Emotionale Intelligenz

Als Emotionale Intelligenz (EQ = Emotional Quotient) wird die Fähigkeit bezeichnet, sowohl die eigenen als auch fremde Emotionen wahrzunehmen, sie richtig zu verstehen und angemessen mit ihnen umgehen zu können.

Emotionale Intelligenz

Als Emotionale Intelligenz (EQ = Emotional Quotient) wird die Fähigkeit bezeichnet, sowohl die eigenen als auch fremde Emotionen wahrzunehmen, sie richtig zu verstehen und angemessen mit ihnen umgehen zu können.

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05.12.2024
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Wir Menschen sind sozial – Anthropologen bezeichnen uns als "Herdentiere". Um in einer Gemeinschaft zu leben und miteinander auszukommen, zählt daher neben rein kognitiven Fähigkeiten (Hard Skills) auch das Vermögen, sich in andere Menschen hineinzuversetzen, ihre Emotionen zu verstehen und darauf eingehen zu können (Soft SkillsSoft SkillsSoft Skills sind Persönlichkeitseigenschaften, -fähigkeiten und -einstellungen, die unabhängig sind von fachlichen Voraussetzungen und Kompetenzen. Soft Skills sind trainierbar und werden häufig mit sozialer Kompetenz gleichgesetzt. ). Auch im beruflichen Kontext spielen zwischenmenschliche Beziehungen eine wichtige Rolle.

Das Konzept des EQ ergänzt somit das klassische des Intelligenzquotienten (IQ), der sich auf rein kognitive Fähigkeiten konzentriert, die anhand standardisierter Tests qualitativ messbar sind.

Der Begriff der emotionalen Intelligenz wurde erstmals von den US-amerikanischen Psychologen John D. Mayer und Peter Salovey eingeführt. Als theoretische Grundlage diente die Theorie der multiplen Intelligenzen von Howard Gardner. Deren Kerngedanke von Edward Lee Thorndike stammt, der 1920 die Relevanz sozialer Intelligenz am Beispiel eines Mechanikers als Vorarbeiter verdeutlichte, der trotz fachlichem Know-how scheitert, wenn es ihm an sozialer Kompetenz fehlt.

EQ versus IQ

Der IQ bemisst die Fähigkeit, Probleme lösen zu können. Gemessen werden hierbei Schnelligkeit und Effektivität. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse belegen, dass der Intelligenzquotient entgegen früheren Annahmen gesteigert werden kann, jedoch nur zu einem gewissen Grad.

Anders beim EQ: Hier geben der Zugang zu den eigenen Gefühlen sowie die gemachten Erfahrungen den Ausschlag. Er ist flexibel und wächst mit fortschreitender Lebenserfahrung. Auf den Punkt gebracht bedeutet emotionale Intelligenz das Können, sich in einer Gesellschaft zurechtzufinden, also das zu besitzen, was der Volksmund einen "gesunden Menschenverstand" nennt.

Heute wird dem EQ ebenso viel Bedeutung beigemessen wie dem IQ. Die Kombination aus beidem entscheidet darüber, ob und wie erfolgreich ein Mensch im (Arbeits-)Leben ist.

Die fünf Kompetenzen der emotionalen Intelligenz

1997 schrieb der US-amerikanische Psychologe und Wissenschaftsjournalist Daniel Golemann das Buch EQ. Emotionale Intelligenz, das international zum Bestseller wurde. Er definierte fünf Kompetenzen, die den Emotional Quotient eines Menschen ausmachen: 

  1. Empathie: Dank dieser Fähigkeit gelingt es, sich in andere hinzuversetzen und ihre Gefühle zu verstehen.
  2. Selbstwahrnehmung: Hierunter wird die Fähigkeit verstanden, seine eigenen Stärken und Schwächen zu kennen, sich ihrer bewusst zu sein und sich damit selbst einschätzen zu können.
  3. Selbstregulation: Selbstregulation bedeutet, in verschiedenen Situationen (auch und gerade negativen) kontrolliert reagieren zu können. Diese Fähigkeit zeigt sich vor allem dann, wenn man mit starken Emotionen wie Angst oder Wut umgehen muss.
  4. Motivation: Motivierte Menschen sind engagiert und in der Lage, Aufgaben und Projekte langfristig anzugehen. Dazu gehört auch, sich nicht von negativen Erfahrungen ausbremsen zu lassen.
  5. Soziale Kompetenz: Hierbei geht es wieder um das "Herdentier" im Menschen. Als soziales Wesen sind Fähigkeiten im Umgang mit anderen wichtig. Wie ausgeprägt diese sind, zeigt beispielsweise das Vermögen, mit anderen in Kontakt zu treten, wie beispielsweise bei der Arbeit im Team oder beim Netzwerken.

Die vier Charakteristika emotionaler Intelligenz

John Mayer und Peter Salovay haben darüber hinaus vier verschiedene Charakteristika identifiziert, die mit emotionaler Intelligenz einhergehen.

  1. Die Emotionen anderer Menschen wahrnehmen und erkennen.
  2. Die wahrgenommenen Emotionen nutzen, um Probleme zu lösen und Hürden zu überwinden.
  3. Verstehen, welchen Einfluss Emotionen auf Handlungen haben. Dies gilt sowohl für die eigenen als auch die der anderen.
  4. Mit Emotionen umgehen, sie steuern können, um Aufgaben erfolgreich zu erledigen bzw. Ziele zu erreichen. Auch dies gilt wieder für die eigenen ebenso wie für fremde.

Was zeichnet emotional intelligente Menschen aus?

