Warum es unabdingbar ist, agile Werte auch zu leben Agile Werte leben – so geht’s

Agile Werte leben – so geht’s

Fokus, Offenheit, Mut – so sorgen Sie dafür, dass agile Werte im Projekt und Unternehmen verstanden und gelebt werden. Katharina Maehrlein beleuchtet Voraussetzungen, praktische Umsetzungswege sowie Auswirkungen im Umgang mit Werten.

Management Summary

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Warum es unabdingbar ist, agile Werte auch zu leben Agile Werte leben – so geht’s

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Fokus, Offenheit, Mut – so sorgen Sie dafür, dass agile Werte im Projekt und Unternehmen verstanden und gelebt werden. Katharina Maehrlein beleuchtet Voraussetzungen, praktische Umsetzungswege sowie Auswirkungen im Umgang mit Werten.

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Werte kann man – wie das Mindset – nicht beliebig und "einfach so" auswählen oder verändern. Sie haben sich im Laufe unseres Lebens vor dem Hintergrund unserer Erfahrungen aus Erziehung und unserem Umfeld nach und nach entwickelt.

Werte können auch nicht verordnet werden! Wir können sie nur ändern, wie sie entstanden sind: nach und nach.

Weil das nicht ganz einfach ist, wird dieser unverzichtbare Kern der Agilität nach meiner Erfahrung oft einfach übersprungen. Sie profitieren jedoch nur dann von Agilität, wenn die agilen Werte sowohl vom Team als auch von allen Beteiligten verstanden, verankert, geschärft, hochgehalten und gelebt werden. Wenn wesentliche Schlüsselpersonen an der bestehenden Kultur festhalten und die Teams deshalb immer wieder vor die Wand laufen, sinkt die Motivation in den Keller und die vielversprechende agile Neuerung ist schnell verbrannt!

Eine tiefergehende Auseinandersetzung mit dem Kern von Agile lohnt sich also. Es wäre ein schwerwiegender Fehler, diese erfolgsentscheidenden "weichen" Faktoren stiefmütterlich zu behandeln oder gar ganz abzutun! Deswegen gehe ich in diesem Beitrag auf die Werte Selbstverpflichtung, Offenheit, Mut, Fokus und Respekt ein, die auf dem agilen Manifest basieren.

Sie werden mithilfe von Fallbeispielen in konkrete Verhaltensweisen "übersetzt", anhand derer die Werte in der Zusammenarbeit erlebbar werden. So wird deutlicher, was diese für die Praxis bedeuten. Jedem Wert sind jeweils Voraussetzungen zugeordnet, die erfüllt sein sollten, damit sich der Wert entfalten kann. Neben der Auseinandersetzung mit den Werten und der Reflexion der Bedeutung der Werte in Ihrem Team wird in diesem Beitrag auch sichtbar, inwieweit notwendige Voraussetzungen zur Entfaltung der Werte in Ihrem Unternehmen erfüllt oder nicht erfüllt sind.

Agile Werte leben – das hört sich banal an?

In meiner Arbeit als Coach erlebe ich es immer wieder, dass die fünf agilen Werte Selbstverpflichtung, Offenheit, Mut, Fokus und Respekt zwar aufgezählt werden können, aber niemandem in der Gruppe ein Beispiel dazu einfällt, wie sich die Werte im Alltag zeigen könnten. Und es sind sicher keine dummen Leute, mit denen ich in Kundenunternehmen zu tun habe!

Sehr viele der Menschen, die ich in meinen Seminaren treffe, haben sich bisher einfach noch nie mit ihren Werten beschäftigt. Wenn ich z.B. an die Berufsgruppe der Ingenieure, Techniker und ITler denke, dann empfinden sie die Auseinandersetzung mit Werten ungefähr so, wie ich die Beschäftigung mit den Funktionen von Excel oder dem Inhalt einer Programmiersprache: Wir stehen da wie der berühmte "Ochs vorm Berg" und kratzen uns ratlos am Kopf.

Wenn einer Gruppe dann doch noch Beispiele aus der Praxis einfallen, dann gehen die Meinungen, was unter den Werten zu verstehen ist, so weit auseinander, dass erst einmal eine wilde Diskussion entbrennt. Für die erfolgreiche Entwicklung von agilen Werten sollten die miteinander arbeitenden Menschen aber schon ein gemeinsames Verständnis davon haben, was die jeweiligen Werte ausmacht!

Neben ihrer grundsätzlichen Bedeutung und den Voraussetzungen, die seitens der Organisation oder auf Teamseite gegeben sein müssen, damit sie entwickelt und gelebt werden können, stelle ich Ihnen die Werte nachfolgend auch anhand von jeweils zwei Beispielen aus der Praxis vor: Ein Umsetzungsbeispiel pro Wert hat positive Veränderungen bewirkt, ein weiteres Beispiel steht der wertebasierten Zusammenarbeit entgegen und veranschaulicht, wie die Nichtbeachtung des Wertes zu Problemen führte. Die Werte sind nicht trennscharf voneinander abgegrenzt, beeinflussen sich gegenseitig und brauchen regelmäßige Aufmerksamkeit.

