.

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Wie Workshops bei EOS zum Erfolg wurden Liberating Structures für mehr Ideenreichtum

Liberating Structures für mehr Ideenreichtum

Workshops müssen nicht langweilig sein und eine Bühne für diejenigen bieten, die ohnehin immer sprechen. Mit Liberating Structures ermöglichen Sie, dass sich alle einbringen und dabei Spaß haben. Wie Ihnen das gelingt, erklärt Michael Cramer.

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Lieben Sie Meetings? Die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden diese Frage wohl mit einem klaren "Nein" beantworten. Zu oft folgen Meetings einer zu starren Struktur, die nur wenig Raum für persönliches und kreatives Einbringen lässt, oder sie zerfasern im anderen Extrem: In ergebnislosen Diskussionen oder Brainstormings.

Aber es geht auch anders. Es gibt Meetings, die alle Teilnehmenden aktiv einbinden und wertvolle Ergebnisse hervorbringen. Ergebnisse, die deshalb auch nach dem Meeting noch von allen Beteiligten mitgetragen werden.

Was sind Liberating Structures?

Um solche Meetings zu ermöglichen (auf Neudeutsch: zu facilitaten) haben Keith McCandless und Henri Lipmanowicz die "Liberating Structures" veröffentlicht. Die "Liberating Structures" sind eine Sammlung von 33 Moderationsformaten (Bild 1), die von den Autoren teils selbst entwickelt, teils gesammelt und kuratiert wurden und in ihrem Buch "The surprising power of Liberating Structures" [1] beschrieben sind.

Hier finden sich bewährte Klassiker wie "Open Space" oder das "World Café", aber auch vergleichsweise exotische Formate wie "Improv Prototyping", das Elemente des Improvisationstheaters verwendet, oder eine Technik namens "TRIZ", in der destruktive Verhaltensweisen mit Fragestellungen wie "Was müssen wir tun, um unsere Zusammenarbeit komplett an die Wand zu fahren… und was tun wir davon schon?" provozierend auf die Spitze getrieben werden.

Es gibt einige Muster, die sich durch die Liberating Structures hindurchziehen: Sie beteiligen alle Teilnehmer aktiv, egal wie groß die Gruppe sein mag, es wird aber dennoch Raum für Selbstreflexion gegeben. Sie würdigen Meinungsvielfalt in der Gruppe und diese Vielfalt wird als Stärke genutzt, um so auch unkonventionelle und oft überraschende Ergebnisse zu erzeugen. Sie dienen stets einem klaren Zweck und sind konsequent durchstrukturiert, sodass sie zuverlässig in kurzer Zeit (normalerweise 20-40 Minuten) wertvolle Ergebnisse produzieren. Darüber hinaus zeichnet sie aber auch eine neugierige Verspieltheit und Freude am Experimentieren aus, was einen Liberating Structures Workshop zu einer sehr lebendigen und lebhaften Veranstaltung macht.

Der Methodenüberblick von Liberating Structures [2]
Bild 1: Der Methodenüberblick von Liberating Structures [2]

Liberating Structures als virtuelle Workshops:

Die meisten Formate der Liberating Structures lassen sich auch problemlos remote durchführen. Ein kollaboratives, zeitlich streng getaktetes und ergebnisorientiertes Format wie 1-2-4-ALL erzeugt auch in virtuellen Workshops den entsprechenden Fokus und bezieht zuverlässig alle Teilnehmer aktiv mit ein.

Schon in Zeiten vor Corona wurden virtuelle Workshops für verteilte Teams mit Liberating Structures gestaltet und die gesammelten Erfahrungen kommen uns jetzt zugute. Tatsächlich lassen sich fast alle Formate mit ein bisschen Kreativität in eine verteilte Umgebung übertragen. Voraussetzung ist lediglich eine Videokonferenzlösung, die das Aufteilen der Gruppe in sogenannte „Breakout Rooms“ unterstützt (z.B. Zoom oder Microsoft Teams). Zudem bedarf es einer Moderation, die alle Teilnehmenden mühelos durch diese Umgebung führt, damit der kreative Austausch nicht an technischen Hürden scheitert.