Gerade in Teams ist emotionale Intelligenz eine wichtige Eigenschaft, um Projekte erfolgreich voranzubringen und abzuschließen. Menschen mit einem hohen EQ sind gute Kommunikatoren. Sie schaffen es dadurch, Beziehungen zwischen Kolleg:innen aufzubauen und das Teamgefühl zu stärken. Sie können sich in Andere hineinversetzen, andere Meinungen, Positionen oder Herangehensweise verstehen und schaffen es dadurch, in Konfliktsituationen deeskalierend zu wirken.

Menschen mit einem hohen EQ zeichnen sich außerdem dadurch aus, dass sie

  • sich ihrer eigenen Gefühle bewusst sind,
  • sich an verschiedene Situationen und Gegebenheiten anpassen können,
  • Kompromisse finden können, und
  • in Konfliktsituationen besonnen reagieren.

Erfolgsfaktor Emotionale Intelligenz

In Sachen Hard Skills sind Projektmanager:innen in der Regel gut aufgestellt: Dank zahlreicher Zertifizierungsmöglichkeiten besitzen sie fachliche und methodische Kompetenzen. Doch inzwischen weiß man, dass die Rolle auch u.a. Know-how um Teamentwicklung, KommunikationKommunikationIm Projektmanagement ist der Austausch von Informationen zwischen den Projektbeteiligten ein entscheidender Erfolgsfaktor und Kommunikation ist ein eigenständiger Aufgabenbereich für die Projektleitung. und den Umgang mit Konflikten erfordert.

So konnte inzwischen belegt werden, dass sich der Emotional Quotient positiv auf die Führungskompetenz auswirken kann. Projektleitungen mit hoher emotionaler Intelligenz agieren bei verschiedenen Aufgaben effektiver als Kolleg:innen mit niedrigem EQ.

In (Projekt-)Teams "menschelt" es. Emotionen, die im Privatleben auftauchen, wie Freude, Wut oder Traurigkeit, begegnen uns auch im beruflichen Kontext. Business-Coach Helga Trölenberg empfiehlt verschiedene Übungen, um die Emotionale Intelligenz zu trainieren.

Übung 1: Neue emotionale Welten entdecken

Mit Hilfe von Sprache können wir unsere Emotionen sehr genau und vielfältig äußern. Dies ist eine zentrale Voraussetzung, um Gefühle zu verstehen. Doch wenn wir gefragt werden, wie es uns geht, lautet die Antwort meist nur "gut" oder "nicht so gut".

Daher geht es zunächst darum, an der Fähigkeit zu arbeiten, Gefühle zu beschreiben. Ausgehend von sechs Basisemotionen – Freude, Wut, Traurigkeit, Überraschung, Furcht und Ekel – gilt es nun, alternative Adjektive zu suchen. In der Tabelle unten können Sie diese Begriffe notieren. Schreiben Sie auf, was Ihnen einfällt und ergänzen Sie weitere Begriffe zu einem späteren Zeitpunkt. Auf diese Weise erarbeiten Sie Ihre persönliche Gefühlsliste, die es Ihnen erleichtert, Ihre Gefühle abgestuft und mit sprachlicher Varianz auszudrücken.

Tabelle 1: Ihre ganz persönliche Gefühlsliste

Freude

Wut

Traurigkeit

Überraschung

Furcht

Ekel

ausgelassen

gereizt

deprimiert

erstaunt

fassungslos

angewidert

glücklich

unzufrieden

niedergeschlagen

begeistert

panisch

abgestoßen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Übung 2: Wer oder was ist mein Gefühl?

In dieser Übung geht es darum, sich mit einem zuvor ausgewählten Gefühl näher vertraut zu machen. Dieser "Blick hinter die eigenen Kulissen" sorgt dafür, dass Sie sich selbst besser kennenlernen. Möglicherweise stoßen Sie dabei auf Muster, die Ihnen ungünstig erscheinen. Mit wohlwollendem Respekt betrachtet, kann es dabei passieren, dass Sie Nützliches entdecken.

Da diese Übung aus mehreren Teilen besteht, sollten Sie sich dafür etwa 45 Minuten Zeit nehmen. Denken Sie an eine konkrete Situation, in der Sie ein bestimmtes Gefühl hatten – positiv oder negativ. Zum Beispiel: Das Gefühl der Sorglosigkeit, als endlich Ihr Vertrag verlängert wurde oder das Gefühl von Erschütterung, als Sie hörten, dass jemand aus Ihrem Umfeld schwer erkrankt ist.

Rufen Sie sich die Situation und Ihr dabei erlebtes Gefühl in Erinnerung. Fragen Sie sich: Wenn mein Gefühl ein Tier wäre, wie sähe es aus? Wo würde es leben? Was würde es fressen? Wie käme es mit Artgenossen oder Feinden zurecht? Notieren Sie alles, was Ihnen dazu einfällt. Zeichnen Sie nun Ihr Gefühl, wobei Sie sich vorstellen, dass Ihr Gefühl dabei den Stift führt.

Mein Gefühl: _________________________________________________________________________________

Mein Gefühl als Tier: _________________________________________________________________________

Mein Gefühl als Bild:

Bild3

Wenn Sie fertig sind, betrachten Sie das Gemalte. Was fällt Ihnen auf? Was überrascht Sie? Was kennen Sie schon? Haben Sie hinter Ihrem Gefühl noch ein weiteres Gefühl entdeckt? Notieren Sie Ihre Erkenntnisse. Am Ende dieser Übung sind viele erstaunt, wie facettenreich ein Gefühl sein kann, wenn man sich damit auseinandersetzt.

Hier geht es zu dem ganzen Beitrag von Helga Trölenberg und weiteren Übungen.

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