Agile Werte leben ist nicht banal – also wie weiter?

Wenn Sie bereits im Vorfeld oder jetzt festgestellt haben, dass es gar nicht so banal ist, agile Werte zu leben, schlage ich Ihnen folgendes Vorgehen im Umgang mit diesem Artikel vor:

  • Lesen Sie die Beschreibungen, Voraussetzungen und Fallbeispiele zu den einzelnen Werten, um sich ein anschauliches Bild von deren Inhalt zu machen.
  • Haken Sie dabei diejenigen Voraussetzungen ab, die Sie jeweils für erfüllt halten.
  • Sollten nicht alle Voraussetzungen erfüllt sein – was sehr wahrscheinlich ist –, wählen Sie je Wert die eine Voraussetzung aus, die Ihrer Meinung nach am dringendsten erfüllt werden sollte, und markieren Sie diese mit einem Kreuzchen.
  • Ergänzen Sie bei Bedarf weitere Voraussetzungen, die Sie für wichtig halten, und streichen Sie diejenigen, die Ihnen unwichtig erscheinen.

Was ich Ihnen hier anbiete, erhebt nicht den Anspruch auf die absolute Wahrheit! Es soll Ihnen als Diskussionsgrundlage für Ihr Team dienen und Sie dazu inspirieren, die Beispiele mit Ihrer Arbeitswirklichkeit abzugleichen. Worauf Sie sich aber verlassen können: Alle meine Beispiele sind ganz aus dem echten Leben gegriffen und beschreiben von mir tatsächlich Erlebtes, wenn auch anonymisiert.

Wert: Selbstverpflichtung

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Alle Kommentare (9)

Rainer
Lingmann

So hilfreich ich diese fünf Werte finde, ist es aus meiner Sicht doch auch wichtig zu wissen, dass es nicht "die agile Werte" sind - sondern die Scrum-Werte. Nun ist Scrum zwar agil, aber Agil ist nicht Scrum.

Für alle agile Methoden ist das Agile Manifest das verbindende Element, in dem diese Werte aber nicht auftauchen. Sie finden sich seit 2016 im Scrum Guide. Kanban hingegen hat bspw. neun Werte definiert, von denen sich nur Repekt und Fokus (allerdings konkret als Kundenfokus) auch in Scrum wiederfinden. Und auch andere Rahmenwerke oder Methoden wollen sich möglicherweise nicht ausschließlich auf diese Werte verpflichten lassen, die Schwaber und Sutherland ausgewählt haben.

Lieber Herr Lingmann, vielen Dank für Ihren Kommentar! Stimmt, als Scrumfan habe ich mich gerne auf die 5 Scrum Werte bezogen. Und ja, natürlich ist das agile Manifest das verbindende Element, da sind wir uns ganz einig:-) In meinem Buch habe ich auch explizit darauf hingewiesen, dass die ausgewählten Werte von Scrum kommen, ich aber finde, dass sie auch "Nicht-Scrummern" gut stehen. Es ging mir weniger darum, eine hochkorrekte Einordnung vorzunehmen, als agil arbeitende Menschen dazu zu inspirieren, sich mit Werten auseinander zu setzen und einen Weg aufzuzeigen, wie sie das tun können. Trotzdem kann ich nachvollziehen, dass Sie sich eine andere Benennung gewünscht hätten. Ich hoffe, Sie konnten dennoch etwas mit meinem Artikel anfangen! Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag und frohes Schaffen! Beste Grüße, Katharina Maehrlein

Klaus
Haasis
Dipl.-Ing.

... ich kann mich den vorherigen Kommentar nur anschließen. Die ursprünglichen "Agilen Werte" sind die 4 Values des Agilen Manifest. Für mich hat es den Anschein, da schreibt jemand, der von Agilität, Scrum, Kanban, SAFEe etc. keine richtige Ahnung hat. Da wird fröhlich von Agil fabuliert. Dann kommt auf einmal in einer Checkliste Scrum ins Spiel. Für mich ist das ein Problem unserer Zeit, dass jeder irgendwelche BUZZ Word aufnimmt, sie für seine Zwecke irgendwie verwurstet und dann irgendein Label dranhängt. Das kann man auch grundsätzlich machen, aber es sollte "transparent" sein .... so viel "Respekt" vor dem Leser sollte sein!