In meiner Arbeit als Facilitator und Coach verwende ich die Liberating Structures häufig und mit großem Erfolg. Ob für die Moderation von Workshops mit über 100 Personen, für Teamretrospektiven oder für das kollegiale Coaching – in den Liberating Structures findet sich stets eine Inspiration für ein geeignetes Format, und so greife ich regelmäßig dankbar auf diese wertvolle Methodensammlung zurück. Die Wirkungsmacht der Liberating Structures lässt sich aber anhand der reinen Beschreibung der Formate nur schwer erfassen, deshalb möchte ich in diesem Artikel exemplarisch zwei Formate herausgreifen und von ihrem praktischen Einsatz bei einem meiner Kunden, der EOS GmbH in Krailling, berichten.

Liberating Structures für die bessere Zusammenarbeit bei EOS

Die EOS GmbH ist einer der führenden Anbieter von Anlagen und Materialien für den 3D-Druck im Lasersinterverfahren (Bild 2). Als Vorreiter in diesem hochinnovativen Technologiesegment war EOS schon immer offen für neue Arbeitsweisen und vor etwa vier Jahren begann die Entwicklungsabteilung mit agilen Methoden zu experimentieren. Die ersten Softwareteams arbeiteten nach Scrum, stellten auf die Arbeit mit Backlogs um und etablierten erste Product Owner und Scrum Master. Nach zwei Jahren arbeitete die gesamte Software-Entwicklung mit Scrum und die ersten angrenzenden Bereiche, wie z.B. Electrical Engineering, fingen an, mit agilen Arbeitsweisen zu experimentieren.

Ein EOS 3D-Drucker für additiven Metalldruck
Bild 2: Ein EOS 3D-Drucker für additiven Metalldruck

Es wurde schnell deutlich, dass diese agile Transformation auch auf der Leitungsebene ihre Entsprechung finden muss, um ihre volle Wirkung zu entfalten. Daher haben auch die Abteilungs- und Gruppenleiter in regelmäßigen Workshops Maßnahmen erarbeitet, um ihren Teams eine möglichst produktive Arbeitsumgebung bereitzustellen und die Zusammenarbeit zu verbessern. Für die Gestaltung dieser Workshops waren die Liberating Structures aufgrund ihrer Ergebnisorientierung immer ausgesprochen wertvoll.

Ideen sammeln und konsolidieren mit 1-2-4-ALL

Wo haben wir den größten und dringendsten Verbesserungsbedarf? Und welche Maßnahmen sind am besten geeignet, um diese Verbesserungen umzusetzen? Für solche Fragestellungen verwende ich gerne die Liberating Structure "1-2-4-ALL". Das Format selbst ist universell auf alle Situationen anwendbar, in denen Gruppen von 8 bis 80 Personen gemeinsam Vorschläge erarbeiten sollen. Es arbeitet mit dem Trick, dass zunächst eine kurze Zeit für Selbstreflexion reserviert wird, bevor die Ideen in der Gruppe diskutiert werden. So werden auch die Personen gehört, die sonst in Workshops eher zurückhaltend sind.

Alle Kommentare (4)

Maximilian
Mayer

Sorry, bzw. tut mir leid, wieso gibt es Projektmanagement bzw. "Projekte planmässig und gekonnt abwickeln" nur noch auf angelsächsisch? Ist die deutsche Sprache zum denken und Probleme lösen nicht mehr geeignet? Werde ich in Zukunft "worken" anstatt arbeiten, und "salary" beziehen anstatt Gehalt?

...wobei: Darf man "Prinzipiell" sagen? Diese Latinismen überall...

Im Ernst: Unsere Zunft läuft schon Gefahr, in anglizistisches Berater-Geschwurbel zu verfallen. Das wird ja auch ausgiebig komödiantisch persifliert. Andererseits finde ich es natürlich und nicht sonderlich problematisch, dass Begriffe aus anderen Sprachen entlehnt werden, wenn die deutsche Formulierung sperrig ist. Ihr Beispiel "Projekte planmässig und gekonnt abwickeln" trifft es da eigentlich ganz gut. Noch natürlicher ist es, wenn die hinter der Sprache stehende Kultur für das Thema prägend ist. Als Musiker spiele ich Mezzoforte und gehe zur Jam Session, als Koch blanchiere ich Gemüse, und der amerikanische Psychologe spricht ganz selbstverständlich von der Gestalt. Ich empfinde das als bereichernd, und eher nützlich zum Denken und Probleme lösen.

Antje
Lehmann-Benz

Sehr schön zusammengefasst! Danke.
Liberating Structures können auch aus meiner Erfahrung heraus tatsächlich "befreiend" auf die Meetingkultur wirken.