...ganz gleich ob es um agil oder Scrum oder sonst etwas geht, richtig? Lieber Herr Haasis, herzlichen Dank für Ihren Kommentar. Er zeigt, dass Sie sich sehr gründlich mit der agilen Welt auseinander gesetzt haben. Respekt dafür:-) Ich hoffe, wir sind uns in einem Punkt einig: alle 5 Werte spielen eine wichtige Rolle- unabhängig davon, woher sie kommen. Es ist mir wichtig, dass die Werte in der täglichen Zusammenarbeit praktisch gelebt werden und wie in meiner vorigen Antwort beschrieben- weniger wichtig, ihnen ein "richtiges" Etikett aufzukleben. Es passiert in der zwischenmenschlichen Kommunikation so leicht, dass man mit wenigen Worten Menschen entmutigt und degradiert und damit dem agilen Geist schadet. Aus meiner Sicht wäre das außerdem ein gutes Beispiel für eine Verletzung des Wertes "Respekt" oder wie sehen Sie das? Das wollen wir sicher beide nicht, oder? Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Arbeit und eine gute Zeit. Mit respektvollen Grüßen, Katharina Maehrlein

Elisabeth
Liberda

Gute Gedanken - insbesondere die Beschreibung der Tatsache, dass Werte nicht einfach so vorgegeben werden können, sondern es vieler Gespräche darüber bedarf, in welchen alltäglichen Verhaltensweisen und in welchen Haltungen diese Werte zum Ausdruck kommen. Nur so kann peu à peu eine Agilität unterstützende Kultur entstehen. Sehr gefreut hat mich, dass Psychological Safety, ohne die Agilität niemals entstehen kann, erwähnt wird. Die Positiv- und Negativbeispiele machen die beschriebenen Punkte lebendig.

Punkteabzug aus zwei Gründen:

1. Wie in den beiden anderen Kommentaren erwähnt, handelt es sich um die Scrum-Werte. Bei einer entsprechenden Überschrift wäre alles ok. So jedoch leistet der Artikel der leider weit verbreiteten falschen Ansicht Vorschub, dass "Agile" mit Scrum gleichzusetzen wäre. Und dem ist bekanntlich nicht so.
2. Checklisten erwecken den Eindruck der Vollständigkeit. Die Punkte in den Listen können Hinweise darauf sein, ob die Richtung stimmt. Um, wie im Management Summary beschrieben, "die Umsetzung der agilen Werte im eigenen Unternehmen gegen zu prüfen", sind sie nur eingeschränkt geeignet.

Es ist wohl dem jungen Alter der Autoren und Kommentatoren geschuldet, diese Zuordnungen oder Unterscheidungen zu machen. Es sind sowohl Scrum- wie auch agile-Werte!
Insbesondere aber sind es Werte, die längst vor Scrum- und Agil schon immer ihre Gültigkeit hatten, unabhängig der jeweiligen Methoden wie TQM, BSC, Lean, Kaizen....
In regelmäßigen Abständen lösen sich neue Methode als Heilsbringer für eine gewisse Zeit ab und stehen dann nicht mehr im Fokus. Mut, Respekt, Offenheit (für neues, anderes), Fokussierung und Commitment waren schon immer wichtig und sind daher zeitlose Werte, ungeachtet der jeweiligen neuen Methoden.

Lieber Herr Holzer, vielen Dank für den wertschätzenden Kommentar! Neben Ihrem Hinweis auf die Zeitlosigkeit der beschriebenen Werte hat mich auch die Vermutung " junges Alter der Autoren" gefreut. Falls Sie mich dabei eingeschlossen haben? In meinem Alter freut man sich da schon drüber´:-) Beste Grüße und frohes agiles Arbeiten jenseits von Dogma und Methodik wünscht Ihnen Katharina Maehrlein

Danke Herr Lingmann, Herr Haasis und Frau Liberda,
für Ihre Anmerkungen. Wir freuen uns, dass Sie sich Zeit für den Beitrag und das Teilen Ihrer Meinung dazu genommen haben! Ihre Kommentare haben wir an Frau Maehrlein weitergeleitet, sie wird darauf antworten.
Freundliche Grüße aus der Redaktion
Daniel Vienken

Vielen Dank für Ihr konstruktives Feedback liebe Frau Liberda, ja, durch die Wahl des Titels besteht das Risiko, dass man glauben könnte, ich wollte sagen: Scrum ist gleich Agil. Das ist natürlich nicht so. In meinem Buch zum Thema, aus dem dieser kurze Auszug stammt, war einfach mehr Platz, um das deutlich zu machen. “Die Punkte in den Listen können Hinweise darauf sein, ob die Richtung stimmt. " Genau so ist das von mir beabsichtigt. Mein Beitrag soll eine Diskussionsgrundlage liefern, vor deren Hintergrund im Idealfall eine reflexive Auseinandersetzung mit dem Thema "Werte" entsteht. Wenn der eine oder die andere sich dann auch noch auf den Weg macht, diese Grundlage für sich passend modifiziert und mit seinem Team einen Dialog dazu startet, dann wäre das etwas, was mich sehr erfreut. Denn genau dazu möchte ich einen Beitrag leisten:-) Ich grüße Sie herzlich und wünsche Ihnen viel Erfolg! Katharina Maehrlein